Philosophische Strömungen: Moral, Wahrheit und der 'Tod Gottes'
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Nietzsches Kritik an Christentum und Moral
Die Umwertung der Werte und das Ressentiment
Nietzsche sah die Welt als einen Kampf gegen das Chaos, geprägt von der irreduziblen Präsenz gegensätzlicher Kräfte und der ewigen Wiederkehr. Er kritisierte die Vorherrschaft des Bewusstseins und der Vernunft über die Triebe sowie die Vorstellung eines strafenden Gottes, die auf eine Schwächung von Wünschen, Gefühlen, dem Willen zur Macht, Stolz, Ehrgeiz, Instinkten, Natürlichkeit und Leidenschaft abzielt.
Das Christentum, so Nietzsche, wurde aus jüdischen Strömungen zusammengestellt, die den jüdischen Charakter von Sünde und Ressentiment betonen. Die jüdischen Priester, die aufgrund ihrer Unfähigkeit, ihre Instinkte zu befriedigen, litten, kehrten die wahren Werte um:
- Das Gute, Edle, Mächtige, Glückliche und von Gott Geliebte wurde in das Jämmerliche, Arme, Machtlose, Minderwertige, Leidende, Abstinente, Kranke und Deformierte verkehrt.
- Aus ihrem Elend und angetrieben von Ressentiment schufen sie allgemeine Gesetze und ethische Normen, die für alle gültig sein sollten.
Kants Erkenntnistheorie und Moralphilosophie
Von David Hume beeinflusst, erkannte Kant, dass Wissen nicht allein aus Erfahrung gewonnen werden kann. Er postulierte, dass die Seele die Erfahrung transzendiert und dass die Existenz Gottes, die Freiheit des Menschen und die Unsterblichkeit der Seele nicht beweisbar sind. Folglich sollte nichts mehr auf Gott bezogen werden, weder die Moral noch die Erkenntnis der Wirklichkeit.
Dennoch wagte Kant nicht, den „Tod Gottes“ zu proklamieren, wie es später Schopenhauer tun würde. Stattdessen fand der kategorische Imperativ eine neue Grundlage, um den Glauben an eine freie und unsterbliche Seele sowie einen allmächtigen Gott aufrechtzuerhalten.
Obwohl Kant die theologischen Dogmen der Kirche, ihren Obskurantismus und ihre weltliche Macht angriff, respektierte er:
- Das Vertrauen in die Objektivität der Sprache.
- Den Glauben an die natürliche Regelmäßigkeit und die Möglichkeit der Erkenntnis.
- Die Rolle Gottes als:
- Sinn der Welt.
- Garant für die Sicherheit politischer Institutionen und die Unterstützung der Autorität.
- Gewährleistung moralischer Belohnung und Bestrafung.
- Schöpfer, Erhalter und Retter der Menschenwürde.
- Ermöglicher der Existenz von Naturgesetzen und Logikgesetzen.
- Ursache für die stabile Existenz der Dinge und unserer persönlichen Identität.
Nietzsches Interpretation des "Todes Gottes"
Nietzsche sah den „Tod Gottes“ nicht nur als eine Reduzierung der Kirche auf die Zerstörung ihrer Privilegien. In seiner Genealogie der Moral erkannte er vielmehr: „Die Kirche ist abstoßend, aber ihr Gift.“
Nietzsches Stil und die "Philosophen des Verdachts"
Nietzsche pflegte einen metaphorischen und aphoristischen Stil, der sich nicht um die Wahrheit oder Falschheit von Aussagen sorgte, sondern um deren vitale Kraft. Er erhob keinen Anspruch auf Objektivität und wandte sich gegen den Geist des von ihm vermuteten „System-Menschen“ – eines Herdentiers, entfremdet und neurotisch –, dem die wahre Wirklichkeit unbekannt blieb.
Zusammen mit Marx und Freud gilt Nietzsche als einer der „Philosophen des Verdachts“, die gegen die Überbewertung des Rationalismus, des Bewusstseins und des unendlichen Glaubens an die Möglichkeiten der Wissenschaft rebellierten.
Ursprünge der westlichen Kultur
Sokrates: Daimon und moralisches Gewissen
Sokrates erfand mit seiner Theorie des „Daimon“ – im Gegensatz zum sophistischen moralischen Konventionalismus – das moralische Gewissen als Gegenstand der Wissenschaft.
Die Tugend, die anfangs eine freudige Handlung war, wurde zu einer vom Gewissen diktierten Aktion. Glücklichsein bedeutete nun den Verzicht auf Leidenschaften, Reichtum, Ehrgeiz, auf die Freuden räuberischer Krieger, auf Ehre und Stolz des öffentlichen Lebens. Die Freuden des Bewusstseins – also der Wissenschaft, so das Argument – sollten alle anderen ersetzen.
Mittels Definition und Induktion – Methoden, die er nutzte, um voreilige Definitionen zu widerlegen – trieb Sokrates die Möglichkeit der wissenschaftlichen Erkenntnis voran. Gegen Relativismus, Skeptizismus und die Trennung von Sprache und Realität, die aus sophistischer Spitzfindigkeit resultierte, vertrat er die Ansicht, dass die Wahrheit existiert, in unserer Reichweite ist und die Sprache die Realität präzise ausdrücken kann.
Platon: Intelligible Welt und die Rolle der Vernunft
Platon setzte die sokratische Aufgabe fort: Er stellte die intelligible Welt – real, unveränderlich und ewig – der sensiblen Welt – falsch, wandelbar und vergänglich – gegenüber. Die Vernunft ist es, die uns zu Glück und Tugend führt.
Er betonte die Wahrheit über die Instinkte – wie im Fall von Kallikles – und verachtete das Sinnliche, Materielle und Subjektive. Platon hielt an der Unsterblichkeit der Seele fest, am Gefühl der „Schuld“, das sich dem Diktat der Vernunft nicht unterwarf, und an der Existenz von Belohnung und Bestrafung im Jenseits für Übeltäter.
Das Christentum und seine philosophischen Wurzeln
Das Christentum übernahm all diese sokratisch-platonischen Dogmen – die Verteidigung von Ordnung, Verständlichkeit und Zweck.