Philosophische Theorien der Wahrheit
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Arten der Wahrheit
Wahrheit als Korrespondenz
Die Korrespondenztheorie der Wahrheit basiert auf zwei Annahmen: Erstens existiert eine vom Denken unabhängige Realität, und zweitens ist es möglich, diese Realität zu erkennen. Sie entspricht den Positionen des Empirismus und der realistischen Erkenntnistheorie.
Diese Theorie wurde bereits von Aristoteles und Thomas von Aquin vertreten, die Wahrheit als die Übereinstimmung zwischen Intellekt und Sache definierten.
In der Neuzeit wurde diese Wahrheitstheorie von Bertrand Russell neu formuliert, der die Existenz eines Isomorphismus zwischen Realität und Denken postulierte.
Alfred Tarski betonte die vermittelnde Rolle der Sprache im Erkenntnisprozess.
Wahrheit als Kohärenz
Die Kohärenztheorien der Wahrheit wurden von Rationalisten oder Idealisten wie Spinoza, Leibniz oder Hegel vertreten. Sie bewegen sich auf der sprachlichen Ebene und thematisieren die Beziehungen zwischen den Zeichen eines Systems.
Es ist nicht notwendig, die Wahrheit oder Falschheit einer Aussage durch den Vergleich mit der Außenwelt zu überprüfen, da ein Satz als wahr gilt, wenn er nicht im Widerspruch zu anderen Sätzen steht, die Teil des Systems sind. Die Wahrheit oder Falschheit hängt somit von seiner Beziehung zu anderen Aussagen innerhalb des Systems ab.
Wahrheit als Offenbarung
Die Offenbarungstheorien der Wahrheit argumentieren, dass die Wahrheit in der Regel in der Realität verborgen liegt und die Aufgabe des Subjekts darin besteht, sie zu entdecken und sichtbar zu machen. Dieser Ansatz entstand bei Parmenides, wurde aber expliziter von Martin Heidegger entwickelt. Demnach sind Dinge oft verborgen, und das Ziel des Wissens ist es, sie durch Diskurs ans Licht zu bringen.
Wahrheit als Konsens
Es gibt Theorien, die Wahrheit als Konsens konzipieren, wobei sie auf der Ebene der Beziehungen zwischen den Subjekten angesiedelt ist. Für Émile Durkheim reduziert sich der Gegensatz zwischen wahr und falsch auf ein Problem gesellschaftlicher Zustimmung und Ablehnung.
Jürgen Habermas ist der Ansicht, dass eine gute Definition von Wahrheit intersubjektive Aspekte berücksichtigen muss, die typisch für das gesellschaftliche Leben sind.
Die Wahrheit ist das Produkt einer intersubjektiven Gemeinschaft von Individuen, die durch einen gemeinsamen Diskurs in aktiver Beziehung zueinander stehen.
Pragmatische Wahrheit
Die pragmatische Auffassung der Wahrheit besagt, dass das wahr ist, was sich in der Praxis als nützlich oder wirksam erweist.
Charles S. Peirce argumentiert, dass eine Aussage wahr ist, wenn sie sich mithilfe der wissenschaftlichen Methode als haltbar erweist. Nur die wissenschaftliche Methode führt zu einer übereinstimmenden Meinung und gilt als die zuverlässigste.
Wahrheit als Perspektive: Hermeneutik
Diese Theorie berücksichtigt die Bedingungen, unter denen das Subjekt die Wahrheit sucht und findet. Nach José Ortega y Gasset kann Wahrheit nur durch die Summe aller individuellen Perspektiven auf die Welt gewonnen werden. Das gesamte Wissen und die Erfahrung einer Person sind von einer Reihe von Vorurteilen geprägt, die das Verständnis der Welt und die Annäherung an die Wahrheit ermöglichen.
Die Wahrheit hat einen existenziellen Charakter. Sie entsteht im Dialog und ist das Ergebnis einer Vereinbarung, einer "Horizontverschmelzung" der Subjekte.