Philosophische Vergleiche: Staat und Geschichte

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Platon, Aristoteles und Kant: Der Staat

Gemeinsamkeiten

  • Notwendigkeit der politischen Gesellschaft: Für alle ist die politische Gesellschaft für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen notwendig. Der Mensch wird erst ganz Mensch in der politischen Gesellschaft oder dem Staat.

Unterschiede

  • Natur vs. Vertrag: Im griechischen Denken (Platon, Aristoteles) ist der Mensch ein soziales und politisches Wesen; die Gesellschaft ist natürlich, eine Antwort auf die menschliche Natur. Für Denker der Neuzeit wie Kant hat der Staat seinen Ursprung in einem Vertrag oder einer Vereinbarung zwischen Menschen.
  • Ziel des Staates: Im griechischen Denken ist das Ziel des Staates ethisch: Bei Platon soll er gerechte und tugendhafte Menschen hervorbringen. Nur in einem gerechten und harmonischen Staat kann man die Tugend der Gerechtigkeit erreichen. Bei Aristoteles ist die Polis dazu da, gut zu leben und Glück zu erreichen. Bei Kant hingegen soll der Staat die Koexistenz freier und gleicher Individuen gewährleisten.

Kants und Marx' Geschichtsauffassung

Gemeinsamkeiten

  • Zentrale Bedeutung der Geschichte: Für Kant und Marx ist die Geschichte von zentraler Bedeutung für ihre Philosophie. Der historische Materialismus ist zentral für den marxistischen Humanismus; bei Kant ist die Geschichte perfekt in sein gesamtes System integriert.
  • Transzendentes Ziel: Das Ende der Geschichte ist bei beiden transzendent: Für Marx ist es das Verschwinden der kapitalistischen Produktionsweise und die Errichtung des Kommunismus; für Kant sollte die Geschichte auf einen ewigen Frieden zusteuern.
  • Widerspruch und Antagonismus: Widerspruch und Antagonismus sind in beiden Geschichtsvorstellungen vorhanden: bei Kant die ungesellige Geselligkeit, bei Marx Widerspruch und Klassenkampf.

Unterschiede

  • Aufklärung vs. Praxis: Kant ist ein perfekter Vertreter der Aufklärung und Verfechter ihrer Ideale. Marx hingegen will mit der Auffassung von Philosophie als bloßer Theorie oder Betrachtung der Wirklichkeit brechen und die Praxis zur Veränderung der Welt anwenden. Marx wirft Kant vor, ein Philosoph zu sein, der die Welt nur betrachtet.
  • Mensch und seine Rolle: Die Konzeption des Menschen und seiner Rolle in der Geschichte unterscheidet sich. Kant sieht den Menschen mit Vernunft und moralischer Freiheit ausgestattet, um sich voll zu entwickeln. Marx sieht den Menschen dazu bestimmt, die Natur zu transformieren und sich voll zu entfalten. Arbeit ist das Wesen des Menschen.
  • Begriff und Zweck der Geschichte: Der Begriff der Geschichte und ihr Zweck werden auf zwei verschiedene Weisen verstanden.
    • Geschichtsbegriff: Marx' Geschichtsbegriff ist materialistisch. Kant liest und interpretiert die Geschichte nicht primär aus ökonomischer Sicht, sondern als teleologische Entwicklung der Natur oder des Menschen als rationales und moralisches Wesen.
    • Ziel der Geschichte: Bei Kant ist das Ziel der Geschichte die vollständige Entfaltung der natürlichen Anlagen des Menschen als rationales und moralisches Wesen in einer gerechten bürgerlichen Gesellschaft und im internationalen ewigen Frieden. Bei Marx ist das Ziel der Geschichte die Zerstörung des Kapitalismus, der den Menschen entfremdet, und die Errichtung des Kommunismus, in dem der Mensch Herr seiner selbst und des Produkts seiner Arbeit ist und in Harmonie mit anderen und der Natur lebt.
    • Gewährleistung des Ziels: Bei Kant ist das Ende der Geschichte gewissermaßen gewährleistet, da die Natur nichts umsonst tut; die natürlichen Anlagen des Menschen werden sich im Laufe der Geschichte vollständig verwirklichen, wenn nicht auf individueller, so doch auf Gattungsebene. Bei Marx ist das Ende der Geschichte das Ergebnis der revolutionären Rolle des Proletariats gegen die bürgerliche Gesellschaft.

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