Platon und Aristoteles: Schlüsselkonzepte der antiken Philosophie
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Platons Philosophie: Ideen und Erkenntnis
Die Idee des Guten
Platon vertritt die Ansicht, dass die Idee des Guten die wichtigste in der Welt der Ideen ist. Tatsächlich ist sie diejenige, die andere Ideen und die sinnliche Welt mit Rationalität und Gefühl durchdringt. Das Ergebnis ist, dass alle Dinge für alle Menschen existieren und auf die eine oder andere Weise nach dem Guten streben. Sie bestimmt den Zweck, warum alles existiert.
Die intelligible Welt der Ideen
Die intelligible Welt ist die Welt der authentischen Realität (unveränderlich, vollkommen und ewig). Platon nennt sie auch die Welt der Ideen, als den Ort, wo sie beheimatet sind. Die Ideen oder Formen, die sie bewohnen, sind universell, unveränderlich, unvergänglich – das heißt, sie besitzen Eigenschaften, die Parmenides zugeschrieben werden.
Platon erstellt eine Hierarchie, indem er die Idee des Guten an die erste Stelle setzt, gefolgt von den Vorstellungen von Schönheit und Wahrheit, dann den mathematischen Ideen an dritter Stelle und schließlich dem Rest der Ideen. Obwohl man prinzipiell folgern könnte, dass es so viele Ideen wie universelle Begriffe gibt, weigert sich Platon, Ideen zu akzeptieren, die negativen Realitäten oder geringem Wert entsprechen. Er lässt nur mathematische Ideen und Ideen mit moralischer und ästhetischer Konnotation zu. Auf diese Welt kann nicht mit den Sinnen, sondern nur durch die Vernunft (Dialektik) zugegriffen werden.
Dialektik: Der Weg zur Erkenntnis
Die Dialektik ist eine der beiden Formen, um Zugang zur Welt der Ideen und zur Wissenschaft zu erhalten. Sie erfordert das höchste Maß an Wissen und wird von Platon mit der Philosophie identifiziert. Es ist eine kognitive Aktivität, die über die Ausübung der Vernunft zur Erkenntnis der Welt der Ideen und der Idee des Guten führt. Die Dialektik wäre daher ein Aufstieg, der auf reiner Reflexion basiert, ohne die Intervention der sinnlichen Wahrnehmung.
Anamnesis (Erinnerung)
Diese Theorie besagt grundsätzlich: Wissen ist Erinnern. Sie verteidigt die These, dass die Seele in der Welt der Ideen lebt, bevor sie den Körper in der sinnlichen Welt bewohnt. Sie erlangt eine unmittelbare Kenntnis der Ideen, vergisst dieses Wissen jedoch, wenn sie im Körper in der sinnlichen Welt inkarniert. Dank der Intervention eines Lehrers ist es möglich, das vergessene Wissen wiederzuerlangen.
Platon verteidigte diese Theorie des Wissens, ausgestattet mit Universalität und Notwendigkeit (Mathematik und Dialektik), weil er glaubte, dass sie so exzellent waren, dass sie nicht aus empirischer Erfahrung oder Wahrnehmung erklärt werden konnten. Kurz gesagt, die Seele erinnert sich an eine Wahrheit, zu der sie vor der Inkarnation Zugang hatte und die sie in dieser Welt wiedererkennt, indem sie sich an etwas erinnert, das sie kannte, als sie in der Welt der Ideen lebte. Der Wert, der den durch Erfahrung geschwächten sinnlichen Erkenntnissen zugeschrieben wird, besteht darin, der Erinnerung zu dienen.
Meinung (Doxa)
Die Meinung (Doxa) ist die untere Form des Wissens, die auf der Wahrnehmung basiert, und ihr Untersuchungsobjekt ist die sinnliche Welt, d.h. physische Dinge, die sich in einem kontinuierlichen körperlichen Werden befinden. Die Meinung gliedert sich in:
- Glaube (Pistis): Das Wissen, das wir von den Dingen haben, wenn wir sie direkt wahrnehmen und eine Vorstellung von ihnen bilden.
- Vermutungen oder Phantasie (Eikasia): Das Wissen, das wir von den Dingen haben, wenn wir Schatten und Spiegelbilder sehen.
Der Philosophenkönig und der ideale Staat
Der Philosophenkönig ist eine politische Figur, die für eine gerechte Gesellschaft unerlässlich ist. Platon stellt einen idealen Staat vor, in dem die Gesellschaft in Gruppen unterteilt ist, je nachdem, wie jeder die Grundbedürfnisse befriedigen sollte:
- Handwerker und Bauern: Ihre Rolle ist es, die Güter (Lebensmittel, Kleidung, Werkzeuge usw.) zu produzieren, die alle Menschen benötigen.
- Wächter: Sie sind für die Sicherheit des Staates verantwortlich, um die innere Ordnung aufrechtzuerhalten und die Gruppe gegen äußere Angriffe zu verteidigen.
- Herrscher: Sie erlassen Gesetze und müssen bei allen Mitgliedern Gerechtigkeit schaffen.
Die Herrscher sind in der Figur des Philosophenkönigs verkörpert. Diese Figur ist das Ergebnis Platons autoritärer Konzeption des geistigen Denkens. Die vorgeschlagene Politik ist nicht demokratisch und klassenbasiert. Die Staats- und Regierungschefs müssen von sehr jungem Alter an in den verschiedenen Wissenschaften erzogen werden, einschließlich körperlicher Anstrengung und der Praxis der Tugend. Diese Regierung liegt nicht in den Händen der Mehrheit, sondern wird von denen gewählt, die Zugang zu wahrer Wissenschaft, Wissen und dem Guten haben können – den Philosophen.
Abschließend sind die Grundthesen Platons, die die Figur des Philosophenkönigs stützen:
- Das Ziel ist das Wissen des Guten.
- Nicht alle Menschen sind fähig, dieses Wissen zu erlangen.
- Diejenigen, die qualifiziert sind, sollen die Gesellschaft führen.
- Die Wissenschaft des Guten ist in der Philosophie enthalten.
Aristoteles' Philosophie: Natur, Glück und Ursachen
Natur
Aristoteles versteht Natur in zwei Bedeutungen: Zum einen als die Gesamtheit aller natürlichen Dinge und zum anderen als das charakteristische Merkmal eines Dinges. In dieser zweiten Bedeutung der Natur geht es darum, welche Merkmale ein Objekt besitzt, insofern diese Funktionen oder Veränderungen ein gewisses Potenzial aufweisen, das sich entfalten kann. So leben die Dinge ihrem Wesen nach, mit ihren der Natur eigentümlichen Potenzialitäten.
Aristoteles definiert die Natur als das Wesen des Seienden, das in sich das Prinzip der Bewegung trägt und praktisch mit der Essenz identifiziert wird. Der Begriff der Natur betrifft auch die Art und Weise, wie der Rest des Körpers beschaffen ist. Zum Beispiel ist der Mensch von Natur aus ein soziales Wesen; dies ist die eigentliche Art und Eigenschaft der menschlichen Realität.
Das soziale Wesen des Menschen
Von Natur aus ist der Mensch ein soziales Wesen, d.h., er neigt dazu, in der Gemeinschaft, der Polis, zu leben. Der Mensch muss seinen sozialen Bedürfnissen gerecht werden und die ihm eigenen Funktionen ausüben: die intellektuellen Fähigkeiten. Wesen, die alleine leben, sind Tiere oder Götter.
Aristoteles verteidigt einen sozialen Organismus, in dem der Staat von Natur aus vor der Familie und dem einzelnen Menschen existiert. Und wenn jedes Individuum für sich allein nicht ausreicht, wird es als Teil eines Ganzen betrachtet.
Glück (Eudaimonia)
Aristoteles glaubt, dass das höchste Gut die Eudaimonia (Glückseligkeit) ist. Dies könnte als die Verwirklichung des eigentlichen Ziels jedes Lebewesens definiert werden. Das Glück, das dem Menschen entspricht, besteht in der Verwirklichung seiner rationalen oder intellektuellen Funktionen und Aufgaben, da diese ihm gemäß seiner Verfassung und seinem Zweck eigen sind. So definiert Aristoteles den Menschen als rationales Lebewesen, und die höchste kontemplative Tätigkeit bringt Glück.
Aristoteles ist jedoch der Ansicht, dass neben dem Erwerb von ethischen und dianoetischen Tugenden auch materielle Güter (Gesundheit), äußere Güter (wirtschaftliche Unabhängigkeit) und menschliche Zuneigung notwendig sind, um glücklich zu sein.
Ursachenlehre
Wir können eine Ursache als Prinzip oder Faktor definieren, von dem eine Sache abhängt. Für Aristoteles ist eine Ursache ein Prinzip des Seins, von dem die Existenz eines Wesens in irgendeiner Weise abhängt. Dieser Begriff der Ursache ist umfassender als heute. Was wir heute als Ursache bezeichnen, würde Aristoteles als Wirkursache und letzte Ursache verstehen.
Nach Aristoteles betrachten wir vier Aspekte, um ein Wesen zu erklären oder zu verstehen:
- Materielle Ursache: Das Material, aus dem etwas gemacht wird.
- Formale Ursache: Die Struktur oder Form, die durch die Veränderung angenommen wird.
- Wirkursache (Effiziente Ursache): Das, was die Veränderung bewirkt oder das, was etwas zu dem macht, was es ist, d.h. der Ursprung der Veränderung.
- Zweckursache (Finalursache): Das Ziel, wozu etwas existiert, werden kann oder werden muss, oder das die Veränderung motiviert.
Nach Aristoteles verhält sich die Natur so, dass die Zweckursache in der Aktualisierung des eigenen Seins jedes Modells besteht.