Platon: Die Ausbildung der Philosophen-Herrscher und Schlüsselbegriffe
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Die Auswahl der Herrscher (Paideia)
Die Auswahl der Herrscher erfolgt in mehreren Stufen:
Stufe 1: Kindheit bis 20 Jahre
Von der Kindheit (wobei Kinder von ihren Eltern entfernt werden sollten, da diese nur ihre Gewohnheiten und Laster weitergeben) bis zum 20. Lebensjahr. Die nicht ausgewählten **Handwerker** werden Teil der dritten sozialen Gruppe. Während dieser Zeit werden Arithmetik, Geometrie und Gymnastik studiert, und die Kandidaten müssen Kriegen als Zuschauer beiwohnen.
Stufe 2: 20 bis 30 Jahre
In dieser Phase werden Arithmetik, Geometrie, **Stereometrie** (volumetrische Eigenschaften), Astronomie und Harmonielehre studiert. Diejenigen, die insgesamt gute Anlagen zeigen, beginnen mit der Dialektik und steigen in Stufe 3 auf.
Stufe 3: 30 bis 35 Jahre
Die aufsteigende Dialektik wird betrachtet. Sie muss ohne die Hilfe der Sinne beherrscht werden, um zur nächsten Phase überzugehen.
Stufe 4: 35 bis 50 Jahre
Rückkehr in die Höhle (absteigende Dialektik). Die gelernten Lehren sollen in der mittleren Führungsebene und in der Kriegsführung praktisch umgesetzt werden. Diejenigen, die sich in Studium und Praxis auszeichnen, gelangen in die 5. Stufe. Diejenigen, die die Stufen 2, 3 und 4 nicht bestehen, bilden die zweite soziale Schicht, die **Wächter** (Krieger).
Stufe 5: 50 Jahre und älter
Fortsetzung der Dialektik bis zur Erkenntnis der Idee des Guten.
Abschluss
Wenn die Zeit gekommen ist, übernehmen sie die Stadtverwaltung (**Philosophen-Herrscher**).
Erforderliche Merkmale der Philosophen-Herrscher
Nach Abschluss des Bildungsprozesses (Paideia) legt Platon folgende Qualitäten fest, die Herrscher besitzen sollten:
- Intelligent.
- Stark, tapfer und schön.
- Männlich/Viril (wird jedoch widersprochen, da Platon auch sagt, dass Frauen die Stadtverwaltung erreichen könnten).
- Eifrig im Studium und Lernen.
- Gutes Gedächtnis, unermüdlich und liebend alle Arten von Arbeit.
Vor der Wahl des idealen Herrschers ist äußerste Vorsicht geboten. Eine falsche Wahl würde die Philosophie in eine schmerzhafte Realität stürzen, da diejenigen, die derzeit regieren, Jünger der Sophisten sind.
Individuum und Gemeinschaft im Idealstaat
Nach Platon ist der Mensch nicht autark (selbstgenügsam) und hat daher die Notwendigkeit, mit anderen zusammenzuarbeiten, um seine Grundbedürfnisse zu decken. Nur in einem harmonischen Staat, in dem jeder Bürger seine Funktion erfüllt, herrscht Gerechtigkeit. Dadurch kann das Individuum Glück und Tugend erreichen (Platons grundlegendes Ziel).
Wichtige philosophische Schlüsselbegriffe
Ideenlehre (Theory of Ideas)
Behauptet die Existenz bestimmter immaterieller, konzeptueller, unveränderlicher, ungeschaffener, zeitloser, absolut transzendenter und nicht-sinnlicher Realitäten. Diese intelligible Welt ist von der physischen Welt getrennt. Die Ideen sind die idealen Modelle und das wahre Wesen der sinnlichen Dinge, welche lediglich Imitationen darstellen.
Ontologischer Dualismus
Die physische Welt der sinnlichen Dinge kopiert oder imitiert die Ideen der intelligiblen Welt.
Doxa oder Meinung
Stellt eine niedrigere Ebene des Bewusstseins dar. Sie bezieht sich auf die Sinnenwelt und die sich wandelnden materiellen Dinge, die einfache Kopien der Ideen sind. Es ist ein oberflächliches und scheinbares Wissen, das mit den Sinnen verbunden ist.
Episteme oder Wissen
Stellt die höchste Stufe des Wissens dar und zeigt uns die wahre Realität, da es sich auf die Ideen konzentriert. Es ist objektiv, unveränderlich und wird auf Grundlage der Vernunft gewonnen.
Moralischer Intellektualismus
Die sokratische Ethik kann mit der Aussage zusammengefasst werden, dass Tugend Wissen und Laster Unwissenheit ist. Platon wendet dies auf den politischen Bereich an, woraus sich die Notwendigkeit der Philosophen-Herrscher ergibt.
Dialektik
Die Kunst, Ideen wissenschaftlich exakt und unwiderlegbar darzustellen.
Relativismus
Die Lehre, dass jede Wahrheit relativ ist und es daher keine objektiven und allgemein gültigen Wahrheiten gibt. Sie wurde von den Sophisten vertreten.
Politischer Empirismus
Eine von den Sophisten vertretene und von Platon kritisierte Lehre, die besagt, dass das, was das Volk (die Gefangenen in der Höhle) akzeptiert, das Richtige ist. Die Sophisten untersuchen die Wünsche des Volkes und lehren ihre Jünger, wie sie sich verhalten müssen, um in der Politik erfolgreich zu sein.
Skepsis
Sophistische Theorie, nach der man sich über nichts absolut sicher sein kann, da die Wahrheit unmöglich zu erkennen ist, und selbst wenn sie bekannt wäre, die menschliche Sprache niemals ein getreues Abbild der Realität liefern könnte.