Platon: Leben, Lehren und philosophisches Erbe
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Platons frühes Leben und Einflüsse
Platon wurde vermutlich um 428/427 v. Chr. in Athen geboren. In seiner Jugend widmete er sich der Dichtung und verfasste Gedichte sowie Dramen. Eine entscheidende Wende trat ein, als er Sokrates begegnete. Es wird berichtet, dass er daraufhin seine dichterischen Werke verbrannte, um sich ganz der Suche nach wahrer Philosophie zu widmen.
Die Verurteilung und Hinrichtung seines Lehrers Sokrates im Jahr 399 v. Chr. sowie seine kritische Haltung gegenüber den politischen Verhältnissen in Athen prägten ihn tief und motivierten ihn zur Entwicklung einer umfassenden politischen Theorie. Platon unternahm drei Reisen nach Syrakus auf Sizilien. Die erste Reise (um 388 v. Chr.) diente unter anderem dazu, die Lehren der Pythagoreer kennenzulernen. Er versuchte, den Tyrannen Dionysios I. von Syrakus für sein Modell einer idealen Staatsorganisation zu gewinnen, jedoch ohne unmittelbaren Erfolg. Zwischen seinen Reisen gründete Platon um 387 v. Chr. in Athen seine eigene Philosophenschule, die Akademie, die für Jahrhunderte Bestand haben sollte.
Schriften und der philosophische Kontext Athens
Platon hinterließ ein umfangreiches Werk, das größtenteils in Dialogform verfasst ist und in dem häufig Sokrates als Hauptgesprächspartner auftritt. Zentrale Themen seiner Schriften sind unter anderem die Konzepte von Gerechtigkeit, Tugend und dem Guten.
Das damalige Athen war ein Stadtstaat und gilt als Geburtsort der Demokratie. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass diese Demokratie nicht heutigen Maßstäben entsprach: Sklaven, Frauen und Metöken (ansässige Fremde) besaßen keine politischen Rechte. Politische Ämter wurden oft durch Wahl besetzt, und bei Volksversammlungen spielte die Rhetorik eine entscheidende Rolle, um die Zuhörer zu überzeugen. Folglich war Rhetorik ein wichtiges Lehrfach, und die sogenannten Sophisten boten entsprechenden Unterricht gegen Bezahlung an. Für viele Sophisten diente die Rhetorik weniger der Wahrheitsfindung als vielmehr dem Ziel, das Publikum zu überzeugen und in Debatten zu obsiegen. Sie vertraten oft relativistische oder skeptische Positionen, wonach objektive Wahrheit und gesichertes Wissen für den Menschen unerreichbar seien.
Platon setzte sich kritisch mit den Sophisten auseinander. In Anlehnung an Philosophen wie Parmenides unterschied er klar zwischen der Erkenntnis durch die Sinne und der Erkenntnis durch die Vernunft. Während die Sinne nur die wandelbare, erscheinende Welt erfassen, ist es die Vernunft, die Zugang zu den wahren, ewigen Ideen (oder Formen) hat. Diese Ideen, wie die Idee des Guten oder der Gerechtigkeit, stellen für Platon die eigentliche Wirklichkeit und den Urgrund alles Seienden dar.
Sokratisches Erbe: Wissen, Tugend und Dialektik
In der Nachfolge von Sokrates war Platon zutiefst davon überzeugt, dass es objektive Werte wie Tugend, Schönheit und das Gute gibt. Das Wissen um diese Werte betrachtete er als unerlässlich, um ein sittlich gutes Leben zu führen und einen Staat gerecht zu regieren. Wer das Gute nicht kennt, kann nach dieser Auffassung nicht wahrhaft gut handeln.
Daraus folgt der Kerngedanke des sogenannten ethischen Intellektualismus, den Platon von Sokrates übernahm: Niemand handelt wissentlich schlecht. Schlechtes Handeln resultiert aus Unwissenheit. Weisheit und das Streben nach Erkenntnis sind daher Voraussetzungen für tugendhaftes Verhalten. Die Tugend selbst ist Wissen.
Um zu diesem wahren Wissen zu gelangen, entwickelte Platon die Methode der Dialektik. Durch philosophischen Dialog, durch Frage und Antwort, soll das Wesen der Dinge ergründet und die Wahrheit, die nach Platon in jeder Seele bereits vorhanden ist (Anamnesis-Lehre), wiedererinnert werden. Diese Methode ist nicht nur ein Weg zur individuellen Erkenntnis, sondern auch fundamental für die Definition eines idealen Staates und einer gerechten Regierung, wie Platon es insbesondere in seinem Werk Politeia (Der Staat) darlegt.