Platon: Seele, Unsterblichkeit und Wissen
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Platon: Die abwertende Auffassung des Körpers
In seiner abwertenden Auffassung des Körpers folgt Platon Pythagoras: Der Körper ist das Gefängnis der Seele, in dem sie als Strafe für ein Vergehen eingesperrt wurde. Solange die Seele in einem Körper wohnt, ist dieser wie ein Grab, und erst der Tod wird die Befreiung der Seele vom Körper ermöglichen. Der Körper ist die Wurzel allen Übels, der Ursprung von verrückter Liebe, Leidenschaft, Hass, Zwietracht, Ignoranz und Wahnsinn – alles, was den Tod der Seele bedeutet. Während die vernünftige Seele zum Erhabenen neigt, neigt der Körper zum Irrationalen. Das Leben muss daher eine "Vorbereitung auf den Tod" sein, eine Übung der Reinigung, die die Seele nach und nach vom Körper und seinen Tendenzen befreit, sodass sie so bald wie möglich in ihre wahre Heimat zurückkehren kann: die Welt der Ideen.
Platon: Die Unsterblichkeit der Seele
Der rationale Teil der Seele ist unsterblich und ewig; er hat schon immer existiert und wird auch nach der Trennung vom Körper weiter existieren. Platon widmet einen ganzen Dialog, den Phaidon, dem Beweis der Unsterblichkeit der Seele. Seine Hauptargumente sind:
- Erinnerung als Grundlage des Wissens: Zu wissen bedeutet, ein Thema innerhalb der Konzepte zu betrachten, die wir bereits in uns tragen und die wir nicht hätten, wenn wir nichts von dem Objekt vor uns wüssten. Zu wissen bedeutet im Wesentlichen, die Idee des Objekts zu erkennen und sich daran zu erinnern, die die Seele in ihrem ersten Leben, als sie in der Welt der Ideen frei vom Körper lebte, gesehen hat.
- Unvollkommenheit der Welt und Perfektion der Ideen: Diese Welt ist unvollkommen, und dennoch können unsere Konzepte perfekt sein. Das bedeutet, dass das Konzept des perfekten Kreises auf mehr oder weniger kreisförmige Objekte angewiesen ist, aber diese sind mehr oder weniger kreisförmig, je nachdem, wie ähnlich sie der Vorstellung von der perfekten Kreisform sind. Ein anderes Beispiel: In der sinnlichen Welt gibt es mehr oder weniger Gutes und mehr oder weniger Schönes, aber wir möchten eine unübertroffene Schönheit und Güte genießen. Unsere Vorstellungen von Schönheit und Güte konnten wir nicht aus unvollkommenen Wesen bilden, also haben wir die Ideen vor der materiellen Welt gekannt, was bedeutet, dass die Seele vor der Welt der Sinne existierte. Wenn sie vorher existierte, ist sie nicht körperlich und wird auch nach dem Tod des Körpers weiter existieren.
- Ähnlichkeit zwischen Seele und Ideen: Wie die Vorsokratiker dachten, muss es eine Ähnlichkeit zwischen dem Wissenden und dem Bekannten geben, um Wissen zu ermöglichen: "Gleiches wird durch Gleiches erkannt". Wenn die Seele also in der Lage ist, Ideen zu erkennen, muss sie von ähnlicher Art sein wie diese: Sie muss ewig und verständlich sein.
Platon: Die Theorie des Wissens
Wissen ist Erinnerung (Anamnese)
Platon argumentiert, dass alles Wissen Erinnerung an etwas ist, das schon immer in der Seele gewesen ist. Wie könnten wir sonst wissen, wenn die Ideen nicht von dieser Welt sind? Alles wird erklärt, wenn wir annehmen, dass Wissen Erinnerung (Anamnese) ist. Die Seele kannte die Ideen vor der Inkarnation, vergaß sie aber nach ihrer Bestrafung. Da die sinnliche Welt jedoch eine Kopie der Welt der Ideen ist, dient sie als Anlass dafür, dass die Seele sich nach und nach, mit Mühe, an das erinnert, was sie bereits wusste. Wie gesagt, wenn es in der Tat keinen perfekten Kreis oder vollkommene Gerechtigkeit gibt, unser Geist aber über diese beiden Konzepte verfügt, dann müssen diese Konzepte in ihm selbst gefunden worden sein.
Meinung (Doxa) und Wissenschaft (Episteme)
Platon unterscheidet zwei Arten von Wissen, die wiederum in zwei unterteilt sind:
- Meinung (Doxa) oder sinnliches Wissen: Das Wissen, das wir von materiellen Dingen haben, die sich ständig verändern, kann aufgrund ihrer ständigen Veränderung keine Wissenschaft sein. Die Meinung umfasst zwei Grade: den sinnlichen Beweis und die Einbildung.