Platon, Sokrates, Sophisten: Antike Philosophie kompakt
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Platon: Ideenlehre und Dualismus
Platon unterscheidet zwei Welten:
- Die sinnlich wahrnehmbare Welt: Sie ist dem ständigen Wandel unterworfen und wird durch unsere Sinne erfasst.
- Die Welt der Ideen: Sie ist statisch, ewig und nur durch den Verstand (die Vernunft) zugänglich.
Die Objekte der sinnlichen Welt sind nach Platon nur unvollkommene Abbilder oder Schatten der wahren, ewigen Ideen. Die höchsten Ideen sind die der ethischen und ästhetischen Werte sowie die Idee des Guten.
Hierarchie der Ideen
Die Welt der Ideen ist hierarchisch geordnet:
- Ideen der sinnlichen Gegenstände (z.B. die Idee eines Stuhls)
- Ideen mathematischer Objekte (z.B. die Idee des Kreises)
- Ideen ethischer und ästhetischer Werte (z.B. Gerechtigkeit, Schönheit)
- An der Spitze: Die Idee des Guten, die das Fundament allen Seins und aller Erkenntnis bildet.
Seelenlehre
Für Platon ist die Seele das Prinzip des Lebens und das Gegenteil des Körpers. Sie ist:
- Einfach
- Unsterblich
- Nur durch den Verstand erfassbar
- Unauflöslich
Der Körper hingegen ist zusammengesetzt, sterblich und vergänglich. Die Verbindung von Seele und Körper ist daher künstlich und nur vorübergehend. Nach dem Tod des Körpers existiert die Seele weiter (Seelenwanderung).
Im Mythos vom Seelenwagen beschreibt Platon drei Teile der Seele:
- Der vernünftige Teil (der Wagenlenker): Unsterblich, strebt nach Weisheit und Erkenntnis.
- Der muthafte Teil (das edle Pferd): Sterblich, Quelle von Emotionen wie Zorn, Ehrgeiz und Mut.
- Der begehrende Teil (das widerspenstige Pferd): Sterblich, Quelle der niederen Begierden und Triebe.
Die Harmonie der Seele (Gerechtigkeit im Individuum) entsteht, wenn der vernünftige Teil die beiden anderen Teile lenkt und mäßigt.
Wege zur Erkenntnis
Die Seele kann die Wahrheit auf drei Wegen erkennen:
- Dialektik: Die philosophische Methode des Dialogs und der Begriffsanalyse, um zu den Ideen aufzusteigen.
- Wiedererinnerung (Anamnesis): Da die Seele unsterblich ist und die Ideen vor ihrer Einkerkerung im Körper geschaut hat, ist Lernen im Grunde ein Sich-Wiedererinnern an dieses Wissen.
- Liebe (Eros): Das Streben nach Schönheit, das von der sinnlichen Schönheit zur Schau der Idee des Schönen und schließlich zur Idee des Guten führt.
Platons Staatsphilosophie
In seiner politischen Philosophie entwirft Platon das Modell eines Idealstaates, oft als Aristokratie der Philosophenherrscher beschrieben. Ziel ist es, Gerechtigkeit im Staat zu verwirklichen und die Bürger durch Erziehung zu tugendhaften Menschen zu machen. Der Staat soll ein Abbild der wohlgeordneten Seele und der Ideenwelt sein. Es gibt drei Stände, die den drei Seelenteilen entsprechen:
- Herrscher (Philosophenkönige): Entsprechen dem vernünftigen Seelenteil; ihre Tugend ist die Weisheit.
- Wächter (Krieger): Entsprechen dem muthaften Seelenteil; ihre Tugend ist die Tapferkeit.
- Nährstand (Handwerker, Bauern): Entsprechen dem begehrenden Seelenteil; ihre Tugend ist die Besonnenheit (Mäßigung).
Gerechtigkeit im Staat herrscht, wenn jeder Stand die ihm eigene Aufgabe erfüllt und die Herrscher weise regieren.
Sokrates: Dialog und Selbsterkenntnis
Für Sokrates ist wahres Wissen das Ergebnis des philosophischen Dialogs. Seine Methode, die Mäeutik (Hebammenkunst), zielt darauf ab, dem Gesprächspartner zu helfen, die Wahrheit, die bereits in ihm schlummert, selbst zu "gebären".
Mittels der Ironie (dem Eingeständnis des eigenen Nichtwissens) und gezielter Fragen führt Sokrates sein Gegenüber zur Überprüfung seiner Meinungen und zur präzisen Definition von Begriffen (z.B. Gerechtigkeit, Tapferkeit), um so zu echter Einsicht zu gelangen.
Die Sophisten: Rhetorik und Relativismus
Die Sophisten wurden oft kritisch gesehen (insbesondere von Platon und Aristoteles), waren aber eine wichtige Strömung als Reaktion auf die philosophischen und politischen Umwälzungen im Griechenland des 5. Jahrhunderts v. Chr. Sie waren umherziehende Lehrer, die gegen Bezahlung Unterricht vor allem in Rhetorik und Staatskunst anboten.
Man unterscheidet oft zwei Phasen oder Gruppen, beeinflusst durch den Peloponnesischen Krieg:
- Ältere Sophisten: Gorgias, Protagoras, Hippias. Fokus oft auf Grundlagen der Sprache, Kultur und des Rechts.
- Jüngere Sophisten: Antiphon, Thrasymachos, Kritias. Teilweise radikalere Positionen, Fokus auf Macht und sophistische Argumentationstechniken.
Merkmale der Sophistik
- Skepsis: Zweifel an der Existenz allgemeingültiger Wahrheiten (philosophisch, erkenntnistheoretisch) und an traditionellen Göttervorstellungen (religiös).
- Relativismus: Die Annahme, dass Werte, Gesetze und Wissen nicht absolut, sondern abhängig von Kultur, Gesellschaft oder Individuum sind (kulturell, politisch, moralisch, erkenntnistheoretisch). Berühmt ist der Satz des Protagoras: "Der Mensch ist das Maß aller Dinge".
- Fokus auf Bildung (Paideia): Ihr Hauptanliegen war die Ausbildung der Jugend, insbesondere für eine erfolgreiche politische Laufbahn, durch Schulung in Rhetorik und Argumentation.
Platonismus: Grundthesen
Der Begriff "Platonismus" bezieht sich auf die Philosophie Platons und ihre Weiterentwicklungen in der Geschichte. Auch spezifische Konzepte wie der mathematische Platonismus (die Annahme der realen Existenz mathematischer Objekte) gehören dazu.
Typische Thesen des Platonismus sind:
- Die Existenz einer von der sinnlichen Welt getrennten, intelligiblen Welt der Ideen.
- Die Ideen gelten als die wahren Ursachen und Urbilder der sinnlichen Dinge.
- Erkenntnis der Ideen ist durch die unsterbliche Seele möglich (oft im Sinne der Anamnesis).
- Die Philosophie wird als Weg zur Glückseligkeit und zur Erkenntnis des höchsten Prinzips (des Guten) verstanden.