Platon und Sokrates: Vergleich der Philosophien und Konzepte

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Sokrates und Platon: Ein philosophischer Vergleich

Sokratische Ironie vs. Platonische Anamnesis (Erinnerung)

Sokrates nutzte die Technik der philosophischen Ironie, indem er vorgab, unwissend zu sein. Dies zwang seinen Gesprächspartner, seine eigenen Ideen darzulegen, um dann festzustellen, dass diese nicht konsistent waren. Platon hingegen lehrte, dass der Mensch bereits alles weiß (Anamnesis). Unsere Seele besitzt dieses Wissen, vergisst es jedoch, wenn sie sich mit dem Körper verbindet. Lernen ist demnach ein Prozess des Sich-Erinnerns.

Dialog, Maieutik und die Definition der Archē

Sokrates maß dem Dialog und der Maieutik (Hebammenkunst) große Bedeutung bei. Er glaubte, dass diese Methoden zur Definition von Begriffen (der Archē, dem Ursprung oder Prinzip) führen und so das Verständnis verbessern sowie Missverständnisse korrigieren könnten.

Platon definierte die Archē als Ideen, die nicht materiell sind. Ein Tisch ist nicht aufgrund seines Materials (z. B. Marmor) ein Tisch, sondern weil er der Idee des Tisches ähnelt, die wir im Geist tragen. Platon unterschied: Dinge werden mit den Sinnen erfasst, Ideen jedoch mit der Vernunft.

Politische Ansichten: Gesetze vs. Der Ideale Staat

Sokrates über Gesetze und Gehorsam

Sokrates betonte die Notwendigkeit von Gesetzen und die Pflicht, diese zu erfüllen. Er argumentierte, dass Gesetze nur dann wirksam sind, wenn sie befolgt werden.

Platons Idealstaat (Politeia)

Platons politische Philosophie konzentrierte sich auf den idealen Staat. Dieser besteht aus drei sozialen Klassen, wobei jede ihren zugewiesenen Platz einnimmt:

  • Die Weisen (Philosophenkönige): Sie erlassen die Gesetze und suchen das Wohl aller.
  • Die Soldaten (Wächter): Sie beobachten und schützen den Rest der Menschen.
  • Die Arbeiter/Bürger: Sie handeln als normale, zivilisierte Menschen und respektieren die anderen Klassen.

Diese Struktur dient dem Wohl der gesamten Gemeinschaft, basierend auf den unterschiedlichen Seelenanteilen der Menschen.

Zentrale Konzepte der Platonischen Philosophie

Erinnerung (Anamnesis)

Das Finden von Ideen wird durch die Sinne induziert. Beispiel: Der Geruch von Thymian löst die Reminiszenz (Erinnerung) an die Idee des Thymians aus.

Ontologie: Die Zwei Realitäten

Es existieren zwei Wirklichkeiten:

  1. Die ideale Realität: Perfekt, unveränderlich, unbeweglich.
  2. Die materielle Realität: Unvollkommen, vielfältig, entsteht und vergeht.

Um die zweite (materielle) Realität zu verstehen, benötigt man ein klares Konzept (die Idee). Beispiel: Es gibt viele Eichen, aber nur ein Konzept (die Idee) der Eiche.

Stufe oder Grad der Realität (Klassifikation)

Beispiel für eine hierarchische Klassifikation: Katze – Fleischfresser – Säugetier.

Anthropologie: Körper und Seele

Der Körper verändert sich, aber die Seele ist einzigartig und ewig (unser Wesen). Seele und Körper sind zwei getrennte Realitäten unterschiedlicher Natur.

Platons Seelentheorie (Wagenlenker-Gleichnis)

Die Seele setzt sich zusammen aus:

  • Vernunft (Wagenlenker): Lenkt und kontrolliert.
  • Das weiße Pferd (Mut/Geist): Strebt nach Ehre und Entschlossenheit.
  • Das schwarze Pferd (Begierden/Triebe): Repräsentiert Wünsche und Emotionen.

Politische Philosophie: Die Regierungspositionen

Drei Positionen in der Regierung des Idealstaates:

  1. Die Klügsten (Philosophen, Weise): Führen und erlassen Beschlüsse.
  2. Die Wächter: Halten sich an die Beschlüsse der Ältesten.
  3. Die Arbeiter (Dorf): Produzieren und versorgen.

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