Platonische Erkenntnistheorie: Grade des Wissens, Dialektik und Anamnesis
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Theory of Knowledge: Platonische Erkenntnislehre
2.1 Die platonische Vorstellung und die Grade des Wissens
Platon unterscheidet zwei Hauptformen des Wissens, die sich wiederum in zwei Untertypen gliedern:
Sensibles Wissen (Doxa)
Dies ist Wissen zweiter Ordnung, das nur durch bloße Anschauung entsteht. Es ist keine wirkliche Erkenntnis (Episteme).
Man unterscheidet zwei Grade:
- Vermutungen oder Phantasie (Eikasia): Das Wissen der Bilder, Schatten und Reflexionen von den sinnlichen Dingen.
- Glauben oder Überzeugung (Pistis): Das Wissen der sinnlichen Dinge selbst.
Intellektuelles Wissen (Episteme)
Dies ist das Wissen des Universellen (der Ideen). Auch hier gibt es zwei Sorten:
- Diskursive Vernunft (Dianoia): Dieses Wissen betrifft mathematische Objekte, die Zwischenprodukte zwischen den sinnlichen und den rein verständlichen (intelligiblen) Einrichtungen sind. Diese Art des Wissens dient als Vorbereitung für den Zugang zur höchsten Erkenntnis, dem Wissen der intelligiblen Welt.
- Intuitive Vernunft (Noesis): Dies ist das Wissen der Ideen selbst. Es trägt Spuren des Nous (Geist) und ist als die eigentliche platonische Wissenschaft bekannt.
2.2 Die Dialektik: Aufstieg zur Idee des Guten
Die Dialektik dient als Methode, um zur intelligiblen Welt aufzusteigen. Dort angekommen, beginnt der Aufstieg von Idee zu Idee bis hin zur höchsten Idee, der Idee des Guten.
- Aufsteigende Dialektik (Synagoge): Hierbei bewegt man sich von der Vielfalt (sinnliche Dinge und Einzelideen) zur Einheit (Idee des Guten), auf der Suche nach Gemeinsamkeiten und Identitäten zwischen den verschiedenen Vorstellungen.
- Absteigende Dialektik (Diairesis): Platon entwickelte auch eine Dialektik nach unten. Hierbei wird die Vielheit durch die Zerlegung der Ideen (Division) erzeugt.
2.3 Wissen als Erinnerung (Anamnesis)
Die Seele gehört ursprünglich der intelligiblen Welt an und hat daher die Ideen bereits geschaut und erkannt. Wenn die Seele in einem Körper inkarniert wird, nimmt sie sinnliche Dinge wahr. Da diese sinnlichen Dinge Abbilder der ursprünglichen Ideen sind, wird die Seele durch deren Anblick an das ursprüngliche Wissen erinnert.
2.4 Wissen und die platonische Vorstellung der Liebe (Eros)
Der Eros (Liebes-Wunsch) ist die Triebfeder, die den Philosophen zum Aufstieg in die intelligible Welt anspornt. Diese Liebeslust beginnt als sinnliches Begehren der körperlichen Schönheit. Sie führt jedoch zu einem Aufstieg, der den Wunsch weckt, die Schönheit der Seele zu lieben, dann die Schönheit von Institutionen und Gesetzen, danach die Schönheit der mathematischen Ordnung und schließlich die höchste Stufe: die Meisterschaft der Schönheit selbst, die reine Idee der Schönheit.