Platonische Philosophie: Seelenlehre, Ideenlehre und Staatslehre

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Platons Seelenlehre: Körper, Seele und Tugenden

Platon unterscheidet zwischen dem Körper (*Soma*) und der Seele (*Psyche*). Wie die intelligible Welt ist auch die Seele die eigentliche und wahre Welt des Menschen. Der Mensch ist die Seele. Platon legt eine Dreiteilung der Seele dar:

  • Der *rationale* Teil (*intelligibel*)
  • Der *iraszible* Teil (Mut, Wille)
  • Der *konkupiszible* Teil (Begierden, Triebe)

Platon hält die Seele für ewig und unsterblich und spricht von der Möglichkeit der Reinkarnation. Der Körper ist für die Seele ein Gefängnis und ein Hindernis; er zieht sie zu Leidenschaften hinab und hindert sie so an der Betrachtung der Ideen. Daher ist der Tod das Beste, was einem Philosophen widerfahren kann, und Philosophie ist nichts anderes als eine „Vorbereitung auf den Tod“.

Die Seele ist das menschliche Wesen, das Prinzip und Fundament der menschlichen Erkenntnis, das zur Welt der platonischen Ideen gehört. In seiner Theorie werden die Kardinaltugenden genannt. Nach der platonischen Lehre entspricht jedem Teil der Seele eine Tugend:

  • Die Tugend des rationalen Teils ist die *Klugheit*.
  • Die Tugend des irasziblen Teils ist die *Tapferkeit* (Stärke).
  • Die Tugend des konkupisziblen Teils ist die *Mäßigung*.

Die wichtigste Tugend überhaupt ist jedoch die *Gerechtigkeit*, die entsteht, wenn jeder Teil der Seele seine Aufgabe erfüllt.

Platons Ideenlehre: Zwei Welten der Erkenntnis

Platon (ca. 427–347 v. Chr.) postuliert eine grundlegende ontologische und epistemologische Dualität. Es gibt zwei völlig verschiedene ontologische und damit auch zwei völlig verschiedene erkenntnistheoretische Bereiche:

  • Den *Noetischen Kosmos* oder die intelligible Welt
  • Den *Aisthetischen Kosmos* oder die sinnlich wahrnehmbare Welt

Die intelligible Welt besteht aus eidetischen Essenzen oder Ideen. Die Ideen sind Essenzen, das heißt, sie bestimmen, was ein Ding ist. Die Idee der Schönheit ist das, wodurch Dinge schön sind. Die Sinnenwelt hingegen ist wandelbar, der Ort von Entstehen und Vergehen, des Werdens; sie ist die Welt der Kontingenz und des Wandels.

Die Ideen sind transzendente, von den Sinnesobjekten, die wir wahrnehmen, abgesonderte Substanzen. Diese Einheiten haben eine reale und unabhängige Existenz; jede Idee ist eine „Substanz“ (*ousia*), die als transzendente und nicht angeborene Wirklichkeit für sich existiert. Die Theorie impliziert eine ontologische Verdoppelung der Dinge.

Jede Idee ist einzigartig, ewig, unveränderlich, *atopisch* (ortlos) und *achronisch* (zeitlos). Diese Realitäten sind nicht körperlich und können nicht durch Sinneswahrnehmung erkannt werden. Sie können nur durch Intelligenz oder intellektuelle Anschauung erkannt werden.

Platons politische Philosophie: Der ideale Staat

Platons politische Theorie ist eng mit seiner Seelenlehre verbunden und Ausdruck seines tiefsten philosophischen Anliegens. Diese Theorie wird in seinen Werken *Politeia* (Der Staat), *Politikos* (Der Staatsmann) und *Nomoi* (Die Gesetze) dargelegt.

Es gibt drei Typen von Menschen, entsprechend den drei Teilen der Seele:

  • Die Philosophen (Gold): Sie sind die Erzieher und Führer. Ihre Tugend ist die *Klugheit*. Sie entsprechen dem rationalen Teil der Seele.
  • Die Wächter (Silber): Ihre Aufgabe ist es, die Stadt zu verteidigen und die Herrscher zu unterstützen. Ihre Tugend ist die *Tapferkeit* (Stärke) und entspricht dem irasziblen Teil der Seele.
  • Die Arbeiter (Eisen): Sie sind verantwortlich für die Deckung der Grundbedürfnisse der Stadtbewohner. Ihre Tugend ist die *Mäßigung* und entspricht dem konkupisziblen Teil der Seele.

Wenn jeder dieser Sektoren der Stadt seine Aufgabe erfüllt, entsteht die Tugend der *Gerechtigkeit*, die die Synthese und den Höhepunkt aller anderen Tugenden darstellt.

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