Platons Höhlengleichnis und Erkenntnistheorie

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Platons Höhlengleichnis: Gefangene und Schatten

Im Höhlengleichnis beschreibt Platon Gefangene, die seit ihrer Kindheit in einer Höhle angekettet sind, unfähig, sich zu bewegen. Die Höhle steht für die sinnliche Welt, das Feuer in ihr für die Sonne. Der Aufstieg aus der Höhle symbolisiert den Aufstieg der Seele in die intelligible Welt.

Die unsterbliche Seele und die Ideenwelt

Platon postuliert die Idee der unsterblichen Seele. Die Seele ist präexistent zum Körper und ihr natürlicher Ort ist die übersinnliche Welt der Ideen. Der Körper, der zur Sinnenwelt gehört und somit unvollkommen ist, ist das Gefängnis der Seele und ein Hindernis für sie. Die Erkenntnisse der Sinne sind nur Schatten der Wirklichkeit.

Die Allegorie der Linie: Grade des Wissens

Platon erklärt die Grade des Wissens durch die Allegorie der Linie. Eine Linie wird in zwei Bereiche unterteilt: den der sinnlichen und den der intelligiblen Welt.

  • Sinnliche Welt:
    • Bilder materieller Objekte (Schatten, Spiegelungen)
    • Materielle Objekte selbst (Dinge, Werke der Natur/Kunst)
    Diese Ebenen bieten Meinung (doxa).
  • Intelligible Welt:
    • Bilder (logische/mathematische Objekte)
    • Reale Objekte (Ideen)
    Diese Ebenen bieten Wissenschaft (episteme).

Wahres Wissen bezieht sich immer auf das Sein, nicht auf das Werden, und muss unfehlbar sein. Sinneswissen ist kein wahres Wissen, da es diese Merkmale nicht erfüllt.

  • Imagination (eikasia): Wissen um Schatten und Echos (niedrigste Stufe).
  • Glaube (pistis): Ein Gefangener, der befreit wird und das Feuer sieht (zweite Stufe der Meinung).

Der Aufstieg in die Welt des Werdens und die Sonne

Der Aufstieg des Häftlings aus der Höhle, der mühsame Aufstieg und die Anpassung an das Licht, um die Sonne direkt zu sehen, stellen die Schwierigkeiten des Bildungsprozesses dar.

Dialektik und Liebe als Wege zur Ideenwelt

Dialektik und Liebe sind zwei Wege, um zur Welt der Ideen aufzusteigen. Mathematik ist eine notwendige Voraussetzung, da sie die Seele von der Welt des Werdens löst und zur Betrachtung der intelligiblen Objekte führt. Der Aufstieg aus der Höhle ermöglicht es, von der sensiblen zur intelligiblen Welt zu gelangen.

Die Seele, die die Schönheit dieser Welt betrachtet, erinnert sich an die Wahrheit und wünscht sich, Flügel zu bekommen und zu den Ideen aufzusteigen. Die Liebe zum Philosophen ist die absolute Wahrheit.

  • Zuerst zieht die Schönheit eines schönen Körpers an.
  • Dann erkennt man, dass Schönheit in allen Körpern gleich ist.
  • Darüber hinaus entdeckt man die Schönheit der Seele.
  • Noch höher: die Schönheit der Gesetze.
  • Dann die Schönheit der Wissenschaft (Mathematik, musikalische Harmonie).
  • Vor allem: die Schönheit an sich, perfekt, immer gleich und Quelle aller Schönheit.

Die Idee des Guten

Im Mythos entdeckt der Gefangene, dass die Sonne die Jahreszeiten hervorbringt und den sichtbaren Bereich regiert, und in gewissem Sinne die Ursache aller Dinge ist, die sie sahen. Die Funktionen des Guten in der intelligiblen Welt, in Bezug auf die Seele und die Ideen, sind vergleichbar mit dem Verhalten der Sonne in Bezug auf die Wahrnehmung und die sinnlichen Dinge. Die Idee des Guten ist die Ursache für alles Gerechte und Schöne in allen Dingen. In der sichtbaren Welt ist sie die Ursache von Licht und Sonne, in der intelligiblen Welt der Produzent von Wahrheit und Wissen. So wie die Augen Sonnenlicht brauchen, um zu sehen, braucht die Seele die Idee des Guten, um die Objekte der intelligiblen Welt zu erfassen. Wer weise im privaten oder öffentlichen Leben handeln will, muss sie unbedingt sehen.

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