Platons Ideenlehre: Ursprung, Entwicklung und Kritik
Eingeordnet in Philosophie und Ethik
Geschrieben am in Deutsch mit einer Größe von 3,28 KB
Platons Ideenlehre: Eine Einführung
Die gesamte platonische Philosophie dreht sich um die Theorie der Ideen. Es ist jedoch nicht leicht, die genaue Bedeutung dieser Theorie zu interpretieren, da sie üblicherweise nicht in einem der Dialoge explizit dargelegt wird.
In den frühen Dialogen diente die Ideenlehre der Inspiration der sokratischen Ethik: Tugendhaft zu sein setzt voraus, zu wissen, was jede Tugend ist. Das heißt, es geht darum, die Gemeinsamkeit zu finden, die wir in menschlichen Handlungen als tugendhaft bezeichnen. Dieses „etwas gemeinsam“ ist ein universelles Wesen.
Die Ideenlehre in Platons Reifephase
In den Dialogen der Reife erfuhr die Theorie der Ideen eine Transformation. Diese lässt sich wie folgt zusammenfassen:
- Die Objekte sind intelligible Essenzen, d.h. das, wodurch ein Ding ist, was es ist. (Die Idee der Schönheit ist die Schönheit an sich, durch die Dinge schön sind.)
- Die intelligiblen Essenzen existieren abgesehen von bestimmten Dingen.
- Die Ideen sind der eigentliche Gegenstand des Denkens. Sie können von fühlenden Wesen durch den Verstand erfasst werden und geben den Dingen ihren Namen.
- Die Theorie impliziert eine Verdoppelung der Welt: Die sichtbare Welt ist eine flüchtige Welt, die von ständiger Veränderung beherrscht wird, während die intelligible Welt die wirklich reale Welt darstellt.
- Jede Idee ist einzigartig, ewig und unveränderlich. Sie kann nur durch den Verstand erkannt werden.
- Die Ideen sind das Modell der sinnlichen Dinge.
Kritische Betrachtung von Platons Ideenlehre
Bei einer kritischen Überprüfung von Platons Theorie der Ideen zeigten sich gravierende Mängel. Die größte Schwierigkeit besteht darin, dass es sich um eine dualistische Lehre handelt, die von zwei getrennten Welten ausgeht.
Die Hauptprobleme sind:
- Welche Arten von Ideen gibt es? Die Ideenlehre impliziert, dass es für jede gebräuchliche Bezeichnung eine Idee geben muss. In den frühen Dialogen bezieht sie sich jedoch nur auf Ideen moralischer Begriffe. In der zweiten Phase umfassen die Ideen auch ästhetische Konzepte und mathematische Beziehungen. Es ist von entscheidender Bedeutung, ob es in dieser Phase auch Ideen von Dingen gab. Die Antwort ist, dass es keinen Grund gibt, die Existenz solcher Ideen zu leugnen.
- Was ist die Beziehung zwischen Ideen und Dingen? Hier sollen lediglich die wichtigsten Einwände gegen die Konzepte der Partizipation und Nachahmung geprüft werden.
- Gibt es eine Hierarchie von Ideen? Platon postulierte eine Rangordnung in der intelligiblen Welt, die in allen Dialogen beibehalten wird.
Trotz dieser Schwierigkeiten argumentiert Platon, dass wir die Existenz der Ideen weiterhin anerkennen müssen, um seine Theorie aufrechtzuerhalten. Er begründet dies mit folgenden Punkten:
- Die Welt der Ideen ist die Grundlage für die sinnliche Welt.
- Die Eigenschaften der sinnlichen Dinge manifestieren sich in begrenzter Weise.
- Die Wissenschaft befasst sich mit dem Unveränderlichen und Universalen.
- Niemand kann das Einzigartige geistig erfassen, ohne das Allgemeine zu kennen.