Platons Philosophie: Erkenntnis, Ethik, Staat und Bildung
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Platons Erkenntnistheorie: Wissen und Meinung
Platon unterscheidet zwei Ebenen des Wissens:
1. Wissen (Episteme) und Meinung (Doxa)
- Wissen (Episteme): Schließt die Möglichkeit des Irrtums aus. Es ist stabil und fest. Es beruht auf Gründen. Wissen ist notwendig wahr und stabil. Sein Ziel sind die Ideen. Es wird durch die Vernunft erreicht, beispielsweise durch:
- Das Studium der Mathematik.
- Die Dialektik.
- Meinung (Doxa): Sie kann falsch, unsicher und leicht veränderlich sein. Sie hat kein solides Fundament. Sie ist weder wahr noch stabil. Ihr Ziel ist das Körperliche oder Sensorische. Sie wird durch die Sinne erreicht. Platon sagt: „Die Meinung wird von der Empfindung begleitet.“ Es ist ein sinnliches Wissen.
2. Die Lehre von der Anamnesis (Erinnerung)
Diese Lehre versucht, die Ideen und materiellen Wesenheiten anzugleichen. Ihr Ziel ist es, sinnliches Wissen mit rationaler Erkenntnis zu verbinden. Anamnesis (griechisch für „Erinnerung“). Platon erklärt diese Theorie in seinem „Phaidros“, wo er darlegt, dass die Seele in der Welt der Ideen Wissen erlangte, aber beim Fall in die sinnliche Welt durch die Sünde alles Wissen vergaß. Nur eine Art Erinnerung bleibt ihr.
Ethik und Eschatologie
Um die Seele aus ihrem „Gefängnis“ (dem Körper) zu reinigen, gibt es nur einen Weg: die Tugend.
Platon unterscheidet drei Funktionen in der Seele, denen jeweils eine Tugend zugeordnet ist:
- Weisheit für den rationalen Teil (Vernunft).
- Tapferkeit für den muthaften Teil (Gemüt).
- Besonnenheit für den begehrenden Teil (Triebe).
Er unterscheidet auch eine vierte Tugend, die Gerechtigkeit, welche die Ordnung herstellt und die anderen drei harmonisiert. Tugend führt zum Glück, das eine Rückkehr zu Platons Welt der Ideen bedeutet, also die Verwirklichung der Reinigung der Seele.
Wenn der Körper stirbt, wird die unsterbliche Seele von einem Gericht beurteilt, wobei drei verschiedene Fälle unterschieden werden:
- a) Vollständige Reinigung der Seelen: Sie gelangen in die Welt der Ideen, wo sie ewig glücklich sind.
- b) Begonnene, aber nicht vollständige Reinigung der Seelen: Sie gelangen in eine Welt, wo sie nicht absolut glücklich sind.
- c) Seelen ohne Reinigung: Sie gelangen in eine Welt, wo sie bestraft werden.
Nach einer Weile können die Seelen der letzten beiden Kategorien eine neue Wiedergeburt wählen, um sich zu reinigen. Diese Wiedergeburt kann erfolgen als:
- Philosoph (der beste Weg zur Reinigung).
- Krieger.
- Tier (Platon sagt, dies geschieht, wenn man im früheren Leben viel gelitten hat und lieber bei Tieren als bei Menschen leben möchte).
- Sklave (die schlechteste Art der Reinigung).
Eine falsche Wahl der Reinkarnation, bei der die Seele nicht gereinigt wird, führt dazu, dass Laster und Leidenschaften die Vernunft beherrschen. Vor der Reinkarnation vergessen die Seelen ihr bisheriges Leben. Für Platon kehren alle Seelen früher oder später in die Welt der Ideen zurück.
Platons Idealstaat: Gesellschaft und Politik
Für Platon ist die Polis (Stadtstaat) der Ort, an dem der Mensch sich entwickeln kann. Sie ist moralisierend und reinigend, da sie versucht, Perfektion zu erreichen. Platon definiert die ideale Gesellschaft als eine politische Organisation, die die Natur des Menschen und der Gesellschaft widerspiegelt. Sie basiert auf zwei Prinzipien:
- Die Herrschenden sind die Weisen.
- Jeder erfüllt seine Aufgabe.
Drei Gesellschaftsgruppen
Platon unterscheidet drei Hauptgruppen in der Gesellschaft:
- Regierende (Philosophenkönige).
- Produzenten (Handwerker, Bauern).
- Soldaten (Wächter).
Gerechtigkeit wird erreicht, wenn:
- Weise herrschen.
- Produzenten besonnen sind.
- Soldaten mutig sind.
Platons Modellstadt: Radikale Prinzipien
In Platons Modellstadt gelten radikale Prinzipien:
- Totale und absolute Gütergemeinschaft (kein Privateigentum, keine privaten Familienbindungen für die Wächterklasse). Kinder mit Defekten werden geopfert.
- Philosophen sind die wichtigste Klasse (zukünftige Führungskräfte).
- Es gibt keine geschriebenen Gesetze; die Herrschenden regeln jeden konkreten Fall durch Prüfung.
- Es herrscht Geschlechtergleichheit.
- Diese Prinzipien werden in der „Politeia“ (Republik) beschrieben, während in den späteren „Nomoi“ (Gesetzen) Familie (mit Kindern) und Religion in der Bildung erlaubt sind.
Bildung bei Platon
Platon ist der Ansicht, dass das Ziel des Staates darin besteht, Tugend und Gerechtigkeit zu fördern, um ein glückliches Leben zu ermöglichen. Sein Intellektualismus besagt: Glück hängt von der Tugend ab, und Wissen allein ist tugendhaft.
Die Bildung ist in zwei Ebenen organisiert:
Primärbildung
Für alle Bürger gedacht. Sie zielt darauf ab, den Körper zu bilden und konkrete Gewohnheiten, Meinungen und Charaktereigenschaften zu vermitteln.
Sekundärbildung
Für zukünftige Herrscher (Philosophen) im Alter von 20 bis 35 Jahren. Hier werden Mathematik und anschließend Dialektik studiert, um das Gute zu erkennen.
Platons Formen der Regierung
Platon beschreibt verschiedene Regierungsformen und ordnet sie in einem zyklischen Verfall von der besten zur schlechtesten an:
- Monarchie: Herrschaft eines Einzelnen.
- Aristokratie: Herrschaft einer ausgewählten Gruppe (der Besten).
- Timokratie: Herrschaft des Militärs oder der Ehre.
- Oligarchie: Herrschaft weniger, sehr reicher Hände.
- Demokratie: Führt zur Anarchie, da die Unfähigen regieren.
- Tyrannei: Regierung ohne Freiheit.