Platons Philosophie: Ideenlehre, Seelenkonzept und Vorsokratiker
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Platonische Philosophie: Ideenlehre und Seelenkonzept
Platons Epoche und philosophische Grundlagen
Die Schaffensperiode Platons (ca. 385 v. Chr. – 370 v. Chr.) war eine Zeit von immenser Bedeutung für die Geschichte der Literatur und Philosophie. In dieser Ära entwickelte Platon seine wegweisende Theorie der Ideen und die Theorie der Liebe. Durch diese Theorien schuf er einige der großen Mythen der Philosophie, wie den Mythos vom Schicksal der Seelen oder den Mythos vom geflügelten Pferd.
Einfluss der Vorsokratiker auf Platon
Platons Denken wurde maßgeblich von seinen Vorgängern beeinflusst:
Heraklit: Die Welt des Werdens
Heraklit betonte die ständige Veränderung aller Dinge. Platon greift diese Idee auf, indem er die „sinnliche Welt“ als eine Welt des ständigen Wandels beschreibt. Dies ist jedoch nur ein Schein; die wahre Realität, das Logos, ändert sich nicht.
Pythagoras: Mathematik und Seelenreinigung
Pythagoras und seine Anhänger maßen der Mathematik und Geometrie höchste Bedeutung bei. Sie erkannten, dass Zahlen, Mathematik und Geometrie das Prinzip aller Dinge sind. Ähnlich wie der Körper als Gefängnis für die Seele betrachtet wurde, kann die Seele durch Reinigung, die sogenannte Katharsis, befreit werden.
Parmenides: Sein und Erkenntnis
Platon übernahm von Parmenides die Merkmale des Seins, um seine Ideen zu beschreiben: Sie sind einzigartig, ewig und unveränderlich. Parmenides unterschied zwischen der Wahrheit des Seins und der bloßen Meinung. Platon adaptierte diese Unterscheidung, indem er zwei Welten postulierte: die sinnliche Welt und die intelligible Welt.
Anaxagoras: Der Nous als ordnendes Prinzip
Anaxagoras führte den Nous (Geist) als eine neue, transzendente Realität ein, die von den anderen Dingen getrennt ist und als effiziente Ursache der Bewegung dient. Dieses Konzept ist ein Vorläufer des platonischen Demiurgen, der eine rationale Ordnung und einen Zweck in die kosmologische Vision bringt.
Sokrates: Ablehnung des Relativismus
Sokrates teilte die Ablehnung des Utilitarismus durch die Sophisten. Sein Schwerpunkt lag auf Bildung, die nicht nur auf politischen Erfolg abzielte, und er lehnte die subjektivistische und relativistische Haltung der Sophisten ab.
Die platonische Ideenlehre
Die Ideen sind die wahre Realität, die allem Existierenden zugrunde liegt. Sie sind nicht bloße Konzepte oder Abstraktionen, sondern eigenständige, perfekte und unveränderliche Entitäten. Zum Beispiel ist die Idee eines Dreiecks ideal, weil es nur eine perfekte Form des Dreiecks gibt, an der alle konkreten Dreiecke teilhaben. Die sinnliche Welt ist unvollkommen; es muss eine perfekte Welt geben, die unabhängig von den realen Dingen existiert und nur durch den Verstand, nicht durch die Sinne, erfassbar ist. Ideen sind keine bloßen Begriffe zur Klassifizierung von Bedeutungen, sondern die Grundlage und das Modell der realen Welt.
Platons Zwei-Welten-Lehre
Platon unterscheidet zwei verschiedene Welten:
- Die sinnliche Welt: Diese Welt ist ständig im Wandel und wird durch unsere Sinne wahrgenommen. Sie ist vergänglich und nicht die wahre Realität.
- Die intelligible Welt (Welt der Ideen): Diese Welt ist unveränderlich, ewig und nur durch den Verstand erfassbar. Sie stellt die wahre, verständliche Realität dar.
Die Ideen bilden die Grundlage für ästhetische Konzepte und ethische Werte, die im Geist und in der Sprache verwurzelt sind.
Die Idee des Guten als höchstes Prinzip
Die Welt der Ideen ist hierarchisch geordnet. An der Basis stehen die Ideen der sinnlichen Objekte. Darüber befinden sich die mathematischen Objekte und dann die Ideen ethischer und ästhetischer Werte, wie die Idee der Schönheit oder der Gerechtigkeit. An der Spitze steht die Idee des Guten, die wie die Sonne im Reich des Sichtbaren ist: Sie erleuchtet alle anderen Ideen, ermöglicht deren Erkenntnis und ist der höchste Bezugspunkt für menschliches Handeln und ein erfülltes Leben.
Platons Theorie der Seele
Die Seele ist das Lebensprinzip des Körpers und wird in Platons dualistischer Konzeption als dem körperlichen Element entgegengesetzt betrachtet. Die Seele bewegt sich selbst und verleiht dem Körper Bewegung, der sonst träge und leblos wäre. So dominiert die Seele den Körper; sie ist älter und ihre Verbindung ist zufällig und vorübergehend, da sie getrennt werden kann. Im Dialog Phaidon wird die Seele als einfach, göttlich, unsterblich, intelligent, beständig und unauflöslich beschrieben, während der Körper zur sterblichen, sinnlichen Welt gehört.
Die drei Teile der Seele
Platon unterscheidet drei Teile der Seele:
- Der vernünftige (rationale) Teil (Logistikon): Dieser Teil unterscheidet den Menschen von Tieren, ist der höchste und göttlichste Teil und unsterblich. Er ist im Kopf lokalisiert und seine Aufgabe ist es, die beiden anderen Teile der Seele zu lenken.
- Der muthafte (thymotische) Teil (Thymoeides): Dieser Teil ist mit dem Herzen verbunden und steht im Zusammenhang mit Moral und edlen Leidenschaften wie Tapferkeit und Ehrgeiz.
- Der begehrende (konkupiszible) Teil (Epithymetikon): Dieser Teil ist im Unterleib lokalisiert und hat mit den grundlegenden Trieben und Begierden zu tun, wie Essen, Trinken und Sexualität, die oft der Kontrolle bedürfen.