Die Poesie des 15. Jahrhunderts: Cancionero, Manrique und Mena

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Die Poesie des 15. Jahrhunderts: Cancionero-Dichtung

Die Cancionero-Dichtung war eine beliebte Unterhaltungsform des Adels im 15. Jahrhundert. Die Dichter, die diese Form pflegten, orientierten sich stark an der Tradition der Troubadour-Dichtung.

Sie wird als Cancionero-Dichtung bezeichnet, da diese Gedichte in umfangreichen Liederbüchern (*Cancioneros*) gesammelt wurden.

Zwei Arten von Kompositionen

  • Cantigas (Lieder): Konzipiert für den Gesang, meist kurz und thematisch der Liebe gewidmet.
  • Decires (Sprüche/Gedichte): Bestimmt zum Lesen, umfangreicher und behandeln oft moralische oder philosophische Fragen (z. B. den Tod).

Themen und Stil

Hauptthemen dieser Gedichte sind Liebe, Moral und Religion.

Die Liebesauffassung folgt dem Modell der höfischen Liebe (*Amor Cortés*), wobei die Liebe als überwältigende, schicksalhafte Kraft dargestellt wird. Es wird eine reiche Metaphorik aus den Bereichen Knechtschaft, Krieg und Religion verwendet, um die Gefühle des Liebenden gegenüber der Dame auszudrücken. Gelegentlich finden sich auch erotische Anklänge.

Die gängigen Metren sind der achtsilbige Vers (Octosílabo), der zwölfsilbige Vers (Dodecasílabo) und der viersilbige Vers (Tetrasílabo).

Wichtige Dichter des 15. Jahrhunderts

Íñigo López de Mendoza, Marqués de Santillana

Der Marqués de Santillana gilt als typischer Dichter seiner Zeit. Neben Cancionero-Liedern und anderen Kompositionen ist er bekannt für seine Serranillas (Hirtenlieder) und dafür, dass er das italienische Sonett in die spanische Poesie einführte.

Juan de Mena

Juan de Mena verfasste Lieder in einem sehr kunstvollen und komplizierten, intellektuellen Stil (*Arte Mayor*).

Jorge Manrique: Die Coplas por la muerte de su padre

Jorge Manrique, Neffe des Schriftstellers Gómez Manrique, entstammte einer einflussreichen Familie, die stark in Politik und Militär involviert war. Er schrieb Cancionero-Liebeslyrik und burleske Gedichte, doch sein Meisterwerk ist das Gedicht in Distichen auf den Tod seines Vaters (*Coplas por la muerte de su padre*).

Struktur der Coplas

Die Coplas bestehen aus 40 Strophen, bekannt als Coplas de pie quebrado (gebrochene Verse) oder Coplas manriqueñas.

  • Jede Strophe besteht aus 12 Versen.
  • Das metrische Schema lautet: 8a 8b 4c / 8a 8b 4c / 8d 8e 4f / 8d 8e 4f.
  • Das Werk ist in zwei Teile gegliedert:
    • Teil 1 (Strophen 1–24): Allgemeine Betrachtungen über das Leben, die Zeit und den Tod.
    • Teil 2 (Strophen 25–40): Würdigung und Erhöhung der Figur des Vaters des Autors.

Stil und Intention

Manriques Stil zeichnet sich durch Natürlichkeit und Innovation aus. Er verwendet eine einfache Sprache, in der Sentenzen (Sinn- und Lehrsätze) eine wichtige Rolle spielen. Der Einsatz von Metaphern und Bildern ist konzentriert, und rhetorische Fragen sind häufig. Durch diesen einfachen Stil sollte das Werk alle Zielgruppen erreichen.

Das Thema des Todes und des Ruhms

Der Tod wird nicht als makabere Figur dargestellt, sondern als Gesandter oder Minister Gottes, der eine ausgleichende, unerbittliche Kraft darstellt, der man keinen Widerstand leisten kann. Das Konzept des Ruhms (*Fama*) unterscheidet sich von dem in Italien verbreiteten Verständnis: Der Ruhm wird durch gute Taten im irdischen Leben erworben. Dieser Ruhm, den der Vater erlangt hat, führt ihn über den Tod hinaus zum ewigen Leben.

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