Politische Philosophie und die Entwicklung des Staates: Von der Antike bis zur Moderne

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Philosophie des Staates: Von der Antike bis zum Mittelalter

Platon und die Suche nach dem guten Leben

Ähnlich wie Platon suchte man nach einem Sinn für Ethik im Staat. Ziel war es, das gute Leben zu erreichen. Für Platon war der Staat eine natürliche Gegebenheit, die die Ungleichheit des menschlichen Lebens widerspiegelt. Deshalb schlug er aristokratische politische Lösungen vor.

Die mittelalterliche christliche Kirche und der Staat

Die mittelalterliche christliche Kirche war, abgesehen von ihrer geistigen Macht, auch eine politische Macht. Aus dieser doppelten Verantwortung entstand ein Konflikt, den christliche Philosophen lösen mussten.

  • Augustinus von Hippo (5. Jahrhundert): Er rechtfertigte das Primat der Kirche über jede andere politische Institution. In seinem Werk De civitate Dei (Der Gottesstaat) stellte er dar, wie das Heil des Menschen die Interessen der Kirche vereint.
  • Thomas von Aquin (13. Jahrhundert): Er erklärte, dass der Staat dem Gemeinwohl der Bürger dienen kann und soll, seine Souveränität jedoch durch ein von Gott geschaffenes Naturrecht begrenzt sein muss. Der Staat muss sich der Kirche unterordnen.

Moderne Politische Philosophie: Die Notwendigkeit des Staates

Die wichtigsten Beiträge der modernen politischen Philosophie konzentrierten sich auf die Vorstellung von der absoluten Notwendigkeit eines Staates.

  • Machiavelli: Er entwickelte die Theorie über die Eigenschaften des Herrschers, der in der Lage ist, die politische Macht zu erhalten. Er betonte: „Wir müssen die Moral von der politischen Zweckmäßigkeit trennen.“ Sein Werk Der Fürst (Il Principe) beschreibt, was ein Herrscher tun muss, um erfolgreich zu sein, nicht unbedingt um gut zu sein.
  • Bodin: Er analysierte den Monarchen als Souverän, den Verwahrer einer unveräußerlichen Macht, obwohl es Grenzen des Naturrechts und einige „faire Regeln“ gibt. Der Staat wird mit der Souveränität identifiziert, und der Herrscher ist der König.
  • Hobbes: Er verteidigte die Notwendigkeit eines starken Staates, um den Einzelnen zu schützen. Gäbe es keine absolute Macht, würde Anarchie herrschen, die aus dem Kampf aller gegen alle resultiert. Er verteidigte die uneingeschränkte Souveränität, betonte aber, dass die souveräne Macht vom Volk übertragen wird.

Die Entwicklung der Demokratie und des Staates

Von der direkten zur repräsentativen Demokratie

Im antiken Griechenland (5. Jahrhundert v. Chr.) beteiligten sich die Bürger aktiv an der Regierung (direkte Demokratie). Aufgrund der Größe moderner Staaten übertrugen sie dieses Recht jedoch auf frei gewählte Vertreter (repräsentative Demokratie).

Der Liberal-Demokratische Staat: Volkssouveränität

  • Rousseau: Er argumentierte, dass ein Gesellschaftsvertrag den Staat nur dann akzeptabel macht, wenn er einen allgemeinen Willen widerspiegelt, der alle Bürger ohne Ausnahme einschließt. Der Staat hat Macht, und diese gehört dem Volk; daher ist die Souveränität des Volkes.

Die wirksame Akzeptanz der Volkssouveränität bedeutet die politische Gleichheit aller Bürger. So entstand der Staat als eine Weiterentwicklung der liberalen Demokratie. In dieser Phase war das Wahlrecht nach Wohlstand und Geschlecht beschränkt (Zensuswahlrecht und/oder kein Stimmrecht für Frauen). Viele politische Organisationen forderten Ende des 19. Jahrhunderts politische Rechte und kämpften für die Einführung des allgemeinen Wahlrechts, das allen Bürgern ohne Ausnahme – unabhängig von Rasse, Geschlecht, wirtschaftlichem Status etc. – das Stimmrecht erlaubte.

Der Sozialdemokratische Staat und der Wohlfahrtsstaat

Die letzte Transformation des liberal-demokratischen Staates erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Nachkriegssituation führte zu einem Umdenken über die Notwendigkeit, kollektive Rechte zu berücksichtigen. Der Staat übernahm einen Teil der traditionellen Forderungen der Arbeiterbewegung, wie soziale Sicherheit, Renten, kostenlose öffentliche Dienste (Bildung, Gesundheit etc.). Folglich wurde dieser Zustand als sozialdemokratischer Staat oder Wohlfahrtsstaat bekannt.

Politik und Macht: Grundlagen des Zusammenlebens

Was ist Politik?

Um das Zusammenleben zu organisieren, müssen Entscheidungen getroffen werden, die die gesamte Gemeinschaft betreffen und nicht immer mit den Wünschen aller übereinstimmen. Diese Entscheidungen sollten durch Regeln bestimmt werden, die alle Bereiche menschlichen Handelns umfassen. Das ist die Macht der Politik.

Politik ist eine Tätigkeit, die von Mitgliedern verfolgt wird, um ein kollektives Ziel zu erreichen und zu entscheiden, wie das Zusammenleben zu organisieren ist.

Das Konzept der Macht

Übereinstimmung ist nicht möglich ohne Macht. Deshalb sollte die Politik die Macht, ihre Herkunft, ihre Verwendung und ihren Umfang reflektieren.

  • Michel Foucault: Er versuchte zu analysieren, wie Macht funktioniert und was ihre Genealogie ist. Es gibt nicht nur *eine* Macht. Macht ist in verschiedenen Formen des Alltags verbreitet, und ihre Agenten nutzen sie strategisch. Macht ist ein Verhältnis von Kräften, und jede soziale Beziehung ist eine Manifestation von Macht (Familie, Arbeit, sportliche Aktivitäten etc.).

Die politische Macht und ihre Legitimation

Die politische Macht: Sie dient dazu, das öffentliche Leben zu organisieren. Sie bedeutet die Kontrolle über die kollektive Zwangsgewalt, die ein bestimmtes Gebiet einnimmt. Diese politische Macht, oder institutionalisierte Macht, muss in demokratischen Staaten durch den Konsens der Mitglieder der politischen Gemeinschaft legitimiert werden, um die etablierte Autorität zu akzeptieren.

Max Weber stellte fest: „Die politische Macht ist ausschließlich das Monopol des Staates zur Ausübung des legitimen Gebrauchs von Gewalt, um seine Aufgaben und Ziele zu erfüllen.“

Der Moderne Staat: Merkmale und Entwicklung

Definition und historische Entwicklung

Der Staat ist der zentrale Begriff der Politikwissenschaft. Diese Art der politisch-juristischen Organisation entstand im 16. Jahrhundert, der Renaissance. Weder die griechische Polis noch die römische Civitas oder die mittelalterlichen Staaten waren so, wie wir den Staat heute verstehen. Wenn wir vom Staat sprechen, meinen wir den modernen Staat, der gekennzeichnet ist durch:

  • a) die Macht über ein bestimmtes Gebiet und die Bevölkerung darin.
  • b) das Monopol auf physische Gewalt.
  • c) die Regulierung des Lebens des Einzelnen durch ein Netzwerk von Institutionen.

Der Staat als Träger der Souveränität

Der Staat ist der Verwahrer der Souveränität (wie von den Theoretikern des frühen 16. Jahrhunderts, den Philosophen Jean Bodin und Machiavelli, gut verstanden). Der Staat ist die Institution, die wirkliche, absolute und ewige Macht über die politische Gemeinschaft hat. Nach der Französischen Revolution begann die Souveränität beim Volk zu liegen, das seine Vertreter durch Wahlen wählt.

Die Rolle der Regierung im Staat

Der Staat organisiert das kollektive Leben durch die Regierung. Dieses polyseme Konzept kann wie folgt verstanden werden:

  • a) Als politisches System: Es ist die allgemeine Methode, einen Staat zu organisieren. (Beispiel: Spanien hat eine demokratische Regierung.)
  • b) Als spezifische Entwicklung und Umsetzung von Politik des Staates zu einem bestimmten Zeitpunkt. (Beispiel: Die aktuelle französische Regierung ist den Bürgern nicht gleichgültig.)
  • c) Als Exekutive: Die politische Institution, die die legitime Autorität des Staates verkörpert und für die Ausführung der allgemeinen Politik und deren Durchsetzung verantwortlich ist. (Beispiel: Die Regierung hat die Mehrheit der Sitze im Parlament eingenommen.)

Philosophische Perspektiven auf den Idealstaat

  • Platon: Er war der erste Philosoph, der den Staat analysierte. In seinem Werk Politeia (Der Staat/Die Republik) projizierte er den idealen Staat (utopisch), der von Weisen (Philosophen) regiert wird, denn nur sie können eine gerechte Polis aufbauen.
  • Aristoteles: Er argumentierte, dass die beste Regierung von der Mittelklasse geführt wird.

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