Das politische System der Vereinigten Staaten

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Kapitel 13: Das politische System der USA

Gliederung

1. Einleitung

Das politische System der USA ist essenziell für das Verständnis der heutigen Welt. Die USA sind eine führende Militär-, Politik-, Wirtschafts-, Technologie- und Kulturmacht. Als älteste moderne Republik und Demokratie der Welt ist sie auch eine der stabilsten. Abgesehen vom Bürgerkrieg hat ihr Verfassungssystem seit der Gründung der Union aus dreizehn Staaten bis zum heutigen Bund von fünfzig Staaten und dem District of Columbia ununterbrochen funktioniert.

Der "amerikanische Sonderweg" basiert auf der Überzeugung der Gründerväter von der moralischen Überlegenheit der neuen Nation. Diese Einzigartigkeit zeigt sich in:

  • Der Abwesenheit sozialistischer Ideologie und der Schwäche der Arbeiterbewegung.
  • Niedriger Gewerkschaftsmitgliedschaft.
  • Misstrauen gegenüber der Regierung.
  • Existenz starker privater Organisationen, die von Interessengruppen geschaffen wurden.
  • Der Bedeutung von Individualismus, Freiheit und politischen Werten.
  • Glauben an die persönliche Entfaltung.
  • Religiöser Bedeutung und Verbreitung von Sekten.

Mit 272,8 Millionen Einwohnern (Stand Juni 1999) sind die USA ein multiethnischer Staat (Weiße: 71,6%, Afroamerikaner: 12,1%, Hispanics: 11,5%, Asiaten: 4%, Ureinwohner: 0,7%). Keine ethnische Gruppe hat eine stabile geografische Dominanz. Die Beziehungen zwischen den Gruppen entwickelten sich von einer Fusion ("melting pot") zu Beginn des letzten Jahrhunderts hin zur Erhaltung der Identität ("salad bowl") in den 1960er Jahren.

Der Pluralismus der amerikanischen Gesellschaft zeigt sich in der Vielfalt und Artikulation mächtiger Gruppen und der Mehrheit der Individuen mit einer Vielzahl von Entscheidungen und Lebensstilen.

2. Historisch-politische Analyse

2.1 Die Gründung der USA

Die Geschichte der USA beginnt mit der Gründung von Jamestown (1607) und der Besiedlung von Massachusetts durch Puritaner. Reformen der Kolonialmacht führten zu Widerstand in den Kolonien. Der Erste Kontinentalkongress (1774) kritisierte die Metropole. Der Konflikt begann mit der Weigerung, Steuern zu zahlen. Der Zweite Kontinentalkongress (1775) beauftragte George Washington mit der Führung der Kontinentalarmee. Am 4. Juli 1776 wurde die Unabhängigkeitserklärung verabschiedet. Die Verfassung von 1787 schuf eine starke nationale Union mit Exekutive, Legislative und Judikative.

2.2 Die Verfassung von 1787

Die US-Verfassung ist die älteste bestehende Verfassung. Sie wurde 1787 verfasst und 1789 ratifiziert. Seitdem gab es 27 Verfassungsänderungen. Der Text ist kurz, allgemein und mehrdeutig. Die Verfassung war ein Kompromiss zwischen großen und kleinen Staaten, Sklaven- und Nicht-Sklavenstaaten sowie Handels- und Landwirtschaftsinteressen. Sie schuf ein flexibles politisches System, das auf Gewaltenteilung und checks and balances basiert.

2.3 Nationales Bewusstsein

Die Zeit vom Bürgerkrieg (1861-1865) bis zum Ende des Jahrhunderts ist geprägt vom Wiederaufbau, der Eroberung des Kontinents und der Industrialisierung. Der Bürgerkrieg endete mit dem Sieg der Union und der Abschaffung der Sklaverei (1865). Die Eroberung des Kontinents begann mit dem Kauf von Louisiana (1803) und dem Sieg über Mexiko (1848). Der Bau der Eisenbahn und die Einwanderung führten zur Urbanisierung und einem nationalen Bewusstsein.

2.4 Bürgerrechte, Vietnam und Watergate

Die 1960er und 1970er Jahre waren geprägt von sozialem Wandel. Die Ermordung Kennedys, der Vietnamkrieg und Watergate führten zu einem Vertrauensverlust in die Nation.

2.5 New Deal und konservative Revolution

Der New Deal von Roosevelt führte zu Wirtschaftsregulierung und Sozialleistungen. Die Great Society von Johnson förderte soziale Gerechtigkeit. Reagans konservative Revolution in den 1980er Jahren führte zu einer Reduzierung der Rolle des Staates.

2.6 Internationale Führungsrolle

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die USA zur Supermacht. Der Zusammenbruch der Sowjetunion (1991) ließ die USA als einzige Supermacht zurück. Die Anschläge vom 11. September 2001 führten zu einer Umstrukturierung der politischen Allianzen.

3. Präsidentschaft

Der Präsident ist Staatsoberhaupt und Regierungschef. Er hat weitreichende Kompetenzen, insbesondere in der Außenpolitik. Er ist Oberbefehlshaber der Streitkräfte und Leiter der Geheimdienste. Er kann Verträge abschließen und neue Staaten anerkennen.

3.1 Organisation
  • Das Kabinett: beratende Gruppe
  • Executive Office of the President (EOP): unterstützt den Präsidenten
3.2 Informelle Ressourcen

Der Präsident hat die Fähigkeit, politische Prozesse zu initiieren, insbesondere durch seine Rolle im Budgetierungsprozess, seine Popularität in den Medien und seinen Einfluss auf politische Parteien und Interessengruppen.

4. Kongress

Der Kongress besteht aus Senat und Repräsentantenhaus. Die wichtigste Aufgabe ist die Gesetzgebung. Der Senat hat exklusive Kompetenzen wie die Bestätigung von Ernennungen und die Ratifizierung von Verträgen.

4.1 Organisation

Der Kongress arbeitet in einem System der Gewaltenteilung. Ständige Ausschüsse sind für die Gesetzgebung zuständig. Der House Rules Committee legt die Tagesordnung fest.

5. Gerichtswesen

Die USA haben mehrere Rechtssysteme. Die richterliche Gewalt ist zwischen Bundesgerichten und den Gerichten der Bundesstaaten aufgeteilt. Die Lehre der richterlichen Überprüfung ermöglicht es den Gerichten, die Rechtmäßigkeit von Gesetzen zu beurteilen.

5.1 Föderale Struktur
  • District Courts: Gerichte der ersten Instanz
  • Berufungsgerichte: mittlere Ebene
  • Oberster Gerichtshof: höchste Instanz

6. Politische Parteien

Das amerikanische Parteiensystem ist von zwei großen Parteien geprägt: Demokraten und Republikaner. Beide Parteien sind dezentral organisiert und haben eine starke lokale Präsenz.

7. Interessengruppen

Interessengruppen versuchen, politische Entscheidungen zu beeinflussen. Sie nutzen Lobbyismus, Wahlkampf und Propaganda. Die Finanzierung von Wahlkämpfen ist ein wichtiges Thema.

8. Wahlen

Das Wahlalter ist 18 Jahre. Der Präsident wird indirekt durch das Electoral College gewählt. Kongressabgeordnete werden direkt gewählt. Die Wahlbeteiligung ist in den USA niedrig.

8.1 Wahlbeteiligung

Die Wahlbeteiligung ist in den USA seit den 1960er Jahren zurückgegangen. Gründe dafür sind fehlendes Interesse, bürokratische Hürden und die Unfähigkeit der Parteien, Wähler zu mobilisieren.

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