Prädestination, Freiheit und die Existenz Gottes
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Prädestination vs. Freier Wille
Die protestantisch-reformierte Prädestinationslehre besagt, dass vorherbestimmt ist, welche Menschen gerettet werden und welche nicht.
Es gab verschiedene Versuche, die Allwissenheit Gottes und die Freiheit des Menschen besser in Einklang zu bringen:
Ansätze zur Vereinbarkeit
Erster Ansatz
Einige sagen, dass Gott allwissend ist, weil er alles weiß, was erkannt werden kann. Die Zukunft könne er jedoch nicht wissen, da der Mensch frei sei.
Zweiter Ansatz
Andere argumentieren, dass Gottes Allwissenheit nur dann mit menschlicher Freiheit unvereinbar ist, wenn wir die Zeit linear verstehen. Wenn wir jedoch annehmen, dass Gott außerhalb der Zeit steht und die Zeitlinie in einer ewigen Gegenwart sieht (unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichzeitig), dann schränkt sein Wissen unsere Freiheit nicht ein. Er sieht unsere Handlungen, während wir sie ausführen, nicht bevor.
So wie wir nicht annehmen würden, dass unser gegenwärtiges Handeln weniger frei ist, weil Gott weiß, was wir *jetzt* tun, so schränkt sein Wissen um unsere morgigen Handlungen unsere Freiheit *morgen* nicht ein.
Positionen zur menschlichen Freiheit
Viele Denker haben argumentiert, dass der Mensch frei ist, darunter Kant und die Existentialisten.
Immanuel Kant
Kant argumentiert, dass wir nicht *wissen* können, ob wir frei sind. Er fügt jedoch hinzu, dass der Glaube an unsere Freiheit eine notwendige Annahme ist, die sich aus unserem moralischen Bewusstsein ergibt. Unsere moralischen Überzeugungen (dass wir bestimmte Dinge tun *sollen* und andere unterlassen *sollen*) hätten keinen Sinn, wenn wir nicht davon ausgingen, dass wir auch anders handeln könnten. Laut Kant ist es diese Freiheit, die dem Menschen einen absoluten Wert verleiht, ihn zu einem Zweck an sich macht (nicht nur zu einem Mittel) und ihm Würde und Respekt verschafft. Dies begründet die Moral.
Existentialismus (Sartre, Camus)
Existentialisten wie Sartre und Camus betonen, dass die Freiheit den Menschen definiert. Sie gehen so weit zu sagen, dass der Mensch „zur Freiheit verurteilt“ ist – er ist nicht frei, nicht frei zu sein. Der Mensch hat immer eine Wahl. Selbst wenn er sich entscheidet, auf seine Freiheit zu verzichten, ist dieser Akt des Verzichts selbst eine freie Entscheidung, die seine grundsätzliche Freiheit bestätigt.
Ontologische Probleme der Religion
Die meisten Religionen beinhalten den Glauben an einen Gott oder Götter mit sehr positiven Eigenschaften sowie den Glauben an ein geistiges, unsterbliches Prinzip im Menschen. Religion basiert wesentlich auf Glauben, nicht auf Wissen im wissenschaftlichen Sinne. Ein Anhänger einer Religion ist ein Gläubiger. Oftmals wird nicht nach Wissen im Sinne einer empirischen Überprüfung gesucht; der Glaube selbst ist zentral. Dennoch wurden oft Versuche unternommen, die Glaubensinhalte rational zu begründen oder zu untersuchen. Dies führt zu philosophischen Untersuchungen, die rationale Argumente für oder gegen religiöse Überzeugungen prüfen.
Das Problem der Existenz Gottes
Es wurden mehrere Argumente für die Existenz Gottes vorgebracht, darunter das Argument der ersten Ursache (auch kausales Argument), das kosmologische Argument und das ontologische Argument.
Argument der ersten Ursache
Eine bekannte Formulierung dieses Arguments stammt von Thomas von Aquin (Dominikaner des 13. Jahrhunderts) in seiner Summa Theologica.
Kosmologisches Argument (Teleologisches Argument)
Dieses Argument (oft auch als teleologisches Argument oder Design-Argument bezeichnet) schließt von der Ordnung und Zweckmäßigkeit im Universum (z. B. die erstaunliche Anpassung der Lebewesen) auf einen intelligenten Planer oder Schöpfer. Es argumentiert, dass diese Ordnung nicht durch Zufall entstanden sein kann.
Kritik am kosmologischen Argument
Die Evolutionstheorie stellt eine starke Herausforderung für dieses Argument dar, da sie die Anpassung von Lebewesen ohne einen Planer erklären kann. Einige halten dagegen, dass die Wahrscheinlichkeit der zufälligen Entstehung von Leben extrem gering sei, was wiederum auf eine Intelligenz hindeute. Ein Gegenargument hierzu ist, dass eine geringe Wahrscheinlichkeit nicht Unmöglichkeit bedeutet.
Zudem lässt sich das Argument umkehren: Die Existenz von Unordnung, Leid und Bösem in der Welt kann als Argument *gegen* die Existenz eines allmächtigen, allwissenden und gütigen Gottes verwendet werden. Dies führt zum nächsten philosophischen Problem:
Das Problem des Bösen (Theodizeefrage)
Wie lässt sich die Existenz Gottes mit der Existenz des Bösen vereinbaren? Dieses Problem (Theodizeefrage) beschäftigt Theologen und Philosophen. Atheistische Denker wie David Hume haben argumentiert, dass die Existenz des Bösen ein starkes Indiz gegen die Existenz Gottes ist.