Primo de Riveras Diktatur: Ziele, Staat & Politik
Eingeordnet in Geschichte
Geschrieben am in Deutsch mit einer Größe von 3,6 KB
Ziele und Rechtfertigung des Putsches
In seiner konstituierenden Erklärung kündigte Primo de Rivera an, dem Caciquismo, dem Banditentum, der politischen und sozialen Disziplinlosigkeit sowie den Bedrohungen für die nationale Einheit ein Ende zu setzen. Einige Historiker sahen darin das Ende einer veralteten Ordnung und einen Versuch, den Zusammenbruch des demokratischen Systems zu verhindern.
Reorganisation des Staates
Die Diktatur Primo de Riveras durchlief zwei Phasen:
- Bis 1925 regierte das Militärdirektorium, dessen Mitglieder ausschließlich Militärs waren. Wichtige Persönlichkeiten wie der Graf von Guadalhorce waren im Ministerium für öffentliche Arbeiten (Fomento) tätig.
- Ab diesem Jahr wurde es zum Zivildirektorium, als zivile Persönlichkeiten Ministerposten in der diktatorischen Regierung übernahmen, wie José Calvo Sotelo im Finanzministerium und Eduardo Aunós im Arbeitsministerium.
Eine zentrale Absicht des Diktators war die Beseitigung des Caciquismo. Dafür entwickelte er ein Kommunalstatut und ein Provinzialstatut. Ab 1926 wurde die Idee einer zeitlich befristeten Diktatur mit anschließender Rückkehr zur verfassungsmäßigen Ordnung aufgegeben. Primo de Rivera versuchte stattdessen, sein Regime zu institutionalisieren, um Kontinuität und Dauerhaftigkeit zu gewährleisten. Der Einfluss des italienischen Faschismus war dabei deutlich, was sich unter anderem in der Einberufung einer beratenden Nationalversammlung (1927) zeigte.
Diese Nationalversammlung hatte einen korporativen Charakter: Ihre Mitglieder wurden nicht gewählt, sondern ernannt und stammten aus den Reihen großer öffentlicher Institutionen. Um die Zustimmung zum neuen Regime zu fördern und als politische Stütze wurde eine Einheitspartei gegründet, die sich Unión Patriótica nannte.
Wirtschafts- und Sozialpolitik
Die Diktatur profitierte vom günstigen wirtschaftlichen Klima der „Goldenen Zwanziger Jahre“, das nach dem Ersten Weltkrieg einsetzte. Die Kernpunkte der Wirtschaftspolitik waren:
- Nationalisierung wichtiger Wirtschaftssektoren und eine zunehmende staatliche Intervention.
- Eine bedeutende Rolle des Staates durch die Förderung öffentlicher Arbeiten.
- Verabschiedung des Dekrets zum Schutz der nationalen Industrie zur Gewährung staatlicher Hilfen.
- Schaffung großer Monopole, beispielsweise im Bereich der Telefonie. Dem Unternehmen CAMPSA wurde das Monopol für die Einfuhr, Verarbeitung, den Vertrieb und Verkauf von Erdöl erteilt.
Trotz dieser Maßnahmen verblieb die Agrarwelt weitgehend in den Händen von Großgrundbesitzern.
Im sozialen Bereich wurde die Organización Corporativa Nacional (Nationale Korporative Organisation) gegründet. Diese Organisation:
- Führte Arbeitgeber und Arbeitnehmer in großen Korporationen nach Branchen zusammen.
- Sollte Arbeitskonflikte durch paritätische Ausschüsse (Comités Paritarios) regeln.
Dieses System stieß auf geteilte Reaktionen: Während Teile der Arbeiterbewegung, vertreten durch die sozialistische UGT (Unión General de Trabajadores), es mit Vorbehalten betrachteten und teilweise kooperierten, wurden kommunistische und anarchosyndikalistische Organisationen (wie die CNT) verfolgt und mussten in der Illegalität agieren.