Die Psychologie der Wahrnehmung: Gestaltgesetze und Sensorische Schwellen
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Gestalttherapie: Grundlagen der Wahrnehmung
Die Gestalttherapie, abgeleitet vom deutschen Wort „Gestalt“ (Form), ist eine psychologische Schule, die sich mit der Wahrnehmung als Ganzes befasst. Dabei spielt die Form eine zentrale Rolle für das Verständnis der gesamten Natur der Wahrnehmung.
Die Beziehung zwischen Figur und Grund
Dieses Prinzip besagt, dass das, was wir wahrnehmen, immer eine Figur ist, die sich von einem Hintergrund (Grund) abhebt. Die Figur hat eine eigene, definierte Form und klare Konturen, während der Hintergrund unbestimmter ist. Ein bekanntes Beispiel für die Reversibilität von Figur und Grund ist der Rubin-Becher (oder die Rubin-Vase), bei dem man abwechselnd einen Becher oder zwei Gesichter im Profil wahrnehmen kann.
Gesetze der Gruppierung von Reizen (Gestaltgesetze)
Diese Gesetze beschreiben, wie unser Gehirn konstante Reize organisiert und zu wahrnehmbaren Gruppen zusammenfasst. Das übergeordnete Gesetz ist das Gesetz der guten Gestalt oder der Prägnanz. Es besagt, dass die Wahrnehmung immer die einfachste, stabilste und kohärenteste Form annimmt, die vom Subjekt am wenigsten kognitive Energie erfordert.
Gesetz der Nähe
Reize, die räumlich nah beieinander liegen, werden tendenziell als zusammengehörig wahrgenommen. Beispiel: Wenn drei Personen eng beieinander stehen und eine vierte Person weiter entfernt ist, nehmen wir die ersten drei als eine Gruppe und die vierte als eine einzelne, entfernte Person wahr.
Gesetz der Ähnlichkeit
Reize, die sich in Farbe, Form oder anderen Merkmalen ähneln, werden tendenziell gruppiert. Beispiel: Mitglieder einer Musikband, die alle die gleiche Uniform tragen, werden als eine Gruppe wahrgenommen. Wenn sie unterschiedliche Farben tragen, könnten wir sie als zwei separate Bands oder als einzelne Individuen wahrnehmen, nicht als eine einzige Gruppe.
Gesetz der Kontinuität
Wir neigen dazu, Reize als zusammenhängende, durchgehende Muster wahrzunehmen, selbst wenn sie unterbrochen sind. Beispiel: Eine Reihe von Punkten, die eine Kurve bilden, wird als durchgehende Linie wahrgenommen, nicht als einzelne, isolierte Punkte.
Gesetz des Kontrasts
Die Wahrnehmung der Größe oder anderer Eigenschaften eines Elements wird durch seine Beziehung zu den anderen Elementen im Kontext beeinflusst. Beispiel: Ein grauer Punkt erscheint heller auf einem dunklen Hintergrund und dunkler auf einem hellen Hintergrund.
Gesetz der Geschlossenheit (Ergänzung)
Wir neigen dazu, unvollständige Figuren zu vervollständigen, um eine konsistente, globale Form zu erhalten. Beispiel: Das Kanizsa-Dreieck, bei dem wir ein Dreieck wahrnehmen, obwohl es nur aus drei "Pac-Man"-Formen besteht. Dies ist die Tendenz, Formen zu integrieren.
Perzeptive Konstanz
Obwohl sich die sensorischen Informationen, die wir erhalten, ständig ändern, nehmen wir die Welt als stabil und konstant wahr. Unser Gehirn ist in der Lage, die Farbe, Größe und Form von Objekten als konstant wahrzunehmen, selbst wenn sich unsere Perspektive, die Beleuchtung oder der Abstand ändern.
Sensorische Schwellenwerte
Die Wahrnehmung von Reizen hängt von verschiedenen Schwellenwerten ab:
Differenzschwelle (Unterschiedsschwelle)
Dies ist der minimale nachweisbare Unterschied zwischen zwei Reizen. Es ist die kleinste Menge an Reizänderung, die gerade noch wahrgenommen werden kann.
Maximale Schwelle
Dies ist die höchste Intensität eines Reizes, die noch wahrgenommen oder ertragen werden kann, bevor er Schmerz verursacht oder nicht mehr als Reiz erkannt wird.
Absolute Schwelle (Mindestschwelle)
Dies ist die geringste Intensität eines Reizes, die erforderlich ist, um eine sensorische Erregung hervorzurufen. Wenn ein Reiz zu schwach ist, um wahrgenommen zu werden, und seine Intensität allmählich erhöht wird, ist die absolute Schwelle der Punkt, an dem die Empfindung gerade eben auftritt.
Unterschwellige Wahrnehmung (Subliminal)
Dies ist eine Wahrnehmung, der wir uns nicht bewusst sind. Viele Studien zeigen, dass Reize oder Botschaften von so kurzer Dauer, dass wir sie nicht bewusst erfassen können, dennoch unsere Gedanken und Emotionen beeinflussen können. Die Beziehung zwischen unterschwelliger Wahrnehmung und sensorischen Schwellen besteht darin, dass ein Reiz den Körper erreicht, dessen Intensität aber unter der absoluten Schwelle liegt und somit nicht bewusst wahrgenommen wird.