Psychologische Schulen, Theorien und Konzepte

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Eine theoretische Strömung in der Psychologie ist eine Perspektive, ein Blickwinkel oder ein Erklärungsmodell für ein bestimmtes Objekt. Im Falle der Psychologie sind die theoretischen Strömungen Modelle, die erklären, wie sich Menschen verhalten, was ihre Natur ist und was sie letztendlich ausmacht.

Strukturalismus

Der Strukturalismus schlägt vor, dass der Mensch ein Wesen ist, das bewusst handelt und dessen Verhalten auf bestimmten Strukturen basiert.

Funktionalismus

Der Funktionalismus vertritt die Ansicht, dass sich die Psychologie mit dem menschlichen Verhalten befassen sollte. Dabei geht es nicht um die Formen von Gewohnheiten, die das Bewusstsein abruft, sondern um die Anpassung des Menschen als Ergebnis der Interaktion des Organismus mit seiner Umwelt, insbesondere im Hinblick auf Ideen.

Behaviorismus

Der Behaviorismus postuliert, dass der Mensch eine Reaktion auf Umweltreize ist, eine Art Tabula Rasa, die durch soziale Interaktion geformt und aufgebaut werden kann. Der Behaviorismus interessiert sich nicht für Bewusstseinsprozesse, sondern bestreitet sogar deren Relevanz für die Psychologie als Wissenschaft. Er entwickelte eine starke Forschungslinie, die erklärt, wie wir lernen und reagieren, indem sie sich auf das konzentriert, was klar und direkt beobachtbar ist: das Verhalten.

Kognitive Psychologie

Die Kognitive Psychologie ist Teil des kognitiven Paradigmas, das wiederum Philosophie, kognitive Linguistik, kognitive Neurowissenschaften und Modelle der künstlichen Intelligenz zusammenbringt. Sie versucht, das Funktionieren des kognitiven Systems zu verstehen.

Humanismus

Der Humanismus, auch als 'dritte Kraft' bezeichnet, besagt, dass der Mensch nicht primär durch die Umwelt (Behaviorismus) oder durch intrapsychische Prozesse (Psychoanalyse) bestimmt wird, sondern durch Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung. Er hebt die Idee des freien Willens und der persönlichen Entwicklung als zentrale Elemente hervor, die das Individuum prägen. Der Humanismus betont die Bedeutung von Erfahrungen, Zielen und der Suche nach Sinn im Leben und gibt dem Individuum die Verantwortung für seine Entscheidungen zurück.

Prinzipien der Humanistischen Theorie

Die Humanistische Theorie ist ein ganzheitliches Prinzip, das den Menschen als unteilbares Ganzes betrachtet. Sie betrachtet verschiedene Bereiche (intellektuell, emotional, körperlich und geistig) im Gegensatz zur dichotomen Leib-Seele-Trennung anderer Disziplinen. Sie sieht den Menschen als ausgestattet mit allen Möglichkeiten und Ressourcen für seine Entwicklung.

Systemische Psychologie

Die Systemische Psychologie basiert auf der Idee, dass der Mensch ein System ist, das in andere Systeme eingebettet ist. Daher ist es nicht möglich, sich nur auf ein Element zu konzentrieren; man muss die Interaktion der einzelnen Teile untereinander verstehen. Diese Theorie wird bis heute weiterentwickelt.

Systemische Bewegung: Das Systemkonzept

Das zentrale Konzept der Systemischen Bewegung ist, dass jedes Individuum Teil eines Systems ist. Menschen handeln nicht isoliert, sondern stehen in ständiger Interaktion mit anderen Systemen. Ein klassisches Beispiel, mit dem theoretisch und praktisch gearbeitet wird, ist 'die Familie'.

Psychoanalyse

Ebenen des Bewusstseins (nach Freud)

  • Das Bewusste enthält alles, was uns bekannt ist und leicht zugänglich ist.
  • Das Vorbewusste enthält Inhalte, die nicht aktiv bewusst sind, aber bei Bedarf zugänglich gemacht werden können (z. B. Erinnerungen).
  • Das Unbewusste ist dem Bewusstsein nicht unmittelbar zugänglich. Hier sind Gefühle, Ängste und Schmerzen gespeichert, die zu stark sind, um im Bewussten oder Vorbewussten gehalten zu werden. Diese Inhalte sind verborgen, üben aber einen kontinuierlichen Einfluss auf das Verhalten des Individuums aus, ohne dass es sich dessen bewusst ist.

Abwehrmechanismen (nach Freud)

  • Verdrängung (Repression): Ein unbewusster Prozess, der bedrohliche Impulse oder Elemente vom Bewusstsein fernhält. Er ist nicht immer vollständig.
  • Verleugnung (Denial): Die Weigerung zu glauben, dass ein Ereignis eingetreten ist oder existiert.
  • Projektion: Reduziert Angst, indem eigene inakzeptable Impulse oder Wünsche einer anderen Person zugeschrieben werden.
  • Reaktionsbildung: Der ursprüngliche Impuls wird durch das Gegenteil im Verhalten oder Denken ersetzt. (Beispiel: Man empfindet Neid, sagt aber, dass die Person schön ist).
  • Rationalisierung: Reduziert Angst, indem eine rationale Erklärung (eine Ausrede) für ein Verhalten gegeben wird. (Beispiel: Man lügt, um angeblich nicht zu schaden).

Konstruktivismus und Sozialer Konstruktivismus

Diese Strömung (oft dem kognitiven Paradigma zugeordnet, aber auch phänomenologische Aspekte integrierend) geht über klassische wissenschaftliche Positionen hinaus. Sie basiert auf einem Modell, das besagt, dass die Realität nicht 'da draußen' objektiv existiert und einfach wahrgenommen wird, sondern dass die Realität vom Individuum (oder in sozialer Interaktion) konstruiert wird.

Der Biopsychosoziale Ansatz

Im Rahmen der Psychologie und Sozialwissenschaften ist es wichtig zu verstehen, dass der Mensch eine biopsychosoziale Einheit ist. Das bedeutet, dass biologische, psychologische und soziale Faktoren zusammenwirken und das menschliche Sein beeinflussen.

Kognitive Prozesse

Sensation (Empfindung)

Die Sensation (Empfindung) ist der Prozess, bei dem Informationen aus der Umwelt über Sinnesorgane aufgenommen und in elektrische Impulse umgewandelt werden. Diese Daten haben zunächst keine Bedeutung an sich. Empfindung ist die grundlegende Interaktion des Körpers mit einem Reiz und wird als die Erfahrung sensorischer Stimulation definiert (Morris, 1995).

Perception (Wahrnehmung)

Die Perception (Wahrnehmung) ist die Integration, Organisation und Interpretation der Informationen aus den Sinnen unter Einbeziehung früherer Erfahrungen.

Imagination (Vorstellung)

Die Imagination (Vorstellung) ist der Prozess des Erschaffens oder Repräsentierens von Elementen, die nicht direkt in der Realität vorhanden sind. Sie ist Teil des kreativen Prozesses und ermöglicht die Integration von Elementen zu neuen, unerwarteten Ergebnissen.

Erinnerung (Gedächtnis)

Die Erinnerung (Gedächtnis) ist ein komplexer kognitiver Prozess. Obwohl sie oft als grundlegender Prozess untersucht wird, ist sie eng mit höheren kognitiven Prozessen verbunden. Das Konzept der Erinnerung sollte nicht nur als Speicherung verstanden werden, sondern auch als Fähigkeit zur Interaktion zwischen dem, wer wir sind, und unserer Umwelt. Das Langzeitgedächtnis ist die Fähigkeit des Gehirns, Inhalte des täglichen Lebens und Gelerntes zu speichern und abzurufen.

Arten des Langzeitgedächtnisses

  • Episodisches Gedächtnis: Bezieht sich auf spezifische Ereignisse oder Situationen, die wir erlebt haben (z. B. der Geburtstag des Partners, der Tag des Schulabschlusses).
  • Semantisches Gedächtnis: Bezieht sich auf verbales Wissen, d. h. den Erwerb von Sprache und ihren Bedeutungen (oft unbewusst erworben).
  • Prozedurales Gedächtnis: Speichert das Erlernen von motorischen Fähigkeiten und Abläufen (z. B. Fahrrad fahren, ein Gerät bedienen).
  • Emotionales Gedächtnis: Speichert emotionale Zustände und ist relevant für das Konzept der emotionalen Intelligenz. Es wirkt auf somatischer Ebene (physiologisches Erleben der Emotion) und beeinflusst, wie wir Erlebnisse verarbeiten. Es führt zu einer kognitiven Erinnerung an die Emotion. Es ermöglicht uns, uns an den emotionalen Eindruck einer Situation zu erinnern oder Gefühle für jemanden zu behalten.

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