Ramón Cabanillas: Erneuerer der galicischen Poesie

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Ramón Cabanillas (s. XX) gehört zu den frühen Jahren der galicischen Literatur. Er identifizierte sich zunächst mit lyrischen Themen wie Agrarismus, Keltizismus und zivilem Rückzug, noch beeinflusst von den Anhängern der drei großen Meister des Rexurdimento.

Ramón Cabanillas sollte jedoch eine wichtige Rolle als Erneuerer der Poesie spielen, da seine Gedichte neue ästhetische Elemente der europäischen Dichtung aufnahmen.

Einflüsse und Ästhetik

In seiner Poesie finden sich vielfältige Einflüsse:

  • Griechisch-lateinische Tradition
  • Späteuropäische Romantik
  • Folklore und Volksdichtung
  • Europäische Meister der Renaissance
  • Französischer Modernismus und Postsymbolismus
  • Portugiesischer Saudosismo (Teixeira de Pascoaes)
  • Karibischer Modernismus (Rubén Darío)

Moderne und Tradition

Vom Modernismus übernahm Cabanillas hauptsächlich das Lokalkolorit sowie die metrische und rhythmische Vielfalt mit ungewöhnlichen Formen (z. B. Kurzvers-Sonette), Musikalität, sprachliche Verfeinerung, Farbigkeit und Sinnlichkeit, eine träge und melancholische Atmosphäre und schließlich leichte exotische Anklänge.

Andere Züge entfernten ihn jedoch von der reinen Ästhetik des Modernismus:

  • Der Einfluss und die Wiederbelebung der Volksfolklore und der vor-renaissancezeitlichen Poesie.
  • Die Nutzung des volkstümlichen Seemanns-Lexikons.
  • Das Vorhandensein von anekdotischen Elementen in erzählenden Gedichten.
  • Vor allem ein deutliches ethisches Ideal, Gewissenhaftigkeit und Sendungsbewusstsein.

All diese Elemente führen zu einem reichhaltigen, vielfältigen und pluralistischen Werk. Es greift bisher in der Poesie unbekannte Register und Themen auf (wie religiöse und bukolische Themen, den Artusmythos usw.) und erneuert gängige Modelle durch eine neue Behandlung, bei der Sinnlichkeit und Plastizität mit einer perfekten Beherrschung des Rhythmus und der poetischen Sprache verbunden werden.

Die Poesie von Ramón Cabanillas durchläuft eine wichtige Entwicklung, die sich sowohl formal als auch thematisch ausdrückt.

Frühe Werke und Exil

Während seiner Emigration in Kuba veröffentlichte Cabanillas die Bücher No Desterro („Im Exil“) und Amoras („Brombeeren“), später folgte Da Terra Asoballada („Vom unterjochten Land“). Letzteres zeigt einen formalen Ausgleich von Renaissance-Poetik mit stilistischen und metrischen Errungenschaften der Moderne. Thematisch drücken viele Gedichte die Nostalgie des Exils aus und zeigen einen intimistischen und deskriptiven Dichter.

Agrarismus und soziales Engagement

Werke wie No Desterro präsentieren eine klare Haltung zur Befreiung der Bauern von der Tyrannei der Gutsherren („caciques“) und den zivilen Ungerechtigkeiten (Agrarismus). Diese Gedichte machten ihn bei seinen Zeitgenossen zum gefeierten „Dichter der Rasse“. In dieser Poesie finden wir auch einen Abschnitt mit Gedichten, in denen die Stimme des Dichters vom bürgerschaftlichen Engagement zurücktritt, um mit leidenschaftlichen und aufrührerischen Versen die Übel der „Foros“ (ein galicisches Pachtsystem) und das Elend der Bauern anzuprangern und den Wunsch nach Befreiung auszudrücken, der das galicische Land durchzieht.

Historische Rekonstruktion (1920er)

Die Poesie Cabanillas' konzentrierte sich in den 1920er Jahren auf die Rekonstruktion der Vergangenheit aus einer nationalen, saudosismo-geprägten Perspektive. Dies zeigt sich in Werken wie A Noite Estrelecida („Die sternenklare Nacht“), einem Versuch, den Artusstoff (Matter of Britain) zu adaptieren, um eine komplexe mittelalterliche Legende mit patriotischer und christlicher Botschaft zu schaffen.

Arthurische Legenden und nationale Mythen

Das Engagement für die Rekonstruktion der nationalen Vergangenheit zeigt sich auch im Roman O Mariscal („Der Marschall“). Zu dieser Zeit erschienen in Zeitungen und Zeitschriften auch eine Handvoll Gedichte mit historischem Thema, die mehrere Jahre später im Buch Camiños no Tempo („Wege in der Zeit“) gesammelt wurden.

All diese Werke stellen eine Art mythische Geschichte dar, die sich auf vier Epochen konzentriert, die Cabanillas als grundlegend für die galicische Identität betrachtete: die keltische Zeit, das Mittelalter, die Zeit des Glanzes und die Krisen des 15. Jahrhunderts.

Diese neue Ausrichtung bringt eine neue formale Behandlung mit sich: Die Sprache wird reicher und konzeptueller, erudite Bezüge sind häufiger, es entsteht ein geschlossenes System von kultivierten Symbolen. Cabanillas greift auf in seinem Werk zuvor ungewöhnliche Metren wie den Alexandriner zurück und wechselt sie mit Romanzen und anderen volkstümlichen Strophenformen ab.

Weitere Werke der 1920er

In den 1920er Jahren veröffentlichte Cabanillas außerdem zwei Werke mit anderen Themen:

  • O Bendito San Amaro („Der gesegnete Sankt Amaro“), mit Illustrationen von Castelao, das in erzählender Form und in volkstümlichen Versen die Legende des Heiligen behandelt.
  • A Rosa de Cen Follas („Die hundertblättrige Rose“), das der Linie der intimen Liebeslyrik des Modernismo folgt.

Zweite Schaffensphase (1940er)

In den 1940er Jahren, als es schien, dass sein Werk keine Fortsetzung finden würde, beginnt Cabanillas eine zweite kreative Reifephase. In dieser neuen Etappe zeigen Werke wie Antífona da Cantiga („Antiphon des Liedes“) und Versos de Alleas Terras e de Tempos Idos („Verse aus fremden Ländern und vergangenen Zeiten“) seine Arbeit als Gelehrter der Volksliteratur und als Übersetzer.

Reflexion und Naturverbundenheit

In diesen Jahren entstehen auch zwei originelle Gedichtbände:

  • Da Miña Zanfona („Von meiner Drehleier“): Ein Buch mit Anklängen an Machado, das mit trauriger, manchmal erhabener, manchmal bitterer Stimme die Moral, das verlorene Leben und den Tod thematisiert.
  • Samos: Sammelt beschreibende Gedichte, die die Natur und seinen Wunsch nach Frieden und Gemeinschaft mit ihr beschreiben. Dieses Buch verwendet ebenfalls klassische Verse, manchmal den modernistischen Alexandriner.

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