Rationalismus und Empirismus: Erkenntnistheorie im Vergleich

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Rationalismus und Empirismus

Grundlagen erkenntnistheoretischer Positionen

Rationalismus und Empirismus sind zentrale erkenntnistheoretische Positionen, die sich mit der Frage nach der Herkunft und Gültigkeit unseres Wissens über die Welt auseinandersetzen.

Beide Strömungen erkennen an, dass wir die Welt sowohl mit den Sinnen als auch mit der Vernunft erfassen. Der Rationalismus privilegiert jedoch die Vernunft im Erkenntnisprozess, während der Empirismus den empirischen Sinn, also die Erfahrung, in den Vordergrund stellt.

Der Empirismus und die Rolle der Erfahrung

Nach Auffassung von Empiristen wie David Hume existiert nichts im Geist, das nicht zuvor in den Sinnen war. Alles, was in den Geist gelangt, kommt aus den Sinnen, aus der Erfahrung. Hätten wir keine Erfahrung mit Empfindungen, hätten wir auch keine Ideen.

Sobald die Ideen in den Geist gelangen, verarbeiten wir sie, aber ihr Ursprung liegt in einem Prozess, der mit den Sinnen beginnt. Für Empiristen gibt es keine angeborenen Ideen. Hume formulierte dies so, dass der Geist eine „tabula rasa“ – ein leeres Blatt – ist.

Der Geist nimmt zwar Eingriffe vor, wie das Verknüpfen oder Verallgemeinern von Ideen, aber er weiß nicht, ob es ein unabhängiges Subjekt oder ein „Selbst“ gibt. Konzepte wie das „Ich“, Gott oder das Einhorn sind für Hume reine Fantasie, da sie nicht auf sinnlicher Erfahrung basieren.

Wahrheitsbegriff im Empirismus

Laut den Empiristen ist die Wahrheit nicht universell; sie hängt von der individuellen Erfahrung und den kausalen Verknüpfungen ab, die subjektiv und variabel sind.

Der Rationalismus und die Rolle der Vernunft

Nach Auffassung der Rationalisten gibt es ein erkennendes Subjekt, ein „Selbst“. René Descartes, ein radikaler Rationalist, postulierte ein denkendes „Ich“ und angeborene Ideen, deren Existenz auf die Existenz der Welt hindeutet.

Kants Synthese von Rationalismus und Empirismus

Immanuel Kant vertrat die Ansicht, dass Wissen zwar mit den Sinnen beginnt, der Geist aber kein leerer Behälter ist. Vielmehr sind uns allen gleichermaßen angeborene Intuitionen wie Raum und Zeit sowie Kategorien wie Kausalität eigen, die die Informationen der Sinne strukturieren.

Für Kant ist Wissen somit universell, obwohl es subjektiv ist, da unsere geistigen Strukturen das Erkennen bestimmen. Diese Subjektivität ist jedoch eine allgemeingültige, universelle Subjektivität.

Moralische Implikationen

Der Empirismus vertritt die Auffassung, dass moralische Standards nicht auf Vernunft beruhen, sondern auf subjektiven und individuellen Emotionen und Gefühlen.

Für Kant hingegen sind moralische Standards universell, da sie auf der Ausübung der reinen Vernunft basieren.

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