Rationalismus vs. Empirismus: Ein Vergleich
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Rationalismus und Empirismus: Ein Vergleich
Subjekt I: Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Gemeinsamkeiten zwischen Rationalismus (Descartes) und Platonismus:
- Beide betrachten Rationalismus als eine Form des Idealismus.
- Sie sehen das Cogito (Ich denke) als grundlegend für die Erkenntnis.
- Die Seele hat bei beiden Zugang zu den Ideen der vernünftigen Dinge (über den Körper bei Platon).
- Beide sind dogmatisch in ihrem Vertrauen auf rationales Wissen und objektive Wahrheit.
- Die Autorität für den Zugang zur Wahrheit ist die intellektuelle Anschauung/das Eidetische.
- Privilegierte Ideen sind angeboren; Ablehnung von bloßer Meinung (Pistis) und Einbildung (Eikasia).
- Wissen, das aus Sinnen und Erfahrung entsteht, wird abgelehnt.
- Die Mathematik spielt eine wesentliche Rolle.
Unterschiede in Bezug auf Mathematik und Physik:
- Rationalismus: Modellbau der deduktiven Methode.
- Platonismus: Prozentuales epistemisches Wissen, das aus der Deduktion stammt.
Anwendung der Mathematik:
- Rationalismus: Die Mathematik ist Ausdruck der physischen Welt. Die Res Extensa (ausgedehnte Substanz) wird als Universum betrachtet, das durch algebraische Formeln deduziert werden kann.
- Platonismus: Pythagoreische Ideen liegen dem Bau eines geometrischen Universums zugrunde.
Radikale Opposition: Rationalismus vs. Empirismus (Hume)
- Rationalismus: Verwirft die Sinne; setzt auf Vernunft und Intuition; Ideen sind angeboren; Prinzip der natürlichen Kausalität (notwendige Vernunft). Wissen ist gültig, universell und mathematisch. Ziel: Ein System zu schaffen, das die gesamte Wirklichkeit deduziert (theoretisch, systematisch, dogmatisch).
- Empirismus: Betont die Sinne; Ideen werden erworben; Kausalität ist wahrscheinlich, beruht auf ausreichender Erfahrung, ist aber unsicher und unbestimmt. Wissen ist nützlich, pragmatisch und körperlich. Ziel: Praktische, persönliche, skeptische Politik.
Subjekt II: Dualismus und Substanzbegriff
Dualismus bei Descartes und Platon:
- Ontologischer und epistemologischer Dualismus: Res Extensa / Res Cogitans (ausgedehnte Substanz / denkende Substanz), materielle Welt / immaterielle Welt.
- Anthropologischer Dualismus: Körper und Seele sind getrennt. Bei Descartes gibt es eine radikale Trennung, bei Platon lebt die Seele in den Bedürfnissen des Körpers.
Gott:
- Descartes: Gott ist der Ursprung der Welt, allen Wissens und aller Sicherheit.
- Platon: Der Demiurg ist der Erbauer der materiellen Welt und das Vorbild aller Tugend.
Autonomie:
- Descartes: Die Res Extensa hat Autonomie mit ihren eigenen physikalischen Gesetzen der Bewegung.
- Platon: Der Körper ist völlig abhängig von der Seele.
Substanzbegriff:
- Rationalismus (Descartes): Die Substanz ist real und braucht nichts anderes, um zu existieren. Sie ist ein Prinzip der Demonstration, hat ein Attribut und einen Modus.
- Empirismus (Hume): Substanzen können nicht aus Eindrücken gewonnen werden. Eine Substanz ist eine Sammlung von Ideen, die die Einbildungskraft vereint (unbegründet).
Attribute:
- Descartes (Seele): Denken.
- Hume: Keine Erfahrung/Eindrücke von Dingen; Ähnlichkeit, Berührung und Kausalität führen zur Suche nach einem Substrat (Seele).
- Descartes (Körper): Ausdehnung.
- Hume: Kausalität in der Welt ist nicht notwendig, sondern basiert auf Gewohnheit, Sitte, Vererbung und Kontiguität.
- Descartes (Gott): Vollkommenheit.
- Hume: Das ontologische Argument (die Wurzel aller Argumente für die Existenz Gottes) ist ungültig. Man kann die Nichtexistenz Gottes ohne Widerspruch behaupten.