Realismus und Naturalismus in der Literatur: Merkmale und spanische Vertreter

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Realismus und Naturalismus: Eine Einführung

Merkmale des Realismus

  • Beobachtung und genaue Beschreibung der Wirklichkeit: Autoren führen Feldstudien durch, dokumentieren Notizen über Charaktere oder Umgebungen oder recherchieren in Büchern, um präzise Informationen zu erhalten.
  • Fokus auf alltägliche Ereignisse: Der Blick verschiebt sich auf den Alltag.
  • Häufiges Ziel der sozialen und politischen Kritik: Konservative Autoren zeigten die Degradierung der Gesellschaft und forderten eine Rückbesinnung auf traditionelle Werte. Progressive Autoren prangerten soziale Missstände an.
  • Einfacher und nüchterner Stil: Der Stil strebt nach Genauigkeit.
  • Vorliebe für den Roman.

Der realistische Roman

  • Wahrscheinlichkeit: Die Ereignisse sind glaubwürdig.
  • Lineare Struktur: Die Ereignisse entwickeln sich meist linear über die Zeit.
  • Detaillierte Beschreibungen: Die Beschreibungen sind sehr detailliert.
  • Verwendung von Umgangssprache: Eine Sprache, die dem alltäglichen Gespräch nahekommt. Autoren passen den Sprachstil an die Charaktere und deren geografische Herkunft an.

Merkmale des Naturalismus

Der Naturalismus war eine literarische Bewegung, die sich im letzten Drittel des neunzehnten Jahrhunderts entwickelte, vor allem in Frankreich. Er wurde von dem Romancier Émile Zola verteidigt, der behauptete, die Literatur solle eine Wissenschaft sein, deren Studienobjekt das soziale Umfeld ist. Menschliches Verhalten wurde in der Literatur wissenschaftlich nach den Prinzipien der Beobachtung und des Experiments analysiert. Dies basierte auf der Annahme, dass der Mensch nicht wirklich frei, sondern biologisch und sozial determiniert ist, da Individuen durch ihr genetisches Erbe und ihr soziales Umfeld konditioniert werden. Dies erklärt das Interesse der Naturalisten an elenden Umgebungen und Charakteren wie Idioten, Alkoholikern, benommenen Opfern oder Menschen mit Begleiterkrankungen.

  • Allwissender Erzähler: Der Erzähler verwaltet die Fäden der Geschichte vollständig.
  • Didaktische Absicht: Autoren verfolgten oft die Absicht, dem Leser eine moralische oder soziale Lektion zu erteilen.

Realismus und Naturalismus in Spanien

Der Durchbruch des Realismus in Spanien verzögerte sich. Obwohl Zolas Werke des Naturalismus früh übersetzt und bekannt wurden, akzeptierten spanische Schriftsteller die Idee der Literatur als Wissenschaft nicht vollständig. Sie nutzten lediglich einige naturalistische Elemente und das Interesse an der Darstellung elender Umgebungen.

Wichtige Autoren des spanischen Realismus

Fernán Caballero

In ihren Werken finden sich noch viele romantische Elemente. Die bekannteste ist Die Möwe.

Pedro Antonio de Alarcón

Prärealistischer Schriftsteller. Sein bekanntestes Werk ist die Novelle Der Dreispitz.

Juan Valera

Ist bekannt für Romane wie Pepita Jiménez. Sein Stil ist kultiviert, der Aufbau sehr geschickt und er nutzt Ironie, um eine gewisse Distanz zwischen den Figuren und dem Autor zu schaffen.

José María de Pereda

Thematisiert den Verfall und die Korruption. Seine Romane spielen in Kantabrien. Hervorzuheben sind die Beschreibungen der Landschaft und der lokalen Typen. Sein wichtigstes Werk ist Peñas Arriba.

Emilia Pardo Bazán

Ihr literarisches Werk ist vielfältig. In ihrem Werk zeigt sich der Einfluss des Naturalismus mit der Darstellung degradierter Umgebungen und roher Beschreibungen. Der naturalistische Determinismus wird jedoch durch den religiösen Glauben der Autorin gemildert.

Benito Pérez Galdós

Werkübersicht

Galdós' zahlreiche Romane lassen sich in folgende Gruppen einteilen:

  • Frühe Romane: Die meisten sind Galdós' Thesenromane, die seine Sympathie für das liberale Spanien nicht verbergen.
  • Romane des zeitgenössischen Spaniens: Beispiele sind Fortunata und Jacinta.
  • Späte Romane: Sie thematisieren die Frage der Realität und experimentieren mit neuen Erzählverfahren wie Dialogen und Träumen.

Leopoldo Alas, genannt Clarín

Leben und Werk

Verbrachte den größten Teil seines Lebens in Oviedo. Er schrieb zwei Romane, La Regenta und Su único hijo, sowie zahlreiche Kurzgeschichten und über hundert Erzählungen. Seine Erzählungen sind zweigeteilt: satirisch oder nachdenklich. Die satirischen zeichnen sich durch lächerliche Karikaturen aus. In den nachdenklichen drückte er seine persönlichen Anliegen aus.

La Regenta: Ein Meisterwerk des Realismus

La Regenta ist ein außergewöhnlicher Roman, der den Ehebruch einer frustrierten Frau thematisiert. Der eigentliche Protagonist des Werkes ist die provinzielle Gesellschaft, die Clarín dazu dient, die Engstirnigkeit des Spaniens der Restauration zu zeigen. So persifliert er das Verhalten der herrschenden Klasse: Klerus, Adel und Bürgertum. Auf seinen Seiten finden sich deren Leichtsinn, Heuchelei, Stolz, moralische Mittelmäßigkeit und Elend. Als naturalistischer Roman ist der Einfluss der Umgebung auf die Charaktere sehr wichtig. Zwei wesentliche Merkmale der Umgebung, die die Charaktere prägen, sind Langeweile und Begierde. In der geschlossenen Gesellschaft der Provinz wiederholt sich alles bis zur Langeweile, und Begierde ist der einzige Ausweg aus den vielen Frustrationen.

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