Realismus und Naturalismus in der spanischen Literatur
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Realismus: Eine literarische Strömung
Der Realismus ist der Ausdruck der vorherrschenden Mentalität der liberalen Bourgeoisie seiner Epoche. Er manifestierte sich vor allem als neue Romanform, da die Merkmale dieser literarischen Bewegung besser zu ihr passten, obwohl er auch in der Poesie und im Theater Spuren hinterließ. In Spanien ist 'Don Quijote' von Miguel de Cervantes ein frühes Beispiel für realistische Tendenzen.
Merkmale des Realismus
Beobachtung der Realität
Die Mentalität der Zeit legte Wert auf die rationale Analyse der Wirklichkeit, unter Ausschluss romantischer, überlieferter Vorstellungen.
Plausibilität und Detailtreue
Das literarische Werk sollte eine Erzählung sein, die die reale Welt nachbildet. Der Roman legte großen Wert auf die detaillierte Beschreibung von Orten, Charakteren und alltäglichen Ereignissen.
Streben nach Objektivität
Obwohl der Autor eine kritische Absicht gegenüber der Gesellschaft hatte und seine persönlichen Ansichten und Werte in die Werke einfließen konnten, wurde Objektivität angestrebt.
Tiefe psychologische Charakterisierung
Der Autor zeigte die innere Welt der Menschen in ihren Beziehungen zur Gesellschaft. Die Charaktere stammten oft aus der städtischen Mittelschicht.
Lineare Erzählstruktur
Die Geschichten sind strukturiert mit einem Anfang, Mittelteil und Ende, in einer linearen zeitlichen Abfolge.
Einfacher Stil
Realistische Romane vermieden rhetorische und poetische Ausdrücke zugunsten einer einfachen, alltäglichen Sprache.
Benito Pérez Galdós: Ein Meister des Realismus
Erste Phase: Bürgerliche Tugenden
Die Protagonisten zeichnen sich durch bürgerliche Tugenden wie den Glauben an Fortschritt und Modernität aus und sind oft Opfer konservativer Kräfte.
Zweite Phase: Innere Welten und Gesellschaft
Galdós interessierte sich vor allem für die innere Welt der Charaktere. Zahlreiche Nebenhandlungen erschienen, die den großen Wandteppich des Gemeinschaftslebens webten.
Dritte Phase: Menschlichkeit und Mitgefühl
In diesen Romanen präsentierte Galdós vorbildliche Charaktere, voller Großzügigkeit und Mitgefühl. Fast alle Romane Galdós' sind im Madrid des 19. Jahrhunderts angesiedelt.
Naturalismus: Determinismus und soziale Milieus
Der Naturalismus ist eine literarische Bewegung, die 1870 in Frankreich entstand. Die Hauptthese dieser Bewegung besagt, dass die Figuren in den Romanen, ähnlich wie lebende Organismen, von ihrem biologischen Erbe und ihrer natürlichen Umgebung abhängen. Sie handeln gemäß ihrer temperamentvollen Veranlagung und dem sozialen Milieu, das oft schmutzig und erniedrigend ist.
Wichtige Vertreter des Naturalismus in Spanien
Leopoldo Alas 'Clarín'
Die Stadt ist mehr als nur eine Kulisse; sie ist ein aktives Element im inneren Konflikt der Charaktere, eine echte Persönlichkeit, die an ihren kollektiven Stimmungen und Entscheidungen beteiligt ist. Der Einfluss des Naturalismus zeigt sich in der Darstellung des Zustands und Verhaltens seiner Figuren.
Emilia Pardo Bazán
Sie war die Schriftstellerin, die den Naturalismus in Spanien einführte. Ihre Werke sind oft im ländlichen Galicien angesiedelt, ihrer Heimatregion. Sie schilderte eine rückständige ländliche Gesellschaft ohne intellektuelle Horizonte, mit unwissenden, brutalen, dekadenten und durch Armut und Instinkte erniedrigten Charakteren.