Die Reise von Max Estrella: Eine Analyse von "Luces de Bohemia"

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Einleitung

Valle-Incláns Luces de Bohemia bietet einen faszinierenden Blick auf das nächtliche Madrid durch die Augen des blinden Dichters Max Estrella. Das Stück, das 1920 veröffentlicht wurde, zeichnet sich durch seinen einzigartigen Stil, den Esperpento, aus, der die Realität durch eine groteske Linse verzerrt, um die soziale und politische Korruption Spaniens zu kritisieren.

Die drei Perspektiven der Welt

Valle-Inclán beschreibt drei Arten, die Welt zu betrachten: kniend, stehend und in die Luft gehoben. Die erste Perspektive impliziert eine überlegene Haltung gegenüber der menschlichen Existenz. Die zweite, von Shakespeare verwendet, betrachtet die Figuren als Spiegel unserer selbst, mit unseren Tugenden und Fehlern. Die dritte, "ein sehr spanischer Weg", ist die des Demiurgen, der sich nicht mit seinen Schöpfungen identifiziert.

Luces de Bohemia: Von der Zeitschrift zur Buchversion

Luces de Bohemia wurde zunächst als Serie in einer spanischen Zeitschrift veröffentlicht. Die Buchversion von 1924 enthält jedoch drei zusätzliche Szenen mit stark politischer Kritik. Der Begriff "Esperpento" bezeichnet etwas Hässliches, Lächerliches und Auffälliges, das von der Norm abweicht und das Groteske oder Monströse erzeugt.

Thema und Handlung

Das Stück erzählt die letzte Nacht im Leben des armen und blinden Dichters Max Estrella, der in Begleitung von Don Latino durch verschiedene Orte Madrids wandert: Buchhandlungen, Tavernen, Polizeistationen und Cafés. Valle-Inclán ließ sich von der Figur und dem Tod des Schriftstellers Alejandro Sawa inspirieren. Die Reise von Max Estrella ist ein Abstieg in die Hölle, der die Unmöglichkeit des Lebens in einem deformierten, ungerechten und lächerlichen Spanien darstellt.

Struktur und Analyse

Luces de Bohemia besteht aus fünfzehn Szenen, die jeweils an einem anderen Ort spielen. Wiederkehrende Elemente wie die Präsenz des Todes und das Lotterielos verbinden die Szenen. Das Stück lässt sich in zwei Teile gliedern: die ersten zwölf Szenen und einen Epilog (die letzten drei Szenen).

Teil 1: Die Reise

Szene I: Max ist zu Hause und äußert seinen Todeswunsch. Die Reise durch das nächtliche Madrid beginnt.

Szenen II-XI: Max' Wallfahrt durch Madrid. Dieser Teil ist in zwei symmetrische Phasen unterteilt:

  • Szenen II-VI: Max' Aufenthalt im Gefängnis mit dem katalanischen Arbeiter.
  • Szenen VII-XI: Von Max' Entlassung aus dem Gefängnis bis zum Tod des katalanischen Arbeiters.

Szene XII: Das Ende der Reise. Max kehrt nach Hause zurück, legt seine Theorie des Grotesken dar und stirbt.

Teil 2: Epilog

Szenen XIII-XV: Max' Beerdigung. Das Lotterielos gewinnt. Selbstmord von Max' Frau und Tochter.

Die Göttliche Komödie als Inspiration

Einige Kritiker sehen in der Struktur von Luces de Bohemia einen Abstieg in die Hölle, eine Parodie auf Dantes Göttliche Komödie. Hinweise darauf finden sich beispielsweise in Szene XI: "Latino, hol mich aus diesem Teufelskreis" und "Unser Leben ist ein Kreis Dante."

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