Religiöse und Moralische Prosa im Spätmittelalter
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Isabel de Villena (1430–1490)
Biografie
- Äbtissin des Klosters der Dreifaltigkeit (Valencia).
Werk: Vita Christi
- Veröffentlicht posthum durch einen Erben.
- Genre: Prosa-Traktat, der das Leben Christi aus einer anderen Perspektive besingt.
- Zweck: Das Buch wurde mit der Absicht geschrieben, die Nonnen im Kloster zu lehren und zu unterweisen.
- Umfang: Obwohl es versucht, eine Biografie Christi zu sein, liegt der Fokus auf Maria, da es mit ihrer Geburt beginnt und mit ihrem Tod und der Himmelfahrt endet.
Ressourcen zur Lesergewinnung und weibliche Perspektive
- Isabel passt ihr Werk an die weibliche Zielgruppe an, indem sie intime, zärtliche und detaillierte Beschreibungen verwendet.
- Weibliche Sichtweise: Das Werk wurde von einer Frau in einer misogynen Gesellschaft geschrieben, was zu dieser Zeit ungewöhnlich war.
- Sie verteidigt die Würde der Frauen im religiösen Kontext. Dank Maria wird den Frauen die Erbsünde vergeben.
- Ursprüngliche Empfänger: Die Nonnen des Klosters der Dreifaltigkeit.
Vicent Ferrer (1350, Valencia – 1419, Vannes)
Biografie
- Magister der Theologie.
- Predigte weltweit.
- Führende Rolle beim Kompromiss von Caspe (1412).
- Berater der Päpste während des Abendländischen Schismas.
Werk: Predigten
- Über 300 Predigten sind erhalten.
- Sie wurden vom Autor selbst geschrieben und von Kopisten mit moralisierender und didaktischer Absicht verbreitet.
- Ziel: Die Menschen auf den rechten Weg zurückführen.
Gliederung einer Predigt
- Einleitung: Erläuterung einer Bibelstelle auf Latein (Llatí).
- Gebet zu Maria.
- Schlussfolgerungen des biblischen Beispiels (oft gereimte Sätze).
- Er nutzte mnemonische Verfahren, um die Zuhörer an das behandelte Thema zu erinnern.
- Die Predigten richteten sich an das einfache Volk und dienten der Popularisierung biblischer Texte.
Sprache und Stil
- Plastische und spontane Sprache: Kolloquialismen, einfache Syntax.
- Theatralische Mittel: Gestik, Onomatopoesie.
- Spiegelt die Gesellschaft des späten 14. und 15. Jahrhunderts wider: Laster, Mode, Kosmetik, soziale Verwahrlosung.
- Enthält oft frauenfeindliche Komponenten (Hass auf Frauen).
- Thema: Apokalypse, Buße und Zorn. Motto: "Ende der Welt: Tut Buße!"
Anselm Turmeda (Mallorca 1350–1430)
Biografie
- Begann als Franziskanerbruder.
- Konvertierte um 1385 zum Islam (Mahometaner).
- Schrieb Werke in Katalanisch und Arabisch.
Themen
- Doppelzüngigkeit und Ambivalenz (Spiel mit zwei Seiten: schreibt christlich und muslimisch), Symptom einer Krise.
- Skeptizismus.
- Humanismus.
Wichtige Werke
- Autobiographie und Angriff auf die Anhänger des Kreuzes (Geschrieben auf Arabisch. Erklärt seine Konversion und greift das Christentum an.)
- Llibre de bons amonestaments (Gedicht, das neben Aussagen des christlichen Glaubens auch antiklerikale Anmerkungen enthält. Geschrieben auf Katalanisch.)
- Berühmtestes Gedicht: "In Praise of money" (Lob des Geldes).
- Disputation des Esels (Zeigt die Überlegenheit des Menschen über das Tier nach einer langen Diskussion. Greift auch Franziskaner und Dominikaner an.)
Die religiöse und moralisierende Prosa
Die Krise des 14. Jahrhunderts (S. XIV)
Demografische Krise
- Die Schwarze Pest (Pest Negra).
Ideologische Krise
- Das Abendländische Schisma (1378–1417).
- Die Christenheit spaltet sich. Das Konstanzer Konzil setzt zwei Päpste ab und wählt Papst Martin V.
- Wandel vom Theozentrismus zum Anthropozentrismus.
Politische Krise
- Der Kompromiss von Caspe (1412).
- Nach dem Tod von König Martin dem Humanen ohne Erben geht die Macht an die spanische Dynastie Trastámara über.
Folgen der Krise
Die veränderte Situation führt zu der Notwendigkeit, die Gesellschaft zu reformieren und den religiösen Glauben zu stärken. Dies manifestiert sich in:
- Moralisierenden Predigern (z. B. Francesc Eiximenis und Vicent Ferrer).
- Religionswechslern und Außenseitern (z. B. Anselm Turmeda).
- Einer neuen Vision der Frau (z. B. Sor Isabel de Villena).