René Descartes: Erkenntnistheorie und Metaphysik
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I. Erkenntnistheorie: Descartes' Weg zur Wahrheit
In seiner Abhandlung über die Methode (1637) fasst Descartes die Regeln des Verfahrens zur Erlangung wahrer Erkenntnis in vier Prinzipien zusammen:
- Nichts als wahr anzunehmen, was nicht so klar und deutlich erkannt wird, dass es keinen Zweifel zulässt.
- Jede Schwierigkeit in so viele Teile zu zerlegen, wie es zu ihrer besseren Lösung erforderlich ist.
- Die Gedanken in geordneter Weise zu führen, beginnend bei den einfachsten und am leichtesten erkennbaren Objekten, um allmählich zu den komplexeren zu gelangen.
- Vollständige Aufzählungen und allgemeine Übersichten zu erstellen, um sicherzustellen, dass nichts ausgelassen wurde.
Es ist daher alles als falsch zu betrachten, woran man auch nur den geringsten Zweifel hegen kann. In den Meditationen unterscheidet Descartes drei Ebenen der Radikalisierung des methodischen Zweifels:
- Zweifel an der Zuverlässigkeit der Sinne: Die Sinne täuschen uns manchmal, daher können wir nicht sicher sein, dass die Dinge so sind, wie sie uns erscheinen.
- Zweifel an der Unterscheidbarkeit von Traum und Wirklichkeit: Es gibt keine sicheren Kriterien, um den Wachzustand vom Traum zu unterscheiden.
- Zweifel an mathematischen Wahrheiten (Deus deceptor / böser Dämon): Selbst mathematische Wahrheiten könnten trügerisch sein, wenn ein allmächtiger „Betrüger-Gott“ oder ein „böser Geist“ uns systematisch täuschen würde.
Es scheint, dass keine Wahrheit gerettet werden kann, außer einer: Selbst wenn mich ein böser Geist täuscht, muss ich existieren, um getäuscht werden zu können. Zweifel und Täuschung sind Formen des Denkens. Daraus folgt seine berühmte Formulierung: „Ich denke, also bin ich“ (Cogito, ergo sum). Aus diesem ersten sicheren Wissen leitet Descartes sein Kriterium der Gewissheit ab: Alles, was mit gleicher Klarheit und Deutlichkeit wahrgenommen wird, ist wahr.
Nachdem die Existenz des denkenden Selbst (res cogitans) gesichert ist, muss Descartes den Solipsismus vermeiden und die Existenz der Außenwelt beweisen. Er unterscheidet Ideen nach ihrem Ursprung:
- Zufällige Ideen (ideae adventitiae): Diese scheinen von außen, aus der Erfahrung, zu kommen.
- Fiktive Ideen (ideae factitiae): Diese werden vom Geist aus anderen Ideen konstruiert.
- Angeborene Ideen (ideae innatae): Dies sind die wichtigsten Ideen, die dem Geist von Natur aus innewohnen und die Grundlage unseres Wissens bilden.
II. Metaphysik: Gottesbeweise und die Existenz der Welt
Um die dritte Ebene des Zweifels zu überwinden und die Existenz der Außenwelt zu sichern, muss Descartes zunächst die Existenz Gottes beweisen. Ein unendlich guter und allmächtiger Gott würde uns nicht systematisch täuschen wollen. Er präsentiert drei Gottesbeweise, die sich aus der Idee Gottes ableiten:
- Der kausale Gottesbeweis (aus der Idee Gottes): Aus unserer angeborenen Idee der Vollkommenheit oder Unendlichkeit (die wir als unvollkommene Wesen nicht selbst hervorbringen können) muss ein vollkommenes Wesen, Gott, als Ursache dieser Idee existieren.
- Der kausale Gottesbeweis (aus der Kontingenz des eigenen Seins): Da ich als endliches Wesen mein eigenes Sein nicht aus mir selbst habe, muss es eine Ursache geben, die mich geschaffen hat und die die Idee der Vollkommenheit in mich gelegt hat – diese Ursache ist Gott.
- Der ontologische Gottesbeweis (aus der Definition Gottes): Die Idee Gottes ist die eines absolut vollkommenen Wesens. Da Existenz eine Vollkommenheit ist, muss Gott existieren.
Da Gott existiert und unendlich gut und wahrhaftig ist, kann er uns nicht täuschen zu glauben, dass die Welt existiert. Gott sichert die Existenz einer Welt, die durch Ausdehnung (res extensa) konstituiert ist. Die Trägheit ist das Wesen der Körper und die Bewegung (als primäre Qualität) die Grundlage der mechanistischen Physik, die durch das Prinzip der Bewegungserhaltung geregelt wird. Descartes leugnete, wie später Galileo, die objektive Existenz sekundärer Qualitäten (Farben, Töne etc.) in den Dingen selbst.
Descartes unterscheidet drei Ebenen der Wirklichkeit oder Substanzen:
- Gott (die unendliche Substanz)
- Das Ich (die denkende Substanz, res cogitans)
- Die Körper (die ausgedehnte Substanz, res extensa)
In den Prinzipien der Philosophie (I, 51) definiert er Substanz als das, was nichts anderes zu seiner Existenz benötigt. Er räumt ein, dass diese Definition nur absolut auf Gott zutrifft, aber auch auf endliche Substanzen im Sinne ihrer gegenseitigen Unabhängigkeit.