René Descartes: Philosophie, Methodik und Einfluss

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René Descartes (1596-1650): Eine Einführung

René Descartes war ein einflussreicher Philosoph, Mathematiker und Wissenschaftler, der oft als Vater der modernen Philosophie bezeichnet wird. Sein berühmter Grundsatz "Cogito, ergo sum" (Ich denke, also bin ich) bildet das Fundament der kartesischen Philosophie.

Schlüsselkonzepte der kartesischen Philosophie

  • Substanz: Etwas, das unabhängig existiert. Descartes unterscheidet zwischen:
    • Unendlicher Substanz: Gott
    • Endlicher Substanz: Alles andere, das jedoch von Gott abhängig ist (z.B. Seele, Körper)
  • Attribut: Das Wesen einer Substanz. Jede Substanz hat ein einziges Attribut.
    • Seele (res cogitans) = Geist
    • Körper (res extensa) = Ausdehnung
  • Modi: Verschiedene Formen oder Zustände einer Substanz.
  • Angeborene Ideen: Ideen, die von Geburt an im Geist vorhanden sind, z.B. die Idee der Perfektion (Gott).

Metaphysische Meditationen (1641)

Descartes' Werk "Metaphysische Meditationen" ist eine Erweiterung des vierten Teils seiner "Abhandlung über die Methode". Darin erörtert er die Metaphysik, das Selbst und die Existenz Gottes.

Der Baum der Philosophie (1647)

In seinem Werk "Die Prinzipien der Philosophie" vergleicht Descartes sein philosophisches System mit einem Baum:

  • Wurzeln: Metaphysische Prinzipien (Erkenntnis Gottes, Unterscheidung zwischen Leib und Seele, angeborene Ideen)
  • Stamm: Untersuchung der physischen und materiellen Dinge
  • Äste: Medizin, Mechanik, Moral

Die sechs Meditationen im Detail

  1. Erste Meditation: Methodischer Zweifel

    Descartes' Ziel ist es, den Skeptizismus zu überwinden. Er bezweifelt alles, was bezweifelt werden kann, um ein unerschütterliches Fundament des Wissens zu finden. Er unterscheidet zwischen:

    • Moderater Zweifel: Zweifel an den Sinnen, da diese uns manchmal täuschen.
    • Hyperbolischer Zweifel: Zweifel an der Existenz einer Außenwelt (Traum-Argument) und an der Vernunft (Annahme eines täuschenden Gottes).
  2. Zweite Meditation: "Cogito, ergo sum" und die Lehre von der Substanz

    Descartes findet im "Cogito" die erste unbezweifelbare Wahrheit. Denken ist das Wesen des Ichs. Geist und Körper sind zwei verschiedene Substanzen (Dualismus). Beispiel: Wachs verändert seine Form, bleibt aber dieselbe Substanz.

  3. Dritte Meditation: Gottesbeweis

    Descartes argumentiert, dass die Idee eines vollkommenen Wesens (Gott) angeboren sein muss. Er unterscheidet drei Arten von Ideen:

    • Zufällige Ideen: Entstammen den Sinnen und dem Geist.
    • Fiktive Ideen: Entstammen der Einbildungskraft.
    • Angeborene Ideen: Entstammen der Vernunft (z.B. mathematische Objekte, die Idee des Denkens, die Idee Gottes).
  4. Vierte Meditation: Ursache des Irrtums

    Descartes erklärt, dass Irrtümer entstehen, wenn der Wille sich über die Grenzen des Verstandes hinaus ausdehnt. Der Verstand ist die Fähigkeit, klar und deutlich zu erkennen. Der Wille ist die Fähigkeit, zu bejahen oder zu verneinen.

  5. Fünfte Meditation: Ontologischer Gottesbeweis

    Die Idee eines vollkommenen Wesens schließt dessen Existenz notwendigerweise ein. Gott ist die Garantie für die Wahrheit unserer Erkenntnis.

  6. Sechste Meditation: Materielle Welt und Dualismus

    Descartes argumentiert für die Existenz der materiellen Welt. Die Ursache unserer Sinneswahrnehmungen kann nicht Gott sein (da er nicht täuscht) und auch kein anderes unendliches Wesen. Also müssen die Sinneswahrnehmungen von materiellen Dingen verursacht werden. Er bekräftigt den Dualismus von Körper und Geist.

Historischer Kontext und wissenschaftliche Revolution

Descartes lebte im 17. Jahrhundert, einer Zeit großer Umbrüche (Dreißigjähriger Krieg, Hungersnöte, wissenschaftliche Entdeckungen). Er gilt als Vater der neuzeitlichen Philosophie und des Rationalismus. Er betont die Fähigkeit der menschlichen Vernunft, die Welt zu erkennen (Anthropozentrismus). Descartes begründet den modernen Subjektivismus, indem er das Subjekt als Ausgangspunkt der Erkenntnis betrachtet.

Rationalismus und die Abkehr von der Scholastik

Descartes bricht mit der scholastischen Tradition, die auf dem Glauben an Gott und der Suche nach einer unzweifelhaften Grundlage für die Vernunft basiert. Er betont die effiziente Ursache anstelle der finalen Ursache und fördert ein mechanistisches Weltbild, das auf Mathematik basiert.

Die wissenschaftliche Revolution

Die Renaissance (ca. 14.-16. Jahrhundert) brachte einen Wandel im wissenschaftlichen Modell mit sich. Das geozentrische Weltbild des Aristoteles und Ptolemäus wurde durch das heliozentrische Weltbild von Kopernikus, Kepler und Newton ersetzt. Die neue Methodik (Galileo) basierte auf dem hypothetisch-deduktiven Verfahren.

Sieben Thesen des Rationalismus

  1. Vertrauen in die Vernunft
  2. Missachtung des sinnlichen Wissens
  3. Innatismus (angeborene Ideen)
  4. Mathematik als wissenschaftliches Modell
  5. Bedeutung der Methode
  6. Gegen die Skepsis
  7. Rationalität der Welt

Abhandlung über die Methode

Descartes betont die Bedeutung der Methode für die Erkenntnis. Die "Abhandlung über die Methode" ist in sechs Teile gegliedert:

  1. Autobiographischer Teil und Kritik der scholastischen Philosophie
  2. Philosophie und Mathematik als Modelle für klares und universelles Wissen
  3. Vorläufige Moral als Leitfaden
  4. "Cogito, ergo sum" als erstes Prinzip; Dualismus von Geist und Körper
  5. Mechanistisches Weltbild
  6. Unterstützung der Philosophie durch die Religion

Platons Erkenntnistheorie

Platon unterscheidet zwischen der sinnlich wahrnehmbaren Welt (zugänglich durch die Sinne und die Meinung) und der Welt der Ideen (zugänglich durch die Vernunft und die Wissenschaft). Der Mensch besteht aus Körper (sterblich, an die sinnliche Welt gebunden) und Seele (unsterblich, rational, hat vor der Geburt in der Welt der Ideen existiert). Die Seele vergisst beim Eintritt in den Körper die Ideen. Eros (Liebe) ist das Streben der Seele nach der Rückkehr zur Welt der Ideen. Erkenntnis ist Anamnese (Wiedererinnerung). Der Erkenntnisprozess ist sowohl theoretisch (Erkenntnis der Wahrheit) als auch praktisch (bestimmte Lebensweise).

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