René Descartes: Rationalismus, Methode und der Zweifel
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Einführung in René Descartes und den Rationalismus
Descartes' Leben und wissenschaftlicher Kontext
René Descartes erhielt eine Schulbildung, die von den Jesuiten geprägt war. Er lebte in der Zeit der wissenschaftlichen Revolution und erlebte den Prozess gegen Galilei mit. Er war 30 Jahre alt.
Die zentralen Fragen der Moderne
Die Probleme des Wissens, insbesondere dessen Quelle und Wahrhaftigkeit, sind die zentralen Fragen der Moderne. Der Mensch flüchtete sich in das, was universal ist und Sicherheit bietet: die Vernunft.
Descartes eröffnete im 17. Jahrhundert eine neue Phase, die als Rationalismus bezeichnet wird. Die Rationalisten lehnen den Realismus zugunsten des Idealismus ab.
Descartes als Mathematiker und Skeptiker
Descartes verfasste etwa ein Dutzend philosophischer und wissenschaftlicher Werke. Er war ein brillanter Mathematiker. Er erfand und entwickelte die analytische Geometrie, die sein philosophisches System und sein Verständnis der physikalischen Welt maßgeblich prägte.
Descartes stellte alles Gelernte infrage, indem er es als verwirrend und zerstreut empfand. Er erreichte eine intensive Phase der Skepsis.
Die Notwendigkeit einer Methode
Die philosophische Herausforderung
Die Probleme, die Descartes beschäftigten, waren:
- Wie kann ich mich auf dem Weg des Wissens sicher bewegen?
- Warum gibt es eine Vielfalt widersprüchlicher Meinungen im philosophischen Denken?
- Warum schreitet die Wissenschaft voran, die Philosophie jedoch nicht?
Antwort: Weil der Philosophie eine korrekte Methode fehlt, wie sie in der Mathematik existiert.
Die Einheit der Vernunft
Die Vernunft hat einen einheitlichen Charakter, und somit muss auch das aus der Vernunft resultierende Wissen eine vereinheitlichende Wirkung haben. Eine korrekte Methode ist erforderlich, um die Vernunft richtig anzuwenden.
Die Philosophie als Baum des Wissens
Descartes beschreibt die Philosophie als den Baum des Wissens:
- Die Wurzeln sind die Metaphysik.
- Der Stamm ist die Naturphilosophie.
- Die Äste sind die verschiedenen Wissenschaften.
Die kartesische Methode
Descartes definiert die Methode als „die Menge bestimmter und einfacher Regeln, durch die man, ohne jemals etwas Falsches für wahr zu halten, schrittweise sein Wissen vermehrt und zur wahren Erkenntnis gelangt.“
Die zwei Verfahren der Erkenntnis
Nach Descartes verwendet der menschliche Geist zwei Verfahren zur Organisation geistiger Erkenntnis:
- Intuition: Die Fähigkeit, eine Idee sofort klar und deutlich zu erfassen.
- Deduktion: Die Fähigkeit, die Verbindungen zwischen einfachen Ideen zu entdecken, um daraus neue, komplexe Ideen zu entwickeln.
Die vier Grundregeln der Methode
In seiner Abhandlung über die Methode werden vier grundlegende Regeln genannt, die dazu dienen, Wahrheiten zu überprüfen und die Schritte der rationalen Deduktion zu kontrollieren:
- Evidenz (Regel der Offensichtlichkeit): Akzeptiere nur Aussagen als wahr, die sich dem Geist als selbstverständlich und unzweifelhaft darstellen. Die intellektuelle Intuition erlaubt es unserem Geist, eine Idee als evident, klar und deutlich zu unterscheiden.
- Analyse (Regel der Zerlegung): Zerlege das Problem in seine einfachsten, kleinsten Teile.
- Synthese (Regel der Zusammensetzung): Baue komplexes Wissen aus den einfachen Elementen auf, die in der Analyse gewonnen wurden, mithilfe der Deduktion.
- Verifikation (Regel der Vollständigkeit): Überprüfe alle Schritte der Deduktion, um Fehler auszuschließen, und erstelle eine vollständige Liste der Elemente des Wissens.
Diese Methode, die von der Mathematik inspiriert ist, ist rein rational. Descartes misstraut empirischen Experimenten, da die Daten, die uns durch die Sinne vermittelt werden, irreführend sein können.
Der radikale Zweifel (Methodische Skepsis)
Gründe für den Zweifel
Descartes führt den Zweifel als methodisches Werkzeug ein, um zu einem unbezweifelbaren Fundament zu gelangen:
- Die Täuschung der Sinne: Die Daten aus den Sinnen sind eine häufige Quelle der Täuschung.
- Die Verwirrung zwischen Wachen und Traum: Manchmal wird der Traum für real gehalten.
- Der böse Geist (Genius Malignus): Die Fähigkeit der Intelligenz, selbst mathematische Beweise zu begründen, kann infrage gestellt werden. Da Gott unendlich gut ist und nicht täuscht, führt Descartes die Hypothese eines „bösen Geistes“ ein, der uns falsches Denken aufzwingt, sodass wir glauben, im Recht zu sein, obwohl wir irren. Oder, was dasselbe ist, unsere Intelligenzfunktion ist möglicherweise nicht ausreichend, um die Wahrheit zu finden.
Das Cogito: Der unbezweifelbare Ausgangspunkt
Der kartesische Zweifel ist vorläufig und dient als Voraussetzung zur Erreichung des Unzweifelhaften. Descartes gelangt zu der einzigen Idee, die nicht bezweifelt werden kann: Man kann die Anschauung der eigenen Existenz nicht bezweifeln. Das Subjekt, das denkt, existiert notwendigerweise.
„Cogito, ergo sum“ (Ich denke, also bin ich.)
Klarheit und deutliche Unterscheidung sind somit subjektive Kriterien der Wahrheit.
Die kartesischen Ideen und der Gottesbeweis
Klassifikation der Ideen
Descartes unterscheidet drei Arten von Ideen, die im menschlichen Geist existieren:
- Adventive Ideen (von außen): Ideen, die von außen stammen (z. B. „Baum“).
- Fiktive Ideen (gemacht): Ideen, die vom Geist selbst konstruiert wurden (z. B. „Sirene“).
- Angeborene Ideen (innate): Ideen, die dem Geist von Geburt an innewohnen. Da der Mensch ein unvollkommenes Wesen ist, muss die Idee eines höchst vollkommenen Wesens (Gott) ihm angeboren sein.
Existenz Gottes und objektive Sicherheit
Gott wird als Res Infinita (unendliche Substanz) definiert. Descartes beweist die Existenz Gottes (ontologischer Gottesbeweis). Da Gott unendlich gut ist, eliminiert dies die Hypothese des bösen Geistes. Gott gewährleistet, dass unsere klaren und deutlichen Ideen der Außenwelt entsprechen und somit objektive Sicherheit bieten.