René Descartes: Schlüsselbegriffe seiner Philosophie
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Alma: Die denkende Substanz
Die Alma (Seele) ist eine endliche, geistige Substanz, die keinen Anfang hat. Sie ist einfach, ohne Brüche oder Teile, und daher unsterblich. Sie ist eine Substanz, die unabhängig vom Ort existiert und nichts anderes benötigt, um zu sein. Sie ist ein Grundsatz des Bewusstseins, d.h., ich bin mir meiner selbst bewusst. Nach Descartes ist die Seele untrennbar mit dem Körper verbunden.
Wahrheit: Erkenntnis und Gewissheit
Die Wahrheit wird vom Geist erkannt, der Klarheit und Unterscheidung vorbehält. Vertrauen und Überzeugung sind wesentlich für die Wahrheit. Sie ist die Grundlage der Gewissheit und des Beweises. Descartes hinterfragt die Gewissheit der Wahrheit, da auch falsche Sicherheit bestehen kann: wenn ein Subjekt von etwas überzeugt ist, das objektiv falsch ist.
Klarheit und Unterscheidung: Kartesische Prinzipien
Sie gehören zu den ersten Grundsätzen der kartesischen Methode und sind charakteristisch für Beweismittel. Klarheit bedeutet, dass etwas offenbar und sichtbar ist. Unterscheidung bedeutet, dass etwas differenziert, präzise, einzigartig und unverwechselbar ist. Nur klare und deutliche Ideen sind der Vernunft zugänglich.
Der Körper (Body): Die ausgedehnte Substanz
Der Körper ist die ausgedehnte, materielle Substanz, die begrenzt ist, Raum einnimmt und gemessen werden kann. Er funktioniert wie eine Maschine, da er aus materiellen Teilen zusammengesetzt ist und sich bewegt. Der ausgedehnte Körper ist begrenzt, endlich und sterblich.
Gott: Die unendliche Substanz
Gott ist die unendliche Substanz. Er ist die Unendlichkeit, die in meiner Idee der Unendlichkeit enthalten ist. Seine Präsenz in meinem Geist ist evident. Er besitzt alle Vollkommenheiten und es fehlt ihm an nichts. Neben perfekt, allmächtig und gut ist sein primäres Attribut die Wahrheit. Gott täuscht mich nicht; er ist die Quelle und Garantie der Wahrheit.
Der methodische Zweifel bei Descartes
Der Zweifel ist der Ausgangspunkt des kartesischen Wissens. Er ist eine präventive Haltung des Geistes gegenüber dem Unbekannten. Dieser Zweifel ist rein theoretisch, nicht praktisch, und methodisch; er ist keine Skepsis, sondern die kartesische Strategie, um zur Wahrheit zu gelangen. Er ist universell und umfasst die Sinne, Träume und die Möglichkeit eines bösen Genies, das uns täuscht. Er gilt jedoch nicht für die Wahrheiten des Glaubens.
Ausdehnung: Die materielle Welt
Die Ausdehnung ist das gesamte Material, das sinnlich wahrnehmbar ist und Breite, Höhe und Tiefe besitzt. Sie ist die wesentliche Eigenschaft der Welt. Die Ausdehnung denkt nicht, und was nicht ausgedehnt ist, kann nicht materiell sein. Diese ausgedehnte Substanz ist mathematisierbar; sie kann berechnet, gemessen und im Raum durch kartesische Koordinaten verortet werden. Da sie aus materiellen Teilen zusammengesetzt ist, ist sie begrenzt, zerfällt und stirbt.
Der Mensch: Dualismus von Seele und Körper
Der Mensch ist die Vereinigung zweier unterschiedlicher Substanzen, die zufällig durch die Zirbeldrüse verbunden sind (Dualismus). Der Mensch ist wie eine denkende Maschine. Er ist frei und muss die Leidenschaften der Seele beherrschen.
Die Idee: Formen des Denkens
Die Idee ist die Form eines Gedankens oder die unmittelbare Wahrnehmung, derer ich mir bewusst bin. Sie ist in jedem Gegenstand des Denkens vorhanden. Es gibt drei Arten von Ideen:
- Zufällige (adventitiae): Transient, kommen und gehen.
- Künstliche (factitiae): Von meiner Phantasie erschaffen.
- Angeborene (innatae): Von Anfang an in meiner Vernunft vorhanden, unabhängig von sinnlicher Erfahrung.
Die kartesische Methode: Weg zur Erkenntnis
Die Methode ist ein geordnetes Set bestimmter und sicherer Regeln, um Fehler zu vermeiden und zu wahrer Erkenntnis zu gelangen. Sie ist der richtige Weg, um die Wahrheit zu erreichen und neue Wahrheiten zu entdecken. Die vier Regeln, die ein systematisches und rationales Vorgehen ermöglichen, sind:
- Evidenz: Nichts als wahr annehmen, was nicht klar und deutlich erkannt wird.
- Analyse: Jedes Problem in seine kleinsten Teile zerlegen.
- Synthese: Von den einfachsten zu den komplexesten Erkenntnissen aufsteigen.
- Enumeration (Vollständigkeit): Alles so vollständig überprüfen, dass nichts ausgelassen wird.
Die Welt: Eine ausgedehnte, mathematisierbare Realität
Die Welt ist eine ausgedehnte Substanz, eine gedankenlose, materielle und endliche Wirklichkeit. Diese Ausdehnung ist mathematisierbar, physisch und geometrisch. Sie gleicht einer großen Maschine, die aus vielen kleineren Maschinen besteht (universeller Mechanismus: Bewegung + Ausdehnung). Die von Gott geschaffene Welt existiert wirklich, weil Gott wahrhaftig ist und nicht täuscht. Die Idee der ausgedehnten Welt ist eine weitere angeborene, klare und deutliche Idee.
Denken: Das Wesen der Seele
Denken ist jeder Akt des Bewusstseins, alles, dessen wir uns bewusst sind: Verstehen, Lieben, Zweifeln, Vorstellen, Bejahen, Verneinen, Fühlen. Das Denken ist typisch für die denkende Substanz (Seele). Zu denken bedeutet, zu sein. Ich denke, also bin ich (Cogito ergo sum). Es gibt nichts im Denken, das nicht aus dem Denken selbst kommt. Ein Wesen, das nicht denkt, ist nicht qualitativ überlegen.
Die Vernunft: Grundlage des Rationalismus
Die Vernunft ist die Fähigkeit, das Wahre vom Falschen zu unterscheiden; sie ist das natürliche Licht des Menschen. Diese Fähigkeit ist die Grundlage des Rationalismus und der Ursprung des Wissens. Alle Menschen sind zur Vernunft befähigt, wenn auch nicht alle auf die gleiche Weise. Das Vertrauen in die Vernunft ist mit dem Misstrauen gegenüber den Sinnen gekoppelt.
Die Substanz: Träger von Eigenschaften
Die Substanz ist das, was nichts anderes benötigt, um zu existieren. Sie ist die Basis oder der Träger, in dem Eigenschaften und Qualitäten der Dinge auftreten. Man unterscheidet drei Klassen:
- Die denkende Substanz (Ich)
- Die unendliche Substanz (Gott)
- Die ausgedehnte Substanz (Welt)
Wahrheit: Ziel der kartesischen Philosophie
Die Wahrheit ist das Ziel der kartesischen Methode und Philosophie. Sie ist sicher (definiert als Gewissheit) und evident (klar und deutlich). Durch die Entdeckung der ersten Wahrheit (das Cogito) lehnt Descartes die Skepsis ab. Die ultimative Garantie für die Wahrheit ist, dass sie der Realität entspricht.
Das Ich: Die erste angeborene Idee
Das Ich ist die erste angeborene Idee, die Descartes klar und deutlich findet. Dieser Nachweis ist der Gegenstand des Cogito ergo sum (Ich denke, also bin ich), die Entdeckung des denkenden Selbst. Der Text der Abhandlung ist in der ersten Person geschrieben, wobei die Subjektivität und das Ego in allen Fällen im Vordergrund stehen: „Ich glaube“, „ich zögerte“, „ich war“, „ich rief meinen Verstand“, „meinen Sinnen“...