Revolutionen & Ideologien: Agrar, Industrie, Politik (18.-20. Jh.)

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Agrarische Revolution

Die Agrarische Revolution war eine wichtige Voraussetzung für die Industrielle Revolution.

Verbesserungen

  • Mechanisierung
  • Neue Kulturen und Anbautechniken (z.B. Fruchtfolge, Düngemittel)
  • Ausweitung des Privateigentums
  • Entstehung größerer Betriebe

Bedeutung

  • Unterstützte die Entwicklung anderer Wirtschaftssektoren.
  • Ermöglichte die Ernährung der wachsenden Stadt- und Industriebevölkerung.

Demografische Revolution

  • Enormes Bevölkerungswachstum in Europa (ab dem 18. Jahrhundert).
  • Hauptursache: Starker Rückgang der Sterblichkeit durch:
    • Gesteigerte Nahrungsmittelproduktion
    • Fortschritte in Medizin und Hygiene (Rückgang von Hungersnöten und Seuchen)
  • Folge: Enormer Anstieg an verfügbaren Arbeitskräften und steigende Nachfrage.

Revolution im Transportwesen

  • Übergang vom traditionellen zum schnellen Massentransport.
  • Treiber: Bedarf an Rohstoffen, Handel, Anpassung von Maschinen und Energiequellen der Industriellen Revolution.
  • Entwicklungen:
    • Verbesserung von Straßen
    • Eisenbahn: Wurde zum Motor der wirtschaftlichen Entwicklung.
    • Seefahrt: Ausbau durch Kanäle wie den Suezkanal (1869) und Panamakanal (1914).
    • Später: Entwicklung von Automobil und Flugzeug.
  • Kommunikation: Revolution durch Telegraf, Telefon, Radio.

Der Kapitalismus

Der Kapitalismus konsolidierte sich im späten 18. Jahrhundert, basierend auf den Ideen des Wirtschaftsliberalismus und der Freiheit der Produktionsfaktoren.

Definition: Ein Wirtschaftssystem, gekennzeichnet durch Privateigentum an Kapital (Geld, Waren) und Produktionsmitteln sowie freies Unternehmertum und Handel ohne staatliche Einmischung.

Kernelemente

  1. Ziel: Erwirtschaftung maximalen persönlichen Nutzens/Gewinns.
  2. Kapital: Entscheidende Grundlage des Systems; Bedeutung von Finanzunternehmen.
  3. Markt: Produktion für den Verkauf; größere Märkte ermöglichen potenziell größere Gewinne.

Grundtypen

  1. Industriekapitalismus: Fokus auf die Produktion von Gütern und Dienstleistungen.
  2. Finanzkapitalismus: Fokus auf die Erzielung von Gewinnen aus Kapital selbst (z.B. Banken, Börsen).

Wichtige Folgen

  1. Große Entwicklung von Reichtum und Produktion, trotz zyklischer Krisen.
  2. Große soziale Ungleichheit zwischen Eigentümern (Bourgeoisie) und Arbeitern (Proletariat) sowie zwischen entwickelten und unterentwickelten Regionen.
  3. Förderung von Kolonialismus, Imperialismus und internationalen Spannungen.

Sozialismus

Der Sozialismus ist eine politische Ideologie, die sich seit der Industriellen Revolution auf die Seite der unteren Klassen (Arbeiterklasse) stellt. Er zielt darauf ab, ihre Rechte zu verteidigen und sie zu organisieren, um ihre soziale Lage zu verbessern.

Grundlagen

  1. Natürliche Gleichheit aller Menschen (Idee der Aufklärung).
  2. Kollektives Eigentum an Produktionsmitteln als Weg zur Beseitigung sozialer Ungleichheit.

Utopischer Sozialismus

Dieser frühe Sozialismus gilt als idealistisch und unpraktisch. Er befürwortete friedliche Lösungen zur Beseitigung der Ausbeutung und zur Erreichung der Gleichheit, ohne jedoch die Ursachen tiefgehend zu analysieren oder konkrete Wege aufzuzeigen.

Wesentliche Vorschläge

  1. Kollektives Eigentum durch:
    • Genossenschaften (z.B. Charles Fourier)
    • Autarke Gemeinschaften mit sozialen Reformen (z.B. Robert Owen: höhere Löhne, kürzere Arbeitszeiten)
  2. Föderalismus als Organisationsform für Gesellschaft und Wirtschaft (z.B. Pierre-Joseph Proudhon).

Marxismus

Hauptideologen waren Karl Marx und Friedrich Engels. Ihre Hauptwerke, Das Kommunistische Manifest (1848) und Das Kapital (ab 1867), legen die Grundzüge ihrer Lehre dar.

Grundideen

  1. Historischer Materialismus: Die Geschichte wird durch materielle (ökonomische) Bedingungen und Klassenkämpfe bestimmt.
  2. Klassenkampf: Die Arbeiterklasse (Proletariat) muss die herrschende Klasse (Bourgeoisie) durch eine Revolution stürzen, um sich zu befreien.
  3. Diktatur des Proletariats: Eine Übergangsphase nach der Revolution, in der die Arbeiterklasse herrscht, um eine klassenlose, kommunistische Gesellschaft aufzubauen.

Anarchismus

Wichtige Theoretiker sind u.a. Pierre-Joseph Proudhon („Eigentum ist Diebstahl“) und Michail Bakunin.

Ideologische Grundlagen

  1. Betonung der Freiheit des Individuums.
  2. Ablehnung und Beseitigung jeder Form von Herrschaft und Autorität, insbesondere des Staates.

Methoden und Ziele

  • Einige Strömungen befürworteten Gewalt als Mittel zur Abschaffung der Herrschaft.
  • Betonung der direkten Aktion und der Rolle von Gewerkschaften (Syndikalismus); Ablehnung politischer Parteien.
  • Organisationsformen: Selbstverwaltung (Autogestion) in Kommunen und deren Föderation.

Die Russische Revolution 1917

Unmittelbare Ursache: Die katastrophalen Folgen des Ersten Weltkriegs für Russland (militärische Niederlagen, wirtschaftliche Not, Leiden der Bevölkerung) führten zu wachsender Ablehnung des Krieges und des Zarenregimes.

Etappen der Revolution

Februarrevolution (Demokratisierung)

  • Massenproteste und Streiks in Petrograd (heute St. Petersburg).
  • Truppen verweigerten den Gehorsam; die Regierung trat zurück.
  • Zar Nikolaus II. dankte ab.
  • Entstehung einer Doppelherrschaft: Provisorische Regierung (liberal) und Petrograder Sowjet (Arbeiter- und Soldatenrat).
  • Die Fortsetzung des Krieges und ungelöste soziale Probleme stärkten die Sowjets und radikale Kräfte.

Phase der Radikalisierung (Frühjahr/Sommer 1917)

  • Lenin kehrte aus dem Exil zurück und forderte in seinen „Aprilthesen“: Sofortigen Frieden, Sturz der Provisorischen Regierung, „Alle Macht den Sowjets“.
  • Wachsende Unruhen (Julikrise).
  • Scheitern eines Putschversuchs von General Kornilow stärkte das Ansehen der Bolschewiki.

Oktoberrevolution (Machtübernahme der Bolschewiki)

  • Unter Führung von Lenin und Trotzki übernahmen die Bolschewiki in einem bewaffneten Aufstand die Macht in Petrograd (Nacht zum 25. Oktober nach julianischem Kalender / 7. November nach gregorianischem Kalender).
  • Der 2. Allrussische Sowjetkongress sanktionierte die Machtübernahme und wählte eine neue Regierung, den Rat der Volkskommissare, mit Lenin als Vorsitzendem.

Folgen in Europa

  • Revolutionäre Unruhen und Umsturzversuche in mehreren Ländern (z.B. Deutschland 1918/19).
  • Anstoß zu sozialen Reformen (Arbeitsrecht, Landreformen) in einigen Staaten.
  • Stärkung autoritärer Gegenbewegungen aus Angst vor dem Kommunismus.
  • Gründung der Kommunistischen Internationale (Komintern, 1919) zur Förderung der Weltrevolution; tiefe Spaltung der internationalen Arbeiterbewegung.

Das neue Russland: Die UdSSR

Lenins Phase (bis 1924)

  • Frieden von Brest-Litowsk (1918): Separatfrieden mit Deutschland unter großen Gebietsverlusten.
  • Durchsetzung des Marxismus-Leninismus: Einparteienherrschaft der Bolschewiki (Kommunisten), Organisation durch Sowjets, „Diktatur des Proletariats“.
  • Wirtschaft: Zunächst „Kriegskommunismus“, dann ab 1921 „Neue Ökonomische Politik“ (NEP) mit teilweiser Zulassung marktwirtschaftlicher Elemente.
  • Bürgerkrieg (1918-1921/22): Sieg der „Roten“ (Bolschewiki) über die „Weißen“ (Gegner).
  • Gründung der UdSSR (1922): Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken.

Stalins Ära (ca. 1927-1953)

  • Nach Lenins Tod setzte sich Stalin im Machtkampf durch.
  • Innenpolitik:
    • Etablierung einer totalitären Diktatur.
    • Massiver Terror und Repression („Säuberungen“, Gulag-System).
    • Zentrale Planwirtschaft (Fünfjahrespläne).
    • Zwangskollektivierung der Landwirtschaft.
    • Forcierte Industrialisierung.
  • Außenpolitik: Wechselnde Strategien (Volksfront gegen Faschismus, Hitler-Stalin-Pakt 1939, Bündnis mit den Westmächten im Zweiten Weltkrieg ab 1941).

Totalitarismus und Faschismus

Ursachen für den Aufstieg

  1. Krise der Demokratie und politische Instabilität nach dem Ersten Weltkrieg.
  2. Schwere Wirtschaftskrisen (Inflation, Weltwirtschaftskrise ab 1929).
  3. Angst vor dem Kommunismus und sozialen Revolutionen nach russischem Vorbild.
  4. Radikaler Nationalismus, oft verbunden mit als ungerecht empfundenen Friedensverträgen.

Ideologische Merkmale

Politik

  • Antiliberal, antidemokratisch, antikommunistisch.
  • Totalitärer Anspruch: Staat kontrolliert alle Lebensbereiche; Vorrang des Kollektivs/Staates vor dem Individuum.
  • Führerprinzip: Uneingeschränkte Macht eines Führers, extremer Personenkult.
  • Einparteiensystem: Beseitigung jeglicher politischer Opposition und Gewerkschaften.
  • Keine Gewaltenteilung.
  • Gewalt als legitimes Mittel der Politik.
  • Extremer Nationalismus, oft verbunden mit Imperialismus und Expansionismus.

Gesellschaft

  • Betonung einer Elite; Ablehnung der Gleichheit.
  • Massenmobilisierung und Indoktrination (besonders der Jugend).
  • Rassismus und Antisemitismus (besonders im deutschen Nationalsozialismus).

Wirtschaft

  • Staatliche Lenkung der Wirtschaft.
  • Streben nach Autarkie (wirtschaftlicher Selbstversorgung).
  • Fokus auf öffentliche Bauprojekte und massive Aufrüstung.

Methoden

  1. Einsatz paramilitärischer Kampfbünde (z.B. SA in Deutschland, Schwarzhemden in Italien).
  2. Massive Propaganda und Zensur.
  3. Terror und Unterdrückung durch Geheimpolizei und Parteiorganisationen.

Die NS-Diktatur in Deutschland

Nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler im Januar 1933 etablierten die Nationalsozialisten rasch eine totalitäre Diktatur.

Machtübernahme und -konzentration

  • Reichstagsbrandverordnung (Februar 1933): Außerkraftsetzung von Grundrechten.
  • Ermächtigungsgesetz (März 1933): Legislative Gewalt geht auf die Regierung über.
  • Verbot aller anderen politischen Parteien und Gewerkschaften (Sommer 1933).
  • Vereinigung der Ämter des Reichskanzlers und Reichspräsidenten in Hitlers Person nach Hindenburgs Tod (August 1934) -> „Führer und Reichskanzler“.
  • Vereidigung der Reichswehr auf Hitler persönlich.

Gleichschaltung und Terror

  • „Säuberung“ der Verwaltung von politischen Gegnern und Juden.
  • Ausschaltung innerparteilicher Opposition (z.B. „Röhm-Putsch“ 1934).
  • Zensur und Kontrolle von Presse, Kultur und Bildung.
  • Aufbau eines umfassenden Unterdrückungsapparats:
    • Geheime Staatspolizei (Gestapo)
    • Schutzstaffel (SS)
    • Errichtung von Konzentrationslagern (KZ) ab 1933.

Judenverfolgung

  • Schrittweise Entrechtung und Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung (z.B. Nürnberger Gesetze 1935).
  • Boykotte, Berufsverbote, Enteignungen.
  • Novemberpogrome 1938 („Reichskristallnacht“).
  • Systematische Verfolgung mündete im Holocaust (Völkermord an den europäischen Juden).

Wirtschaftspolitik

  • Bekämpfung der Arbeitslosigkeit durch große öffentliche Bauprogramme (z.B. Autobahnbau) und massive Aufrüstung.
  • Staatliche Lenkung der Wirtschaft im Dienste der Kriegsvorbereitung.

Außenpolitik und Krieg

  • Revision des Versailler Vertrags und aggressive Expansionspolitik.
  • Dies führte 1939 zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs.

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