Rhetorische Figuren und Stilmittel: Eine umfassende Übersicht
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Rhetorische Figuren, auch Stilmittel genannt, sind sprachliche Gestaltungsmittel, die dazu dienen, einen Text oder eine Rede wirkungsvoller, ausdrucksstärker oder überzeugender zu gestalten. Sie bereichern die Sprache und ermöglichen es, komplexe Ideen prägnant zu vermitteln oder Emotionen hervorzurufen. Diese Übersicht stellt die wichtigsten rhetorischen Figuren vor und erläutert sie mit Beispielen.
Hyperbel: Übertreibendes Sprechen
Die Hyperbel ist eine starke Übertreibung, die weit über das übliche oder glaubwürdige Maß hinausgeht, um eine besondere Wirkung zu erzielen. Sie dient oft der Verstärkung oder der humoristischen Darstellung.
- Beispiel: „Mund wie ein Scheunentor“ (für einen sehr großen Mund)
Hysteron Proteron: Falsche Reihenfolge
Beim Hysteron Proteron wird der spätere von zwei aufeinanderfolgenden Vorgängen zuerst genannt, noch bevor der früher eingetretene Vorgang erwähnt wird. Dies erzeugt eine Umkehrung der logischen oder chronologischen Reihenfolge.
- Beispiel: „Ihr Mann ist tot und lässt Sie grüßen.“ (Zuerst die Nachricht vom Tod, dann die Grüße, die vor dem Tod übermittelt wurden)
Impersonation: Worte in fremdem Mund
Die Impersonation (auch Persona) bezeichnet das Stilmittel, bei dem der Sprecher das zu Sagende einer anderen Person in den Mund legt oder eine Rolle annimmt. Diese Figur ist häufig in der Werbung zu finden, um Authentizität oder Glaubwürdigkeit zu suggerieren.
- Anwendung: Oft in der Werbung, wenn Produkte von vermeintlichen Nutzern empfohlen werden.
Inversion: Umstellung von Satzteilen
Die Inversion ist die Umstellung der Satzteile entgegen dem üblichen grammatischen Schema. Sie dient der Betonung bestimmter Satzteile oder der Erzeugung eines archaischen oder poetischen Klanges.
- Beispiel: „Groß ist die Diane der Epheser.“ (Statt: „Die Diane der Epheser ist groß.“)
Ironie: Das Gegenteil des Gemeinten
Die Ironie ist eine Aussage, die das Gegenteil des eigentlich Gemeinten ausdrückt. Die wahre Bedeutung erschließt sich dem Empfänger oft durch den Kontext, die Betonung oder die Situation.
- Beispiel: Jemand sagt bei strömendem Regen: „Was für ein herrliches Wetter!“
Katachrese: Fehlerhafter Bildersprung
Die Katachrese ist ein fehlerhafter oder gewagter Bildersprung, oft bei verblassten Metaphern zu finden. Sie entsteht, wenn Bilder miteinander verbunden werden, die logisch nicht zusammenpassen.
- Beispiel: „Wenn alle Stricke reißen, hänge ich mich auf.“ (Die Redewendung „wenn alle Stricke reißen“ wird wörtlich mit „sich aufhängen“ verbunden)
Klimax: Steigende oder fallende Intensität
Die Klimax ist die Aneinanderreihung von Wörtern oder Satzteilen, die eine steigende (oder seltener fallende) Intensität aufweisen. Sie ist oft dreigliedrig und erzeugt eine Steigerung der Wirkung.
- Beispiel (steigend): „Ein Braun. Der neue Braun. Der gründlichste Braun.“
- Beispiel (fallend, Antiklimax): „Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen.“
Litotes: Untertreibung durch Verneinung
Die Litotes ist eine Untertreibung, die durch die Verneinung des Gegenteils ausgedrückt wird. Sie dient der Abschwächung oder der indirekten Betonung.
- Beispiel: „...nicht ohne Bewegung“ (bedeutet: sehr bewegt)
- Beispiel: „Das ist nicht schlecht.“ (bedeutet: Das ist gut.)
Metapher: Bildliche Bedeutungsübertragung
Die Metapher ist die Übertragung einer Bedeutung eines Wortes in einen nicht im eigentlichen Sinne gebrauchten Kontext. Sie schafft ein Bild und lässt Vergleiche ohne explizites Vergleichswort zu.
- Beispiele:
- „Licht der Wahrheit“
- „Wogenrenner“ (für Schiff)
- „Redefluss“
Metonymie: Ersetzung durch verwandten Begriff
Die Metonymie ist die Ersetzung eines gebräuchlichen Wortes durch ein anderes, das in enger Beziehung dazu steht (z.B. Ursache für Wirkung, Gefäß für Inhalt, Autor für Werk). Sonderformen sind die Synekdoche, Antonomasie und das Appellativum.
- Beispiele:
- „Zeppelin“ (für Luftschiff, nach dem Erfinder)
- „Traube“ (für Wein, das Ausgangsprodukt)
- „Goethe lesen“ (für Goethes Werke lesen)
Onomatopöie: Lautmalerei und Klangnachahmung
Die Onomatopöie ist die Nachahmung von Lauten durch sprachliche Mittel (Lautmalerei). Sie macht Texte lebendiger und anschaulicher.
- Beispiele: „bauz“, „grunzen“, „rasseln“, „wispern“, „zischen“, „Kikeriki“, „Kuckuck“
Oxymoron: Verbindung widersprüchlicher Begriffe
Das Oxymoron ist die Verbindung von zwei einander widersprechenden Begriffen, die dennoch einen tieferen Sinn ergeben können. Sonderformen sind die addierende Zusammensetzung, Contradictio in adjecto, Paradoxon und Katachrese.
- Beispiele: „süßsauer“, „weiser Narr“, „beredtes Schweigen“, „bittersüß“
Paradoxon: Scheinbarer Widerspruch
Das Paradoxon ist ein anscheinender, nur scheinbarer Widerspruch, der bei näherer Betrachtung eine tiefere Wahrheit offenbart. Es kann einen Widerspruch zwischen Logik und Glauben darstellen.
- Beispiel: „Das Leben ist der Tod und der Tod ist das Leben.“
- Beispiel: „Weniger ist mehr.“
Parallelismus: Gleichlaufende Wortreihenfolge
Der Parallelismus ist die gleichlaufende Wiederkehr der Wortreihenfolge in aufeinanderfolgenden Sätzen, Satzteilen oder Versen. Er erzeugt Rhythmus und Betonung.
- Beispiel: „Sobald ich dir... / Sobald ich dir...“
- Beispiel: „Heiß ist die Liebe, kalt ist der Schnee.“
Paraphrase: Verdeutlichende Umschreibung
Die Paraphrase ist eine verdeutlichende, weiter ausführende Umschreibung eines Textes oder Begriffs. Sie dient dazu, Inhalte verständlicher zu machen oder zu interpretieren.
- Anwendung: Erläuterung komplexer Sachverhalte in einfacheren Worten.
Parenthese: Einschub in einen Satz
Die Parenthese ist der Einschub einer grammatisch selbstständigen Einheit (Satz, Satzteil) in einen Satz. Der eingeschobene Teil unterbricht den Satzfluss, ohne die grammatische Korrektheit des Hauptsatzes zu beeinträchtigen.
- Beispiel: „Ich gehe – kann man daran zweifeln? – nach Hause.“
Paronomasie: Gleichlautende Wörter
Die Paronomasie ist die Zusammenstellung von Wörtern, die gleich oder ähnlich lauten, aber unterschiedliche Inhalte haben (Wortspiel). Sie nutzt die Klangähnlichkeit zur Erzeugung von Witz oder Betonung.
- Beispiel: „Heide“ (Naturlandschaft) / „Heide“ (Mensch, Nichtchrist)
- Beispiel: „Lieber arm dran als Arm ab.“
Periphrase: Umschreibung eines Begriffs
Die Periphrase ist die Umschreibung eines Begriffs durch mehrere Wörter, anstatt ihn direkt zu benennen. Sonderformen sind Euphemismus, Preziosität, Paraphrase, Aischrologie und Adynaton.
- Beispiel: „Das Auge des Gesetzes“ (für Polizei)
- Beispiel: „Der Allmächtige“ (für Gott)
Personifikation: Belebung von Dingen
Die Personifikation ist die Belebung eines Dinges oder Abstraktums, indem ihm menschliche Eigenschaften, Fähigkeiten oder Handlungen zugeschrieben werden.
- Beispiele:
- „süßer Friede“
- „Kunst und Friede gehen Hand in Hand“
- „Die Sonne lacht.“
Pleonasmus: Redundante Wortverbindung
Der Pleonasmus ist die Hinzufügung eines Wortes, dessen Bedeutung bereits im Hauptwort enthalten ist, ohne dass es sich um ein sinnverwandtes Wort handelt. Er ist oft stilistisch ungeschickt, kann aber auch zur Betonung dienen.
- Beispiele: „weißer Schimmel“, „alter Greis“, „runde Kugel“, „tote Leiche“
Polyptoton: Wiederholung mit anderer Beugung
Das Polyptoton ist die Wiederholung des gleichen Wortes in einem Satz oder Textabschnitt mit verschiedenen Beugungsformen (Kasus, Numerus, Tempus etc.).
- Beispiel: „Die Blüte sinkt,...oft schon sank.“
- Beispiel: „Homo homini lupus est.“ (Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf.)
Polysyndeton: Häufung von Bindewörtern
Das Polysyndeton ist die Häufung von Bindewörtern (Konjunktionen) in einer Aufzählung oder Satzreihe, wo sie grammatisch nicht unbedingt notwendig wären. Es verlangsamt den Lesefluss und betont jedes einzelne Glied.
- Beispiel: „Was er sinnt, ist Schrecken, und was er blickt, ist Wut.“
- Beispiel: „Und es wallet und siedet und brauset und zischt.“
Preziosität: Gekünstelte Umschreibung
Die Preziosität ist eine gekünstelte, geschraubte oder übertrieben feine Umschreibung oder Ausdrucksweise. Sie ist oft ein Merkmal eines überladenen oder affektierten Sprachstils.
- Beispiele: „dupieren“ (statt betrügen), „benamsen“ (statt benennen)
Prolepse: Vorwegnahme eines Satzgliedes
Die Prolepse ist die Vorwegnahme eines Satzgliedes, das eigentlich erst später im Satz logisch folgen würde. Sie dient der Betonung oder der Schaffung von Spannung.
- Beispiel: „Den Wein, den trinke ich gern.“ (Statt: „Ich trinke den Wein gern.“)
Rhetorische Frage: Scheinbare Frage
Die Rhetorische Frage ist eine scheinbare Frageform, bei der der Sprecher sich der Zustimmung des Zuhörers gewiss ist und keine Antwort erwartet. Sie dient der Verstärkung einer Aussage oder der Beeinflussung des Publikums.
- Beispiel: „Wer ist schon perfekt?“
- Beispiel: „Habe ich es dir nicht gesagt?“
Symbol: Bildhafte Darstellung mit tieferer Bedeutung
Das Symbol ist ein Erkennungszeichen oder eine bildhafte Gestaltung, die einen Blick in die Tiefe ermöglicht und nicht genau zu umreißen ist. Es steht für etwas Abstraktes oder eine Idee.
- Beispiel: Das Kreuz (als Symbol für Christentum, Leid, Erlösung)
- Beispiel: Die Taube (als Symbol für Frieden)
Synästhesie: Mischung von Sinnesgebieten
Die Synästhesie ist die Mischung von zwei oder mehreren Sinnesgebieten, bei der Empfindungen eines Sinnesorgans durch einen anderen Sinn beschrieben werden.
- Beispiel: „Golden wehn die Töne nieder.“ (Hören und Sehen vermischt)
- Beispiel: „schreiendes Rot“ (Sehen und Hören vermischt)
Synekdoche: Teil für das Ganze oder umgekehrt
Die Synekdoche ist eine Sonderform der Metonymie, bei der ein Teil für das Ganze (pars pro toto) oder das Ganze für einen Teil (totum pro parte) steht. Sie ist eine bloße Andeutung des Begriffes.
- Beispiel (Teil für Ganzes): „Lenze“ (statt Jahre)
- Beispiel (Teil für Ganzes): „Dach über dem Kopf“ (für Haus)
- Beispiel (Ganzes für Teil): „Deutschland hat gewonnen.“ (für die deutsche Fußballmannschaft)
Synonymie: Sinnverwandte Wörter
Die Synonymie ist die Verwendung von sinnverwandten Wörtern (Synonymen) zur Variation oder Verstärkung einer Aussage.
- Beispiel: „scheinen“ / „leuchten“
- Beispiel: „schnell, rasch, zügig“
Tautologie: Wiederholung mit sinnverwandtem Wort
Die Tautologie ist die Wiederholung des bereits Gesagten mit einem sinnverwandten Wort oder Synonym. Sie kann zur Betonung dienen, ist aber oft redundant.
- Beispiele: „nackt und bloß“, „in Bausch und Bogen“, „durch dick und dünn“, „voll und ganz“
Vergleich: Gemeinsamer Gehalt aus zwei Bereichen
Der Vergleich ist die Verschmelzung des gemeinsamen Gehaltes aus zwei Bereichen, oft unter Verwendung eines „tertium comparationis“ (Vergleichsgrund). Er wird meist mit Vergleichswörtern wie „wie“, „als ob“ eingeleitet.
- Beispiel: „saß da, wie...“
- Beispiel: „Stark wie ein Löwe.“