Der Richter und sein Henker: Detaillierte Kapitelanalyse (8-17)

Gesendet von rafa und eingeordnet in Sprache und Philologie

Geschrieben am in Deutsch mit einer Größe von 10,82 KB

Kapitel 8: Schwendis Verdacht und die Gästeliste

Von Schwendi sucht Dr. Lutz, seinen Parteifreund, auf. Dieser muss völlig überrascht zur Kenntnis nehmen, dass Schmied unter dem Namen Dr. Prantl bei Gastmann aufgetreten ist. Schwendi äußert den Verdacht, Schmied sei ein Spion gewesen. Er überreicht Lutz eine Liste mit den Namen der Gäste. Diese Liste ist in drei Gruppen aufgeteilt:

  • Künstler
  • Industrielle
  • Abgesandte eines Staates (die nicht zusammen mit den Industriellen genannt werden wollten)

Wichtige Textstellen zu Kapitel 8

  • Lutz' Verunsicherung: Lutz ist hier ein völlig verunsicherter Untersuchungsrichter; er wechselt die Anrede vom „Du“ zum „Sie“, vergisst, Von Schwendi etwas zum Rauchen anzubieten, und betrachtet hilfesuchend die Bilder mit den marschierenden Soldaten.
  • Von Schwendis Entschlossenheit: Von Schwendi weiß, was er will. Das Interesse seines Klienten geht über die Aufklärung eines Verbrechens hinaus. Er hält Lutz für naiv.

Kapitel 9: Geheime Verhandlungen und Schmieds Rolle

Fortsetzung des Gesprächs: Von Schwendi klärt Lutz darüber auf, dass es neben offiziellen Verhandlungen mit den Vertretern jener Macht (China) auch Verhandlungen auf privater Ebene gäbe, in die sich der Staat nicht einzumischen habe. Solchen geheimen Verhandlungen habe Schmied unter falschem Namen beigewohnt. Künstler wären lediglich die notwendige Dekoration, wischt er Lutz' Bedenken vom Tisch, dass auch andere dabei gewesen wären. Schmied könne ja im Auftrag einer fremden Macht dort gewesen sein. Weitere Untersuchungen in Richtung Gastmann wären völlig überflüssig. Falls jemand diesen befragen wolle, so müsse er ihm, Von Schwendi, die Fragen vorher geben.

Wichtige Textstellen zu Kapitel 9

  • Von Schwendis Überlegenheit: Von Schwendi ist Lutz weiterhin überlegen und nennt ihn sogar „Lützchen“ (Verkleinerungsform).
  • Lutz' Zugeständnis: Lutz sagt Von Schwendi zu, ihm alle Fragen vorher zur Einsicht zu geben.
  • Kritik an der Schweiz: Die Schweiz erscheint hier als ein Land, in dem es hinter demokratischer Fassade um Millionengeschäfte geht, die jenseits der offiziellen Politik und unkontrolliert von der Öffentlichkeit abgewickelt werden.

Kapitel 10: Bärlachs Forderung und die Trauerfeier

Bärlach erscheint, um die rechtlichen Mittel zu verlangen, um bei Gastmann vorzusprechen. Lutz verweist ihn auf den Nachmittag und drängt auf die Beerdigung. Der Regen wird stärker. Bärlach hält sich die Hand an den Magen. Auf der Trauerfeier sind etliche Polizisten anwesend. Tschanz ist ebenfalls in Begleitung einer jungen Dame namens Anna. Zwei betrunkene Männer tauchen auf und lallen ein Lied. Auf dem verschmutzten Kranz, den sie geworfen haben, steht: „Unserem lieben Doktor Prantl.“

Wichtige Textstellen zu Kapitel 10

  • Bärlachs Gesundheitszustand: Erneuter Hinweis auf Bärlachs schlechten Gesundheitszustand.
  • Gespenstische Trauerfeier: Die Trauerfeier gerät zu einer gespenstisch-grotesken Veranstaltung, die im Auftritt der beiden Betrunkenen einen makaberen Höhepunkt findet. Durch das Wetter wird ihr ein stürmisches Ende bereitet.

Kapitel 11: Bärlach und Gastmann – Die Wette des Zufalls

Lutz macht seinem Ärger über Gastmann Luft und klärt Bärlach auf. In der Halle seines Hauses wartet ein Mann auf Bärlach. Es ist Gastmann, der in den Unterlagen Schmieds blättert. Es stellt sich nun heraus, dass die beiden sich kennen. Bärlach sagt Gastmann, dass es ihm gelingen würde, ihm seine Verbrechen nachzuweisen. Gastmann antwortet, dass Bärlach ja nur noch kurz zu leben hätte. Im Gespräch wird nun die Vorgeschichte der beiden Männer enthüllt. Sie hatten sich vor 40 Jahren in eine Wette verstrickt, eine Wette über den Zufall. Drei Tage nach der Wette stieß Gastmann einen Kaufmann die Brücke hinab. Das Verbrechen wurde nie aufgeklärt. Ab da wurde Bärlach ein immer besserer Kriminalist und Gastmann ein immer besserer Verbrecher. Gastmann wirft mit dem Schlangenmesser nach Bärlach, das Messer streift dessen Wange und bohrt sich in den Lehnstuhl. Als Gastmann das Haus verlassen hat, läuft Bärlach hinter ihm her. Vor Schmerz kriecht er auf der Straße und bleibt mit den Worten „Was ist der Mensch?“ liegen.

Wichtige Textstellen zu Kapitel 11

  • Zweite Romanebene: Das Kapitel trägt nichts zur Aufklärung des Mordes an Schmied bei; es eröffnet eine zweite Ebene des Romans.
  • Bärlachs Kampf: Bärlach jagt Gastmann schon vierzig Jahre, kämpft aber auch gegen einen anderen Gegner: den Tod. Die Schwere seiner Krankheit wird deutlich.
  • Gastmanns Charakter: Gastmann handelt ohne Grundsätze.

Kapitel 12: Tschanz' Kauf und Bärlachs Strategieänderung

Tschanz hat sich einen blauen Mercedes erworben. Bärlach möchte den Schriftsteller aufsuchen.

Wichtige Textstellen zu Kapitel 12

  • Bärlachs neue Strategie: Bärlach wollte ursprünglich die Erlaubnis für ein Gespräch mit Gastmann von Lutz einholen, tut dies nun aber doch nicht. Er hat seine Strategie scheinbar geändert. Ihm ist wohl klargeworden, dass er Gastmann nicht mit den üblichen Polizeimethoden fassen kann.
  • Bärlachs Lügen: Tschanz gegenüber lügt er erneut, als er sagt, die Mappe enthalte nur private Sachen. Außerdem betont er Tschanz gegenüber wieder seine Krankheit und sein Alter.

Kapitel 13: Der Schriftsteller und Gastmanns Alibi

Der Schriftsteller ist enttäuscht, dass er als Verdächtiger nicht in Frage kommt. Er sagt, Gastmann sei ein interessanter Mensch. Er schwärmt von dessen Kochkünsten, und es kommt zu einem Gespräch über Kochkünste verschiedener Nationen. Tschanz fragt direkt, ob Gastmann Schmied getötet habe. Der Schriftsteller gibt Auskunft über den Verlauf des Abends. Der Schriftsteller bezeichnet Gastmann als einen schlechten Menschen. Bärlach fragt ihn, ob er Gastmann zu einem Mord fähig halten würde. Der Schriftsteller meint, dass man Gastmann jedes Verbrechen zutrauen könne, er aber auf keinen Fall der Mörder Schmieds sei. Außerdem bezeichnet er Gastmann als einen Nihilisten.

Wichtige Textstellen zu Kapitel 13

  • Gastmanns Entlastung: Der Schriftsteller entlastet Gastmann durch ein eindeutiges Alibi.
  • Gastmanns Charakterisierung: Gastmann wird näher charakterisiert.

Kapitel 14: Tschanz' Eifer und Bärlachs Plan

Bärlach schickt Tschanz nach Bern, doch dieser will Gastmann verhören. Er ereifert sich immer mehr; er hält Gastmann für den Mörder oder zumindest den Auftraggeber. Als Bärlach widerspricht, regt Tschanz sich auf, dass er immer übergangen worden sei, da er keine so gute Ausbildung wie Schmied genossen habe. Erneut fordert er Bärlach auf, mit Lutz zu reden, doch dieser lehnt ab. Bärlach sagt nur, er wolle Urlaub nehmen und fragt nach einer Pension.

Wichtige Textstellen zu Kapitel 14

  • Tschanz' Instrumentalisierung: Bärlach treibt Tschanz in eine verzweifelte Situation und instrumentalisiert ihn erneut für seine Zwecke („Du musst dir selber helfen“).

Kapitel 15: Bärlachs Krankheit und Tschanz' Beziehung

Bärlach sucht den Arzt Dr. Hungertobel auf. Von ihm erfährt er, dass jemand seinen Schreibtisch und somit Bärlachs Krankenakte durchsucht hatte. Aus dem Fenster blickend, sieht Bärlach Tschanz, wie er einem blonden Mädchen zu seinem Mercedes hilft und sie dann in ein Restaurant gehen. Der Arzt sagt Bärlach, dass er operiert werden müsse und selbst dann nur noch ein Jahr zu leben hätte.

Wichtige Textstellen zu Kapitel 15

  • Bärlachs Gesundheitszustand: Die Schwere der Krankheit Bärlachs wird hier deutlich.
  • Tschanz' neue Beziehung: Tschanz scheint eine Beziehung zu Schmieds Verlobter aufgenommen zu haben.
  • Vorausdeutung: Mit der Zeitangabe im Schlusssatz „nur noch ein Jahr“ wird der identische Schlusssatz im Roman bereits vorweggenommen.

Kapitel 16: Der nächtliche Eindringling und Bärlachs Schuss

Bärlach wird gegen zwei Uhr wach und merkt, dass jemand in sein Haus eindringt. Der Unbekannte führt einen Kurzschluss herbei. Jemand nimmt das Schlangenmesser, und Bärlach schießt dreimal. Der Eindringling lässt das Messer fallen und flieht.

Wichtige Textstellen zu Kapitel 16

  • Spannung im Kriminalgenre: Dieses Kapitel ist ganz im Sinne des Kriminalgenres spannungsvoll gestaltet.
  • Duell auf Leben und Tod: Bärlach und der bis auf einen Handschuh unsichtbare Täter stehen sich im Duell auf Leben und Tod gegenüber. Bärlach kämpft plötzlich um sein Leben, das Schlangenmotiv wird wieder aufgegriffen.
  • Symbolik: „Die tödliche Schlange barg das Messer, das sein Herz suchte…“

Kapitel 17: Bärlachs Plan und Gastmanns Verunsicherung

Bärlach beordert Tschanz telefonisch zu sich. Tschanz erscheint noch im Schlafanzug und mit Wintermantel. Er rekonstruiert mit ihm den Tathergang; Tschanz bietet an, bei Bärlach zu warten. Dieser lehnt jedoch ab. Tschanz verlässt Bärlach, dreht sich noch einmal um, findet die Haustür nun aber verschlossen. Am nächsten Morgen bestellt Bärlach ein Taxi zum Bahnhof. Als der Wagen vorfährt, merkt Bärlach, dass Gastmann darin sitzt. Er fordert Bärlach auf, seine Niederlage einzugestehen und das Spiel aufzugeben. Doch Bärlach kann das Spiel nicht aufgeben, weil Gastmann damals in der Türkei schuldig geworden sei und er ebenso. Bärlach sagt Gastmann, dass er sein Richter sei und einen Henker für ihn ausersehen habe, der ihn noch heute heimsuchen werde. Gastmann ruft Bärlach verwundert „Narr!“ hinterher.

Wichtige Textstellen zu Kapitel 17

  • Tschanz unter Druck: Bärlachs Hinweis, er wisse, wer der Mörder sei, setzt Tschanz noch mehr unter Handlungszwang.
  • Tschanz als Angreifer: Bärlach weiß auch, dass Tschanz der nächtliche Angreifer war, was deutlich wird, als Tschanz die Tür verschlossen vorfindet, nachdem er sich noch einmal umgedreht hat. Das schweizerische Wort „Falle“ deutet hier auch darauf hin, dass Tschanz Bärlach in die Falle gegangen ist.
  • Bärlachs Urteil: Im Gespräch mit Gastmann wird deutlich, dass Bärlach diesen nie verdächtigt hatte. Die Metapher vom Spiel wird erneut aufgegriffen, ebenso das Motiv der Wette. Bärlach bezeichnet Gastmann und sich selbst als schuldig. Bärlachs Ankündigung vom Henker verunsichert den sonst so sicheren Gastmann.

Verwandte Einträge: