Risikokontrollprogramm: Grundlagen und Umsetzung im Arbeitsschutz
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Grundlagen des Risikokontrollprogramms
Grundbegriffe
Gesundheit: Zustand des vollkommenen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen. (WHO) Dies umfasst körperliche bzw. organische Gesundheit durch reibungsloses Funktionieren des Körpers, geistige Gesundheit durch intellektuelle und emotionale Balance sowie soziale Gesundheit im Beziehungsleben des Einzelnen.
Arbeitsbedingungen: Gesamtheit der Faktoren im Arbeitsumfeld, die auf den Arbeitnehmer einwirken und zu einem bestimmten Verhalten sowie Konsequenzen für den Einzelnen und die Organisation führen.
Risikoprävention: Reihe von Aktivitäten, um Krankheiten, Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten zu verhüten. Technik, welche die Erkennung, Bewertung und Kontrolle von Umweltrisiken ermöglicht, die zu Unfällen oder Krankheiten führen könnten.
Arbeitsschutz: Hauptziel ist es, Unfälle zu vermeiden.
Betriebshygiene: Kontrolle und Vorbeugung von Krankheiten.
Ergonomie: Die Untersuchung der biologischen und technologischen Anpassung von Mensch und Maschine.
Vorfall: Unerwünschtes Ereignis, das die Effizienz des Geschäftsbetriebs beeinträchtigen oder Schäden verursachen könnte (kann zu Verlusten führen).
Bestandteile eines Risikomanagementsystems
Jedes Risikomanagementsystem sollte umfassen:
- Organisationsstruktur und Aufgabenbeschreibung zur Definition von Verantwortlichkeiten in Fragen des Arbeitsschutzes und Gesundheitsschutzes.
- Interne und externe Kontrolldokumentation mit Fälligkeitsdaten zur Einhaltung sowie zur Erreichung gesteckter Ziele.
- Verfahren und Ressourcen zur Identifizierung, Bewertung und Verringerung (soweit vernünftigerweise möglich) von Risiken bei allen Aktivitäten und Aufgaben (Produktion, Wartung, Verbreitung etc.).
- Mechanismen zur Bewertung, Überwachung und Kontrolle von Maßnahmen, um die Angemessenheit des Systems, optimale Auswertung, Korrektur von Abweichungen und kontinuierliche Verbesserung sicherzustellen.
- Medien und Ressourcen, um Kommunikation, Interessenvertretung, Bildung und Ausbildung zu erleichtern und eine effektive Implementierung des Systems zu gewährleisten.
- Personelle, technische und organisatorische Mittel zur Bekämpfung und Reduzierung der Auswirkungen möglicher unerwünschter Ereignisse (Notfallmanagement).
- Personelle und organisatorische Ressourcen für die persönliche Gesundheitsüberwachung.
Unternehmerische Anerkennung
Das Unternehmen erkennt an, dass:
- Unfälle die körperliche Unversehrtheit der Arbeitnehmer und materielle Ressourcen direkt bedrohen und somit die Effizienz reduzieren.
- Alle Unfälle auf Ursachen zurückzuführen sind, die identifiziert und kontrolliert werden können.
- Die Ursachen von Unfällen oft auch Produktion, Qualität und Kosten beeinflussen. Sicherheit ist das Ergebnis gut gemachter Arbeit.
Planung im Risikomanagement
Planung: Beinhaltet die Beschreibung des Prozesses, durch den Ziele festgelegt, Methoden zur Messung und Bewertung definiert und notwendige Maßnahmen systematisch ergriffen werden. Dies umfasst eine systematische Reihe von Tätigkeiten oder Maßnahmen in allen Phasen der Arbeit, um berufsbedingte Gefahren für das Unternehmen zu vermeiden oder zu verringern.
Faktoren im Arbeitsschutz
- Person: Verfügt über Wissen, Fertigkeiten und Fähigkeiten für eine bestimmte Aufgabe.
- Umwelt: Umfasst Geräte, Werkzeuge und Maschinen.
- Verhalten: Zeigt sich durch Ziele, Bildung, Anerkennung und aktives Interesse.
Aktives Interesse fördern
- Person: Versuchen, das Wohlbefinden der Menschen zu verbessern.
- Umwelt: Ressourcen zum gegenseitigen Nutzen neu ordnen.
- Verhalten: Menschen in gewünschte Richtungen beeinflussen (z.B. durch Feedback).
Gründe für Arbeitssicherheit
- Gesetzliche Verpflichtung (z.B. Arbeitsschutzgesetz, DGUV Vorschriften).
- Vermeidung von Verlusten durch Unfälle (Personenschäden, Schäden an Maschinen und Anlagen).
- Erfüllung der unternehmerischen Herausforderung einer präventiven Arbeitsgestaltung.
Weitere Gründe: Moralische Pflicht, soziale Verantwortung, wirtschaftliche Vorteile (Wettbewerbsvorteile).
Das Risikokontrollprogramm
Muss auf die Unternehmenspolitik abgestimmt sein und Folgendes umfassen: Situationsdiagnose, Zieldefinition, Ressourcenzuweisung, Zuweisung von Rollen und Verantwortlichkeiten, Nachverfolgung und Überwachung der Ergebnisse.
Phasen des Aktionsplans
- Analyse der Situation
- Definition von Zielen und Mitteln
- Erstellung des Aktionsplans
Integrierte Sicherheitsaspekte
- Wirtschaftliches Ziel: Minimierung der Auswirkungen von Arbeitsplatzrisiken auf das Unternehmen (z.B. finanzielle Verluste).
- Soziales Ziel: Reduzierung der Anzahl und Schwere von Verletzungen; Minimierung der physischen, psychischen und sozialen Belastungen für Arbeitnehmer.
Aktuelle Ansätze zur Gefahrenverhütung
Total Loss Control (TLC)
Eine operationelle Strategie, integriert in das normale Management des Unternehmens. Sie ermöglicht einen besseren Schutz und eine bessere Nutzung der Ressourcen durch wirksame Kontrolle der reinen Risiken, die Menschen, Eigentum und Prozesse betreffen.
Verbesserung der Arbeitsqualität
Dies umfasst die Förderung der körperlichen und geistigen Gesundheit des Arbeitnehmers sowie die Gestaltung von Arbeitsrhythmus, Arbeitszeit, Arbeitsinhalt und Arbeitsorganisation.
Unfallstatistik und -auswertung
Die statistische Analyse spezifischer Unfallmerkmale liefert nützliche Informationen. Auf dieser Basis können konkrete Maßnahmen innerhalb des Programms festgelegt und eine aussagekräftige Bewertung der Sicherheitsleistung vorgenommen werden.
Management Audit
Ein Instrument zur Überprüfung der im Programm entwickelten Maßnahmen und Mittel. Es stellt sicher, dass die Sicherheitsbemühungen des Unternehmens wirklich effektiv sind.
Wer führt es durch?
Audits können durch eigene Mitarbeiter oder externe Dienstleister durchgeführt werden. Externe Prüfer werden oft empfohlen, um die Zuverlässigkeit der Ergebnisse zu gewährleisten.
Wie oft?
Die Häufigkeit hängt von den Merkmalen des Unternehmens und dem zu bewertenden Programm ab.
Wie wird geprüft?
Die Prüfung basiert auf der Analyse interner Unternehmensdokumente und -informationen sowie auf Fragebögen, Interviews und Betriebsbesichtigungen.
Struktur eines Präventionsprogramms
- Diagnose der Situation: Umfasst Unfallstatistiken, Management-Audits, Gefahrenermittlung, Risikobewertung, Risikokartierung, Methoden zur Risikobewertung von Arbeitsplätzen.
- Definition von Zielen: Basierend auf der Diagnose werden realistische und erreichbare Ziele mit klaren Fristen für die Umsetzung und messbaren Ergebnissen festgelegt.
- Verteilung der Mittel: Die Mittel sollten entsprechend dem Gefährdungsgrad und der Begründung der Maßnahmen zugewiesen werden, um Risiken kosteneffektiv zu reduzieren.
- Verteilung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten: Rollen und Verantwortlichkeiten sollten klar definiert und in die Führungslinie des Unternehmens integriert werden.
Merkmale eines Präventionsprogramms
Es muss an die Besonderheiten und Realitäten des jeweiligen Unternehmens angepasst sein und Aspekte wie Standards, Verfahren, Risikobewertung, Kontrolle bei der Beschaffung von Waren/Dienstleistungen, Bildungs- und Schulungsprogramme sowie Information und Partizipation berücksichtigen.
Bildung, Schulung & Menschlicher Faktor
Bedeutung von Bildung und Schulung
Sicherheitsschulung und -ausbildung sollten den Menschen lebenslang begleiten, nicht nur im Arbeitsumfeld. Dies verringert die Wahrscheinlichkeit menschlicher Fehler und fördert ein positives Sicherheitsverhalten.
Grundlegende Ziele der Schulung
- Entwicklung von Sicherheitsbewusstsein.
- Lernen, mit Risiken bei Tätigkeiten umzugehen.
- Ständige Sensibilisierung für Sicherheitsvorschriften bei allen Personen.
Technischer Faktor vs. Menschlicher Faktor
Das Risikomanagement betrachtet Personal (menschlicher Faktor) sowie Ausrüstung, Material und Umwelt (technische Faktoren). Jede Maßnahme, auch wenn sie primär auf technische Mittel abzielt, erfordert die Intervention und Aktion des menschlichen Faktors – bei Konzeption, Durchführung und Umsetzung.
Einwirkung auf technische Faktoren
Maßnahmen im technischen Bereich beantworten die Fragen: Was? Wie? Wer? Wann?
- Was? Bezieht sich auf Verfahren, Einrichtungen, Ergonomie, Wartung, Inspektion, Engineering etc.
- Wie? Die Art der Maßnahme hängt von der Gefahr und der gewählten Alternative ab (z.B. Materialänderung, Maschinenschutz, Steuertechnik, Alarme, Änderung der Kontrollfrequenz).
- Wer? Zuständig sind in der Regel technische Abteilungen des Unternehmens oder externe Berater.
- Wann? Abhängig von der Risikobewertung und Prioritätensetzung (sofort, kurzfristig, mittelfristig).
Einwirkung auf den menschlichen Faktor
Ein Arbeitnehmer, der mit einer unbekannten Situation konfrontiert ist oder nicht ausreichend geübt hat, kann leicht Fehler machen, selbst wenn er glaubt, richtig zu handeln.
Maßnahmen bezüglich des menschlichen Faktors berücksichtigen die Erkenntnisse interdisziplinärer wissenschaftlich-technischer Gebiete (wie Ergonomie), die sich mit den Möglichkeiten und Grenzen des Menschen bei der Gestaltung und Nutzung von Geräten, Maschinen und Anlagen befassen.
Hauptziel der Maßnahmen (Menschlicher Faktor)
Optimierung der Arbeitseffizienz unter Berücksichtigung menschlicher Fähigkeiten und Grenzen bei:
- Aufgabenzuweisung
- Gestaltung der Mensch-Maschine-Schnittstelle
- Prozessentwicklung
- Mitarbeiterschulung
Ursachen menschlicher Fehler
Menschliche Fehler entstehen oft, weil Personen:
- Nicht genug wissen (Wissenslücken).
- Nicht können (fehlende Fähigkeiten oder Mittel).
- Nicht wollen (fehlende Motivation oder falsche Einstellung).
- Glauben, dass ihnen nichts passieren kann (Selbstüberschätzung).
Ansätze zur Verhaltensänderung
Verhaltensänderungen bei Arbeitnehmern werden durch Bildung und Motivation erreicht:
- Wenn jemand nicht weiß: Schulung anbieten.
- Wenn jemand nicht kann: Mittel bereitstellen und Anwendung schulen.
- Wenn jemand nicht will: Gründe darlegen, Verständnis für die Bedeutung der Aufgabe schaffen (Bewusstsein fördern) und motivieren.