Robert Schumanns Träumerei: Eine Musikalische Analyse

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Robert Schumanns "Träumerei": Eine Musikalische Analyse

Rhythmus und Tempo

Die "Träumerei" von Robert Schumann ist rhythmisch quaternär (binär-doppelt) angelegt, gekennzeichnet mit dem "C" (Compasillo), was einem 4/4-Takt entspricht. Es gibt keine explizite Tempoangabe; stattdessen findet sich ein Hinweis auf eine Metronomangabe oder die Entsprechung eines langsamen Molto Adagio. Ein charakteristisches Merkmal Schumanns ist der Verzicht auf italienische Tempo- und Vortragsbezeichnungen zugunsten deutscher Angaben in der Partitur.

Der Titel des Stückes, "Träumerei" (Dream), deutet bereits auf eine langsame Bewegung hin. Das Tempo ist regelmäßig und gleichmäßig, obwohl es bewusst mehrdeutig gehalten ist. Dies liegt daran, dass die melodische Betonung und die Kadenzen stets auf den zweiten (schwachen) Taktteil fallen. Dieser Mechanismus verleiht dem Stück eine größere Spannung und Ausdruckskraft.

Die Melodie

Die Melodie ist das vorherrschende Element der "Träumerei". Sie trägt maßgeblich zum poetischen Sinn und zur Sensibilität dieser Komposition bei. Es handelt sich um eine Melodie von regelmäßigen und symmetrischen Proportionen, strukturiert in acht Takten, mit zwei viertaktigen Haupt- und zwei Unterperioden. Jede Phrase erfüllt ihre Funktion im entsprechenden Bogen mit Diminuendo.

Dieses Lied ist eindeutig von der Vokalmusik der Lieder inspiriert. Es ist als "Thema" konzipiert, das zwar eine weitere Entwicklung zulässt, aber auch einen eigenständigen Wert besitzt – als Träger eines im Wesentlichen poetischen Gefühls.

Klangcharakter und Textur

Der Klangcharakter der "Träumerei" entspricht der Art der romantischen Klavierliteratur, die die klassische Wiener Mozart-Zeit ablöste. Diese Art, die oft mit der englischen Klaviermechanik in Verbindung gebracht wird, besitzt eine weniger kristalline, aber dafür weniger trockene, weichere und tiefere Klangfarbe als frühere Instrumente. Zudem erzeugt der wiederholte Gebrauch des Pedals einen umhüllenden, fließenden Effekt, der wie unscharfe Kanten wirkt und unverkennbar romantisch ist.

Die Textur ist homophon, wobei die Melodie harmonisch begleitet wird. Kontrapunktische Elemente finden sich lediglich in den beiden letzten Takten des ersten Abschnitts, wo das Thema im Bassbereich der linken Hand erscheint und mit punktierten Vierteln und Achteln der rechten Hand in einen Dialog tritt. Dasselbe Verfahren wiederholt sich zweimal in der Modulation des Mittelabschnitts.

Form und Gattung

Die Form der "Träumerei" ist ein kleines Stück in Liedform, das zum Zyklus Kinderszenen gehört. Bei dieser Art von Klavierstücken wird eine literarische Idee (hier die poetische Reflexion über Kinder) verwendet, um ein musikalisches Werk zu strukturieren, sodass jedes Stück eine andere Nuance des Themas ausdrückt.

Obwohl es sich um eine programmatische Komposition handelt, finden wir hier die Idee der Verbindung von Musik und außermusikalischer, poetischer Reflexion, die die Komponisten der Romantik faszinierte.

Kontext und Einordnung

  • Kunstepoche: Romantik
  • Zeitraum: Erste Hälfte des 19. Jahrhunderts
  • Titel des Stücks: Träumerei
  • Zyklus: Kinderszenen
  • Komponist: Robert Schumann

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