Die Rolle der Musik in der Jungsteinzeit und frühen Kulturen
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Die Jungsteinzeit und die Entstehung der Musik
Die Jungsteinzeit (Neolithikum) schafft ein System zur Übermittlung von Musik, das es ermöglicht, den individuellen Charakter zu verlieren und sich in kollektive Aktivitäten einzubinden.
Dieser Zeitraum markiert einen wichtigen soziologischen Wandel für die gesamte Entwicklung der Musik: Die Menschen siedeln sich in der Nähe von Flüssen an, entdecken die Landwirtschaft und werden sesshaft. Es entsteht eine matriarchale soziale Organisation, und die Arbeit wird sozial aufgeteilt, was zur Entwicklung einer musikalischen Tradition führt. Wichtige frühe Zivilisationen entstanden in:
- Mesopotamien: Euphrat- und Tigristäler.
- China: Hoangho-Gebiet (Gelber Fluss).
- Ägypten: Nil-Schwemmlandtäler.
- Indien: Indus und seine Nebenflüsse.
Durch polierte Steine und verfeinerte Werkzeuge wird der Klang verbessert – eine Voraussetzung für eine musikalische Kultur. Es erscheinen die ersten Instrumente mit Membranen und Saiten. Später, mit den ersten Metallzivilisationen, konnten bessere Instrumente aus diesen Materialien hergestellt werden.
Klang und Magie: Die göttliche Herkunft der Musik
Der primitive Mensch glaubte, dass Töne magischer Natur seien. Man betrachtete den Klang als die Stimme der Götter und glaubte, dass Musik die Kommunikation mit ihnen ermöglichen könne. Musik war daher magischer oder religiöser Natur.
Kosmische und religiöse Klangvorstellungen
Verschiedene Kulturen verbanden den Klang mit der Schöpfung und der Macht:
- Das Universum soll aus einem Stoff entstanden sein, der Klang ist. Obwohl dieser Stoff sich in Materie verwandelt, bleibt ein Teil des ursprünglichen Klangs erhalten.
- Die Ägypter glaubten, dass die Stimme des Gottes Thot die Welt erschaffen habe.
- Das Evangelium des Johannes beginnt mit den Worten: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.“
Obwohl geografisch unterschiedlich, sprechen alle drei Versionen davon, dass der Klang der Anfang aller Dinge war.
Der geheime Gesang und Heilungsriten
Ein weiterer Glaube besagte, dass jede Person ihr eigenes Geheimlied besaß. Bei magischen Heilungsriten musste der Heiler dieses Lied finden, um Macht über das Böse im Patienten zu erlangen. Möglicherweise hängt dieses Geheimlied mit der einzigartigen Klangfarbe (dem Timbre) der menschlichen Stimme zusammen. Durch die Imitation der Stimme erlangte man Macht über die Person.
In Indien wurde eine Muscheltrompete gespielt, um Regen herbeizurufen, in dem Glauben, dass der Klang das Regenwasser anziehen würde. Auch in anderen Stämmen imitierte man Geräusche, um die gewünschte Wirkung anzuziehen.
In allen bekannten Kulturen wird Musik als göttlichen Ursprungs angesehen. Jacques Chailley katalogisierte sie als das einzige göttliche Teilchen, das vom Menschen eingefangen werden kann.
Tanz und Musik in der Frühgeschichte
Der primitive Mensch bewegte sich instinktiv, während er Klänge erzeugte. Es wird angenommen, dass Gesänge und Klänge den Tanz begleiteten, dem magische Eigenschaften zugeschrieben wurden (z. B. Förderung der Jagd, Anziehen von Wasser, Fruchtbarkeitsriten).
Durch Musik und Tanz erhoffte sich der Mensch, das zu bekommen, was er wollte. Im Gegenzug verlieh ihm dies übernatürliche Kräfte und ermöglichte die Kommunikation mit den Göttern.
Therapeutische Wirkung von Musik: Der Schamane
Seit der Antike wurde der Musik eine therapeutische Wirkung zugeschrieben. Der Begriff der Krankheit unterschied sich stark von heute: Man glaubte, dass die erkrankte Person von bösen Geistern besessen war.
Der Schamane als Heiler
Die Heilung oblag dem Schamanen (oder Zauberer), der die magischen Formeln zu kennen vorgab. Bei den Zeremonien waren Musik und Tanz von großer Bedeutung. Auch Kräuter wurden eingesetzt, da man glaubte, dass in ihnen ein Geist wohnte. Diese waren jedoch nur in Verbindung mit dem entsprechenden Gesang wirksam.
Der Schamane war aufgrund seines Wissens über Magie geachtet und gefürchtet. Er war bei wichtigen Anlässen (Geburt, Tod) anwesend. Seine Musik diente nicht dem Wohlgefallen, sondern ausschließlich dazu, den bösen Geist zu beeinflussen.
Möglicherweise konnte der Schamane Menschen hypnotisieren oder war selbst eine Person, die zwar als verrückt galt, aber sehr sensibel auf Musik reagierte.
Wandel des Krankheitsbegriffs
In der Antike veränderte sich der Begriff der Krankheit allmählich. Man sah sie nun oft als Strafe der Götter für ein Fehlverhalten an. Die Heilung erforderte daher Sühne.
In der christlichen Ära – und von einigen Menschen noch heute geglaubt – konnte Heilung durch die Anrufung Gottes oder der Jungfrau Maria erfolgen. Mehrere Heilige wurden mit bestimmten Krankheiten in Verbindung gebracht (z. B. San Lazaro zur Heilung von Lepra, San Sebastian bei der Pest).