Die Rolle des Staates in gemischten Wirtschaftssystemen
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Die vorherrschenden Wirtschaftssysteme sind gemischte Wirtschaften. Sie versuchen, die Vorteile des Marktes (Effizienz) mit staatlicher Intervention zur Förderung der Gerechtigkeit zu verbinden.
Der Wandel der staatlichen Rolle
Staatliche Intervention ist in Marktwirtschaften stets präsent, aber ihr Ausmaß und ihre Art haben sich im Laufe der Zeit gewandelt.
Vom Wächterstaat zum Akteurstaat
Im 19. Jahrhundert bevorzugte der Wirtschaftsliberalismus die Nichtintervention des Staates (Laissez-faire). Dennoch bestanden grundlegende Probleme, die eine staatliche Rolle nahelegten:
- Ungleichheiten: Die ursprüngliche Verteilung von Ressourcen und Einkommen war oft ungerecht und wurde von sozialen Bewegungen und Gewerkschaften kritisiert.
- Kollektive Bedürfnisse: Der Markt konnte bestimmte Grundbedürfnisse, wie öffentliche Güter (z.B. Infrastruktur, Sicherheit), nicht ausreichend befriedigen.
- Natürliche Monopole: Bestimmte Wirtschaftsbereiche neigen zur Monopolbildung. Hier war staatliche Kontrolle nötig, um Missbrauch durch private Unternehmen zu verhindern.
Der Staat agierte zunächst als Wächterstaat, der das Funktionieren des Systems sicherstellte und Störungen verhinderte.
Seit der Großen Depression in den 1930er Jahren überdachten viele Länder ihre Haltung und befürworteten eine stärkere staatliche Beteiligung an der Wirtschaft. Der Wächterstaat entwickelte sich zum Akteurstaat, der aktiv in die Wirtschaft eingreift, sie lenkt und organisiert. Das Ausmaß dieser Intervention variiert jedoch stark zwischen den Ländern (z.B. geringer in den USA und Japan, stärker in Dänemark und Schweden).
Der Staat als Korrektor von Marktversagen
Ein Hauptgrund für die zunehmende Rolle des Staates ist das Auftreten von Marktversagen.
Was ist Marktversagen?
Marktversagen liegt vor, wenn der Markt die verfügbaren Ressourcen nicht effizient nutzt oder zu Ergebnissen führt, die gesellschaftlich unerwünscht sind.
Arten von Marktversagen
Obwohl der Markt oft ein effizientes Instrument ist, um Angebot und Nachfrage zu koordinieren, treten folgende Störungen und Versagen auf:
- Konjunkturzyklen: Märkte neigen zu Instabilität und periodischen Krisen (Rezessionen) mit negativen Folgen wie Arbeitslosigkeit, anstatt für stetiges Wachstum zu sorgen.
- Externalitäten: Wirtschaftliche Aktivitäten (Produktion, Konsum) verursachen oft externe Effekte – Kosten oder Nutzen für Dritte, die nicht im Marktpreis berücksichtigt werden (z.B. Umweltverschmutzung als negative Externalität, Forschungsergebnisse als positive Externalität).
- Öffentliche Güter: Der Markt kann private Güter effizient bereitstellen, versagt aber oft bei der Bereitstellung öffentlicher Güter in ausreichendem Maße, da niemand davon ausgeschlossen werden kann und die Nutzung durch eine Person die Nutzung durch andere nicht einschränkt.
- Mangelnder Wettbewerb: Monopole oder Kartelle können Preise und Produktionsmengen zu ihrem Vorteil festlegen, was zu Ineffizienz und Nachteilen für Verbraucher führt.
- Ungerechte Verteilung: Der Marktmechanismus kann zu einer sehr ungleichen Verteilung von Einkommen und Vermögen führen, die gesellschaftlich als ungerecht empfunden wird. Arbeitslosigkeit ist eine besonders gravierende Folge.
Der Beitrag von Keynes zur Stabilisierung
John Maynard Keynes kritisierte die klassische Annahme, dass Märkte Krisen von selbst überwinden. Er argumentierte, dass in Rezessionen staatliche Eingriffe notwendig sind. Durch erhöhte Staatsausgaben und Investitionen sollte die gesamtwirtschaftliche Nachfrage angekurbelt werden, um Unternehmen zu Investitionen und Konsumenten zu Ausgaben zu bewegen und so die Krise zu beenden. Diese keynesianische Sichtweise prägte die Wirtschaftspolitik zur Glättung von Konjunkturzyklen maßgeblich.
Umgang mit Externalitäten
Definition und Beispiele
Externalitäten (externe Effekte) entstehen, wenn die Aktivität eines Unternehmens oder Konsumenten Auswirkungen auf Dritte hat, die nicht über den Marktmechanismus abgegolten werden. Diese können positiv sein (z.B. eine Impfung schützt auch andere, Grundlagenforschung kommt vielen zugute) oder negativ (z.B. Umweltverschmutzung, Lärmbelästigung).
Staatliche Instrumente zur Korrektur
Um negative Externalitäten zu reduzieren und positive zu fördern, hat der Staat verschiedene Instrumente:
- Steuern und Subventionen: Der Staat kann Aktivitäten mit negativen externen Effekten besteuern (z.B. CO2-Steuer) und Aktivitäten mit positiven externen Effekten subventionieren (z.B. Förderung erneuerbarer Energien).
- Regulierung: Der Staat kann bestimmte Aktivitäten vorschreiben, einschränken oder verbieten (z.B. Umweltauflagen, Emissionsgrenzwerte, Verbote bestimmter Schadstoffe), um negative Externalitäten zu kontrollieren oder positive zu fördern.