Romanische Kunst: Geschichte, Merkmale und Bedeutung
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Romanische Kunst: Eine Epoche der Kunst und des Glaubens
Die romanische Kunst, die sich zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert entwickelte, ist ein Spiegelbild einer turbulenten Zeit, geprägt von Angst, Wallfahrten und dem Feudalismus. Sie repräsentiert die Kunst einer ganzen Epoche, nicht nur eines Landes oder einer Region.
Historischer Kontext und die Angst vor dem Jahr 1000
Die Kunst dieser Zeit entstand im Schatten des ersten Jahrtausends. Historiker wie Henri Focillon haben das Klima der Angst untersucht, das die Völker Europas erfasste. Politische Umstände wie Invasionen und die Angst vor dem Weltuntergang im Jahr 1000, basierend auf Interpretationen der Offenbarung, trugen zu dieser Atmosphäre bei. Viele Christen sahen im Jahr 1000 nicht das Ende, sondern den Beginn einer Ära von Katastrophen, Hunger und Krankheit.
Religiöse Erneuerung und künstlerischer Ausdruck
Als Reaktion auf diese Ängste und als Ausdruck von Dankbarkeit oder Zuflucht erlebte die religiöse Kunst eine starke Erneuerung. Dies zeigte sich in Themen, die von Monstern und Höllenvisionen bis hin zu Darstellungen des Jüngsten Gerichts reichten, welche die Eingänge der damals erbauten Tempel schmückten.
Die Bedeutung von Klöstern und Pilgerwegen
Im 11. Jahrhundert gewannen Klöster an Bedeutung, da sie Reliquien beherbergten und zu Anziehungspunkten für Gläubige wurden. Entlang der Pilgerwege, insbesondere der nach Santiago de Compostela, entstanden zahlreiche Gotteshäuser mit gemeinsamen architektonischen Merkmalen. Das Phänomen der Wallfahrt war weit verbreitet und schloss Pilgerfahrten nach Rom und Jerusalem ein, was die zunehmende Mobilität und den intensivierten Handel des 11. Jahrhunderts widerspiegelt.
Romanische Kunst als Ausdruck der feudalen Gesellschaft
Die romanische Kunst wird als Manifestation der feudalen Gesellschaft betrachtet. Sie war nicht nur eine Kunst der Klöster, sondern auch ein Ausdruck der sozialen Überlegenheit des Klerus und des Adels, der beiden obersten Stände der Gesellschaft. Mönche und Adlige teilten den Status von Grundbesitzern und waren somit die Hauptmäzene und Auftraggeber der Künstler bis ins 13. Jahrhundert.
Gemeinsamer Geist: Kirchen und Burgen
Ein gemeinsamer Geist verband Kirchen und Burgen. Benediktinerklöster erhoben sich wie Festungen, als „Burgen Gottes“.
Weltanschauung und künstlerische Darstellung
Die Welt wurde aus einer bestimmten Perspektive betrachtet, die von einer parallelen Werteskala durchdrungen war. Für den kriegerischen Adel, der an den Kreuzzügen teilnahm, war Christus ein Held. Die Jungfrau Maria wurde als „Unsere Liebe Frau“ dargestellt, die die Huldigung eines Ritters empfing.
Merkmale der romanischen Malerei
- Romanische Kunst im Wunsch, den endgültigen Triumph der christlichen Kirche zu verkünden.
- Dominanz religiöser Themen, inspiriert von Geschichten des Alten und Neuen Testaments.
- Tendenz, den gesamten Kompositionsraum zu füllen, mit geometrischer Symmetrie und horror vacui (Angst vor der Leere).
- Fehlen von Perspektive; die wichtigste Figur ist oft am größten dargestellt.
- Anpassung der Figuren an den Raum und den architektonischen Rahmen.
Technik und Materialien
Die romanische Malerei verwendete oft Eitempera, eine Technik, die hellere Farben und ein langsameres Trocknen ermöglichte, was die Modellierung erleichterte. Im 15. Jahrhundert wurde Öl hinzugefügt, was die Farbe flexibler machte und sich gut für die realistische Malerei eignete.
Die auf Pappelholz gemalten Fronten zeigten ergänzende Techniken wie Stuck und Colradura (Auftragen eines transparenten, gelblich getönten Lacks). Die Figuren und Elemente sind klar definiert, mit einem starken Fokus auf die Zeichnung und Anatomie. Die Farbgebung nutzte einfarbige Töne (blau oder rot) an den Seiten, die mit der Intensität von Metallkontrasten (heute fast verloren) kontrastierten. Neben Rot und Blau wurden auch Orange und Olivgrün verwendet.
Komposition und Darstellung
Die Kompositionen sind durch große Farbflächen organisiert, die sich durch Ausgewogenheit und ein Gefühl von Bewegung auszeichnen. Die Fronten sind oft in fünf Teile unterteilt, wobei die Jungfrau mit dem Kind im Zentrum steht, umrahmt von einem Bogen.
Trotz einer starken Tendenz zur Hieratik sind die Figuren bereits stark vermenschlicht. Besonders die Kinder sind lebendiger dargestellt, neigen sich zur Seite, als ob sie sich zu einer anderen Szene bewegen würden. Die Jungfrau mildert ihre Haltung, indem sie ihre linke Hand auf das Bein des Kindes legt, während die andere auf ihrem Herzen ruht.
Szenen aus dem Marienleben
Um das Zentrum herum befinden sich Fächer mit Szenen aus dem Leben der Jungfrau: die Verkündigung, die Heimsuchung, die Geburt Christi und die Darstellung im Tempel. Diese Szenen stammen hauptsächlich aus dem Lukasevangelium, während die Anbetung der Könige dem Matthäusevangelium entstammt.
Die Figuren sind symmetrisch um eine zentrale Achse angeordnet und durch Stuckelemente getrennte Bilder. Die Szenen sind geschlossen, mit Ausnahme der Könige, die sich der Mutter und dem Kind zuwenden. Die Könige sind auch in eine Szene eingebunden, die die Geste des Kindes widerspiegelt, das nicht nur empfängt, sondern auch segnet.
Obwohl keine Perspektive vorhanden ist, helfen architektonische Elemente und die Verwendung von reinen Farbflächen, die Illusion von Tiefe zu erzeugen.
Einflüsse und Charakteristika
Die Figuren sind länglich und mit reichen Gewändern geschmückt, die die Front dominieren und Merkmale byzantinischer Mosaiken aufweisen. Weitere Merkmale der romanischen Malerei sind dicke Linien, große Farbflächen, fehlende Perspektive, eine effektive Tiefe, mangelnde Beachtung des Lichts, Figuren auf derselben Ebene vor einem dunklen Hintergrund und eine kontrastierende Komposition.
In Katalonien sind viele dieser Tafeln erhalten, während sie in anderen europäischen Ländern seltener zu finden sind.
Die Flügel der Jungfrau: Symbolik und Bedeutung
In der Mitte der Tafel befindet sich das Bild der Jungfrau als Sapientiae Sedes (Thron der Weisheit), das Jesus als Kind symbolisiert. Das Kind segnet mit der rechten Hand die ersten Szenen der Geschichte. Wichtig sind die Symbole, die die drei Lebensalter des Menschen darstellen: Jugend, Reife und Alter.
Bedeutung und Funktion
Im zentralen Teil zeigen die Jungfrau und das Kind, flankiert von Engeln, eine größere Größe, um Hierarchien zu verdeutlichen. Die Seiten sind in zwei Kammern unterteilt, die Szenen aus dem Marienleben zeigen.
Die Altarfronten, auch Antependien genannt, hatten die religiöse Funktion, die Aufmerksamkeit der Gläubigen durch Szenen auf dem Holz vor dem Altar zu fesseln.
Die Flügel der Jungfrau beschreiben das Leben der Gottesmutter. In der Mitte steht ihr Bild als Sapientiae Sedes, der Thron der Weisheit, der das Jesuskind symbolisiert. Das Kind segnet mit der rechten Hand die ersten Szenen der Geschichte. Die Symbole der drei Lebensalter des Menschen – Jugend, Reife und Alter – sind ebenfalls von Bedeutung.