Die Romantik in Spanien: Merkmale, Autoren und Werke
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Historischer und kultureller Kontext der Romantik
Die besonderen historischen und politischen Umstände in Spanien im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts erklären die späte und eigenartige Entwicklung der romantischen Bewegung in der spanischen Literatur. Der Unabhängigkeitskrieg und die Herrschaft Ferdinands VII. waren die Gründe, warum die Romantik in Spanien im Gegensatz zu ihrer Blütezeit in Europa erst verzögert Fuß fasste. Nach der Herrschaft des Königs und mit der Rückkehr der Verbannten konnte dieser Stil endlich in unser Land eindringen, besaß jedoch wenig Kraft und Tiefe.
Merkmale der Romantik
Die Romantik ist eine kulturelle Bewegung, die sich gegen die Prinzipien der Aufklärung richtete und das Ergebnis einer tiefen sozialen und ideologischen Krise war. Die wichtigsten Merkmale sind:
- 1) Irrationalismus: Die Romantiker lehnen die Vernunft als alleinige Erklärung der Wirklichkeit ab und bevorzugen das Geheimnisvolle, Übernatürliche und Magische.
- 2) Subjektivismus: Sie betonen andere Formen des Wissens wie Intuition und Fantasie. Emotionen, Träume und Fantasien sind sehr wichtig; Leidenschaft steht über der Vernunft.
- 3) Idealismus: Die Romantiker streben nach dem absoluten Ideal. Es ist ein Streben nach Freiheit, Fortschritt und Schönheit. Sie empfinden oft ein Gefühl der Unvollständigkeit, das sie nach dem Absoluten suchen lässt. Ihre Sehnsüchte bleiben oft unerfüllt, was zu Frustration und Unzufriedenheit führt.
- 4) Individualismus: Die Romantiker betonen das Individuum und fühlen sich oft überlegen oder missverstanden, was zu Einsamkeit führen kann.
- 5) Kreatives Genie: Kunst ist der Ausdruck des schöpferischen Genies. Es ist eine Neubewertung des Spontanen, Intuitivem und Ursprünglichen.
- 6) Unsicherheit: Mit dem Verlust des Vertrauens in die Vernunft haben die Romantiker keine absoluten Gewissheiten mehr in der Welt.
- 7) Rebellion: Der Zusammenstoß zwischen dem romantischen Selbst und der grauen Realität erzeugt eine tiefe Enttäuschung, weshalb sie gegen alle Normen rebellieren.
- 8) Evasion (Flucht): Die Romantiker fliehen vor der Realität, die sie nicht mögen, in die Vergangenheit (Mittelalter), an exotische Orte (Orient) usw. Die extremste Form der Flucht ist der Selbstmord.
- 9) Einsamkeit: Einsamkeit ist sehr wichtig, oft als Zufluchtsort vor der Realität. Die Vorliebe für Einsamkeit ist ein zentrales Thema für die Romantiker. Sie bevorzugen Orte wie Burgen und Friedhöfe.
- 10) Dynamische Natur: Sie stellen die Natur dramatisch dar, oft in Bewegung und mit einer Vorliebe für die Nacht. Die Natur wird mit den Stimmungen des Autors identifiziert.
- 11) Neue Sensibilität: Betont Intimität, Sehnsucht, Traurigkeit, Melancholie usw. Es gibt eine Vorliebe für das Dunkle oder die Dämmerung.
- 12) Nationalismus: Es besteht ein besonderes Interesse an der eigenen Nation und der Suche nach den Wurzeln und der Geschichte jedes Volkes. Es ist ein Fest des Vaterlandes.
Wichtige Autoren und Werke der Romantik
Lyrik
Die Lyrik ist die prominenteste Gattung der Romantik, da sie den Ausdruck ihrer charakteristischen Themen ermöglicht: Gefühle, Melancholie, Liebe, die ideale Frau usw. In der spanischen romantischen Poesie fehlt oft das Gefühl der Authentizität und die emotionale Tiefe, die für die Romantik typisch ist. Weitere charakteristische Merkmale sind der Mix aus Genres und die Polymetrie. Wichtige Vertreter sind:
José Zorrilla
Seine Poesie gliedert sich in erzählende und lyrische Werke. Er wechselt mühelos den poetischen Stil. Zorrilla hat einen großartigen Sinn für Rhythmus und beherrscht musikalische und verbale Effekte sowie rhetorische Mittel. Er hatte großen Einfluss auf die Vormoderne.
José de Espronceda
Seine romantische Poesie ist reich an sozialen Themen wie der Verteidigung der Marginalisierten, der Verachtung von Gesetzen und dem Wunsch nach Freiheit. Beispiele sind „El diablo mundo“ (Die Teufelswelt) oder „Canción del pirata“ (Das Piratenlied). Er bevorzugt extreme Empfindungen und hat eine Vorliebe für klangvolle Laute, akute Reime und Ausrufe.
Gustavo Adolfo Bécquer
Bécquer ist ein Autor, der als postromantischer Dichter für seine „Rimas“ bekannt ist. Die Hauptthemen sind Liebe und Poesie. Bécquer entfernt sich von der überschwänglichen Romantik, und seine Gedichte zeichnen sich durch eine scheinbar einfache, präzise und unaufdringliche Sprache aus. Sein Stil ist präsymbolistisch: Er verwendet Metaphern, Gleichnisse usw. Zu seinen bekannten Leyendas (Legenden) gehören „Miserere“, „El beso“ (Der Kuss) und „El rayo de luna“ (Das Mondlicht).
Prosa
Es gab keine hochwertige literarische Prosa, aber es wurden die Grundlagen für den realistischen Roman gelegt. Legenden sind häufig.
Historischer Roman
Der historische Roman umfasst Erzählungen, die in der politischen Vergangenheit angesiedelt sind. Dazu gehören „Sancho Saldaña“ von Espronceda und „El Señor de Bembibre“ (Der Herr von Bembibre) von Enrique Gil y Carrasco. Eine wichtige Variante ist der Fortsetzungsroman.
Costumbrismo (Sittenbilder)
Der Prosaist par excellence ist Mariano José de Larra, bekannt für seine Zeitungsartikel, obwohl er auch andere Genres pflegte. Zu seinen wichtigsten Werken gehören „El casarse pronto y mal“ (Früh und schlecht heiraten), „El castellano viejo“ (Der alte Kastilier) und „Vuelva usted mañana“ (Kommen Sie morgen wieder). Larras Artikel in Form von Sittenbildern zielten darauf ab, die soziale Realität zu verändern.
Theater
Die romantischen Dramen waren sehr erfolgreich.
Merkmale des romantischen Dramas
Das Hauptthema ist die Liebe und das Streben nach einem absoluten Ideal, das über soziale Konventionen hinausgeht. Das Ende ist tragisch. Die Charaktere entwickeln sich nicht, sie bleiben immer gleich. Die Bühnenbilder sind sehr wichtig, ebenso die Intrigen. Es soll das Publikum bewegen und erregen. Lyrische Elemente erscheinen, ebenso wie der unvermeidliche Lauf der Zeit.
Wichtige Dramen und Autoren
Einige wichtige Werke sind „La conjuración de Venecia“ (Die Verschwörung von Venedig) von Martínez de la Rosa, „Macías“ von Larra und „El trovador“ (Der Troubadour) von Antonio García Gutiérrez.
José Zorrilla als Dramatiker
José Zorrilla ist der wichtigste Dramatiker. Bemerkenswert sind „Don Juan Tenorio“, „El zapatero y el rey“ (Der Schuster und der König) und „El rey y el traidor, el desconocido y el mártir“ (Der König und der Verräter, der Unbekannte und der Märtyrer).