Römische Architektur und Bauwerke: Ein umfassender Überblick

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Römische Architektur und Ingenieurskunst

Die römische Baukunst zeichnete sich durch die innovative Verwendung von Bögen und Gewölben aus. Sie schufen monumentale Bauwerke, die bis heute Zeugnis ihrer fortschrittlichen Ingenieurskunst ablegen.

Architektonische Elemente und Ordnungen

Die Römer entwickelten eigene Säulenordnungen und kombinierten bestehende Stile:

  • Kompositkapitell: Eine Verbindung aus ionischen Voluten und korinthischen Akanthusblättern.
  • Tuskische Ordnung: Eine römisch-dorische Variante mit Basis, glattem Schaft und einem kleineren, weniger komplexen Kapitell.

Römische Tempel

Römische Tempel waren meist rechteckig und standen auf einem hohen Podium, das über eine Freitreppe zugänglich war. Im Gegensatz zu griechischen Tempeln waren sie oft nur an der Fassade mit einer Kolonnade versehen und vollständig in das Stadtbild integriert. An den Seiten waren die Säulen häufig nicht freistehend, sondern als Halbsäulen oder Pilaster an die Wand angefügt (Pseudoperipteros). Ein Opisthodom (hinterer Tempelraum) fehlte meist. Die dekorative Zurückhaltung unterschied sie oft von griechischen Tempeln; manchmal informierte nur eine Inschrift über die Umstände des Gebäudes.

Römische Theater

Römische Theater waren im Gegensatz zu griechischen Anlagen vollständig geschlossene Bauwerke, bei denen die Bühne die gleiche Höhe wie der obere Rand des Zuschauerraums (Cavea) erreichte. Die Sitzreihen ruhten nicht mehr auf einem natürlichen Berghang, sondern auf einem komplexen System aus Beton, Gewölben und Galerien. Die Cavea war in drei Bereiche unterteilt: Cavea ima (unten), media (Mitte) und summa (oben). Das Orchester, im griechischen Theater kreisförmig, war im römischen Theater halbrund.

Ein charakteristisches Element war die Frons Scaenae, eine reich verzierte Bühnenrückwand, die oft den Eingang eines Palastes simulierte und die einzige Dekoration der gesamten Aufführung darstellte. Drei Türen in der Frons Scaenae führten auf die Bühne. Diese Wand verstärkte die Stimmen der Schauspieler für das Publikum, reduzierte jedoch den Realismus, den die Griechen durch ihre Bühnenbilder erzielten. Zum Schutz vor Sonne oder Regen wurde, ähnlich wie im Amphitheater, ein Velarium (Sonnensegel) verwendet.

Römische Amphitheater

Amphitheater waren ovale Bauwerke, in denen Gladiatorenkämpfe, Tierkämpfe und sogar nachgestellte Seeschlachten (Naumachien) stattfanden.

  • Unterirdische Bereiche (Hypogäum): Unter der Arena befanden sich Gänge und Räume zur Lagerung von Kulissen und Käfigen für wilde Tiere. Diese waren mit einer Holzplatte abgedeckt.
  • Arena: Der elliptische Raum, in dem die Vorführungen stattfanden, war von einem Metallgitter umgeben, das das Publikum vor Angriffen wilder Tiere schützte.
  • Zuschauerraum (Cavea): Die Sitzreihen waren durch Geländer und Gänge in drei Sektoren für verschiedene soziale Gruppen unterteilt. Jeder Sektor war über Treppen und breite Türen, die sogenannten Vomitoria, zugänglich. Der Kaiser saß auf einer erhöhten Loge an der Nebenachse der Arena.
  • Velarium: Ein großes Sonnensegel, das zum Schutz der Zuschauer vor Sonne oder Regen aufgespannt werden konnte.

Römische Zirkusse

Wagenrennen waren die leidenschaftlichsten und populärsten Spektakel unter den Römern. Der Grundriss eines römischen Zirkus war ein längliches Rechteck, dessen Seiten an einem Ende abgerundet waren. Die Rennbahn wurde in der Mitte durch eine lange, niedrige Mauer, die Spina, geteilt.

Römische Straßen

Römische Straßen waren Meisterwerke der Ingenieurskunst und bestanden aus vier Schichten:

  1. Statumen: Große Steine als Fundament.
  2. Rudus: Eine Schicht aus kleineren Steinen und Schotter.
  3. Nucleus: Eine Kiesschicht.
  4. Pflastersteine: Glatte Pflastersteine, die nach unten hin spitz zuliefen, um eine bessere Fixierung im Boden zu gewährleisten.

Römische Brücken

Der Bogen war ein Schlüsselelement im Brückenbau. Römische Brücken zeichneten sich durch folgende Merkmale aus:

  • Pfeiler: Die Pfeiler im Wasser waren oft dreieckig geformt (stromauf- und stromabwärts), um den Druck des Wassers, insbesondere bei Hochwasser, zu verstärken. Diese Vorsprünge werden als Strombrecher oder Strebepfeiler bezeichnet.

Römische Aquädukte

Der Kanal, durch den das Wasser zirkulierte (Specus), war entweder eine in den Fels gehauene Galerie oder eine auf Bögen geführte Rinne. Die Wände des Specus waren mit wasserdichtem Putz ausgekleidet und oft mit einem Tonnengewölbe oder einer Flachdecke abgedeckt. Das Aquädukt endete in einem Wasserturm (Castellum Aquae) im oberen Teil der Stadt, von dem aus das Wasser je nach städtischem Bedarf verteilt wurde. Ein großartiges Beispiel ist die Wasserleitung von Segovia.

Triumphbögen

Triumphbögen waren Ehrenmale, die aus zwei Säulen bestanden, die durch einen Rundbogen verbunden waren. Auf dem Mauerwerk ruhte ein Gebälk und ein Dach (Attika), das an einen Eingangsbogen erinnerte und den Sieg symbolisierte. Sie waren in der Regel von bronzenen Skulpturengruppen gekrönt, die den Triumphwagen der geehrten Persönlichkeit darstellten. Ihr Ziel war es, die kaiserliche Macht zu reflektieren, wie der Titusbogen (Arco di Tito) eindrucksvoll zeigt.

Römische Säulen

Auch Säulen dienten als Ehrenmale. Es handelte sich um zylindrische Monolithen, die kunstvoll mit historischen Reliefs verziert waren. Das beste Beispiel ist die Trajanssäule.

Römische Basiliken

Der Grundriss römischer Basiliken war rechteckig. Sie waren mit Tonnengewölben oder Holzdächern bedeckt und dienten als Gerichtssäle und Markthallen.

Das römische Haus

Gewöhnliche Bürger lebten in mehrstöckigen Mietshäusern, den sogenannten Insulae, die oft aus Holz gebaut waren. Wohlhabende Bürger bewohnten Einfamilienhäuser, die Domus.

  • Vestibulum: Ein kurzer Flur, der den Eingang mit dem Atrium verband.
  • Atrium: Ein zentraler, offener Hof mit einem Portikus. Durch eine obere Öffnung (Compluvium) fiel Regenwasser in ein zentrales Becken, das Impluvium, das mit einer unterirdischen Zisterne verbunden war.
  • Lararium: In einer Ecke des Atriums befand sich eine Nische, in der die Römer ihre Ahnen und Hausgötter verehrten.
  • Tablinum: Ein großer Raum, der vom Eigentümer für Besprechungen oder als Gerichtssaal genutzt wurde und sich zum Atrium hin öffnete.
  • Peristyl: Im hinteren Bereich, unter griechischem Einfluss, befand sich ein zweiter, sehr großer Innenhof mit Portikus, geschmückt mit Pflanzen, Blumen, Statuen und Brunnen.
  • Wohnräume: Rund um das Peristyl lagen die besser beleuchteten und schöneren Räume des Hauses: die Schlafzimmer (Cubicula), Salons (Oeci) und vor allem das Triclinium, der Speisesaal.
  • Tabernae: Einige Häuser hatten Geschäfte, die zur Straße hin lagen.

Römische Thermen

Die Thermen waren der bevorzugte Ort der Römer für Erholung und soziale Zusammenkünfte. Sie umfassten:

  • Caldarium: Heißes Bad.
  • Frigidarium: Kaltes Bad.
  • Tepidarium: Warmes Bad.
  • Unctorium: Raum für Salbungen und Massagen durch Sklaven.
  • Heizsystem (Hypocaustum): Ein Ofen und unterirdische Rohre sorgten für die Beheizung.
  • Palaestra: Ein Bereich für gymnastische Übungen.

Die Innenräume der Thermen waren reich mit Mosaiken und Marmorwänden verziert.

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