Das römische Epos: Von den Anfängen bis zur Nachklassik
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Das römische Epos: Ursprünge und Entwicklung
Frühe Formen und griechische Einflüsse
Das römische Epos hat seine Wurzeln in der mündlichen Tradition der Carmina, die bei Festen gesungen wurden. Aber ab dem 3. Jahrhundert v. Chr., als Rom mit der griechischen Kultur in Kontakt kam, wurden Homers Ilias und Odyssee zu Gipfelwerken und Modellen. Sie beeinflussten das römische Epos durch die Übernahme des Hexameters, das Eingreifen der Götter, Schiffs- und Truppenkataloge sowie Vergleiche mit der Natur.
Anfänge: Livius Andronicus, Naevius, Ennius
Das erste überlieferte lateinische Epos war die Odusia des griechischen Sklaven Livius Andronicus, eine Übersetzung von Homers Odyssee. Naevius gilt als der erste originär lateinische Epiker; sein Werk Bellum Punicum behandelte den Sieg Roms über Karthago im Ersten Punischen Krieg. Diese frühen Werke wurden noch im saturnischen Versmaß verfasst. Ennius führte mit seinen Annales den Hexameter in die lateinische Epik ein, der fortan zum Standard wurde.
Vergil: Höhepunkt mit der Aeneis
In der klassischen Periode ragt die Figur des Vergil heraus. Seine Aeneis wurde zum Meisterwerk und Vorbild für spätere Epen. Aufgeteilt in 12 Bücher, imitieren die ersten sechs die Odyssee (die Irrfahrten des Aeneas, seine Affäre mit Dido, die Ankunft in Italien), während die letzten sechs die Ilias nachbilden (die Kriege des Aeneas in Latium). Das Epos besingt die mythischen Ursprünge Roms, verherrlicht dessen Vergangenheit und göttliche Bestimmung. Vergils Dichtung zeichnet sich durch große Sensibilität, Ausgewogenheit und formale Schönheit aus.
Ovid: Die Metamorphosen
Ovid, der Autor der Metamorphosen, wird oft als anti-klassisch betrachtet, da er mit traditionellen Formen brach; manche Forscher zählen sein Werk nicht streng zum Epos. Er besingt die Metamorphosen oder Verwandlungen, die eine Vielzahl mythologischer und einiger historischer Figuren durchlaufen haben. Trotz großer formaler Perfektion werden die Themen oft mit Leichtigkeit und spielerischer Distanz behandelt, die Beschreibungen sind lebhaft.
Lucan: Die Pharsalia und die Nachklassik
Lucan, Senecas Neffe, schrieb die Pharsalia (auch bekannt als Bellum Civile) über den Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius. Sein Werk ist düster und kritisch. Die Götter treten in den Hintergrund und werden durch einen eher wissenschaftlichen Rationalismus und stoische Philosophie ersetzt. Man warf Lucan vor, mehr Historiker als Dichter zu sein. Sein Werk gehört zur Nachklassik.
Spätere Epiker: Rückkehr zu Vergil
In der späteren Kaiserzeit gab es eine Tendenz zur Rückkehr zum Klassizismus Vergils, vertreten durch Autoren wie Valerius Flaccus (Argonautica) und Statius (Thebais, Achilleis).