Der Schelmenroman: Entstehung, Merkmale und Verbindung zur Realität
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Der Schelmenroman: Entstehung und Entwicklung
Die Entstehung des Schelmenromans
Die Entstehung des Schelmenromans wird mit dem Werk Lazarillo de Tormes und sein Vermögen und Widrigkeiten in Verbindung gebracht. Vermutlich existierte bereits 1553 eine frühere Ausgabe, von der jedoch keine Exemplare erhalten sind. Das Buch erlangte schnell Popularität und wurde vielfach nachgedruckt. Die Popularität des Werks verbreitete sich in Spanien und es wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt, darunter Französisch (1560), Englisch (1576), Niederländisch (1579), Deutsch (1617) und Italienisch (1622). Dieses Werk markierte den Beginn einer neuen literarischen Gattung: des Schelmenromans, der in der spanischen Literatur des Goldenen Zeitalters große Bedeutung erlangte.
Der Schelmenroman im Goldenen Zeitalter
Der Schelmenroman ist eine literarische Gattung der autobiografischen Prosa, die für die spanische Literatur des Goldenen Zeitalters charakteristisch ist und auch die europäische Literatur beeinflusste. Er entstand im Übergang von der Renaissance zum Barock.
Verbindung zwischen Schelmenroman und Wirklichkeit
Es besteht eine Verbindung zwischen dem Charakter des Schelmenromans (dem Schurken) und der Realität, da viele der Situationen, die der Charakter erlebt, realistisch sind. Der Begriff "Schurke" stammt vom Wort "Unfug" ab und beschreibt jemanden, der gerissen ist und alles tut, um zu überleben, sei es durch Diebstahl oder Betrug. Daher lässt sich eine Verbindung zur Realität herstellen, da diese Situationen Teil des täglichen Lebens sind.
Merkmale des Schelmenromans und die Entwicklung des Schurken Lazarillo
Schelmenromane weisen sowohl in den Charakteren als auch in der Struktur gemeinsame Merkmale auf. Der Schurke ist ein Antiheld, der die Schande und Entbehrungen seines Lebens verkörpert. Er ist das Gegenteil des edlen Helden und oft ein bettelnder Straßenjunge, der bereit ist, für Geld alles zu tun (Diebstahl, Betrug usw.), um in eine höhere soziale Klasse aufzusteigen, was ihm jedoch nie gelingt. Oft hungert er und lebt von seinem Verstand in einer feindlichen und grausamen Welt, immer allein.
Die Merkmale des Schelmenromans sind:
- Der Protagonist ist ein Schurke niedriger sozialer Stellung und ein Nachkomme ehrloser oder krimineller Eltern.
- Die Struktur ist die einer falschen Autobiografie. Der Schelmenroman wird in der ersten Person erzählt, als ob der Protagonist und Antiheld ein reuiger Sünder wäre, der seine eigenen Abenteuer mit der Absicht erzählt, zu moralisieren.
- Deterministisches Ende: Der Schurke versucht, seinen sozialen Status zu verbessern, bleibt aber letztendlich immer ein Schurke. Die Struktur des Schelmenromans ist daher immer offen.
- Moralisierende und pessimistische Ideologie: Jeder Schelmenroman wird von einer endgültigen Enttäuschung begleitet. Der Schurke ist ein Beispiel für abweichendes Verhalten, das systematisch bestraft wird.
- Satirische Absicht und ambivalente Struktur: Die Gesellschaft wird in allen Schichten kritisiert, durch die der Protagonist wandert.
- Naturalismus und Realismus: Der Schelmenroman beschreibt unangenehme Aspekte der Wirklichkeit, nicht idealisiert, sondern als Spott oder Enttäuschung.
Der Schurke als Antiheld
Der Schurke als Antiheld steht in scharfem Kontrast zur idealisierten Darstellung von Helden in anderen literarischen Gattungen. Er verkörpert die raue und schmutzige soziale Realität der verarmten Bevölkerung und Außenseiter, im Gegensatz zu den Rittern und reichen Indern, die in einer anderen, privilegierten Wirklichkeit leben.