Schlüsselkonzepte der Pädagogik: Philosophen & ihre Theorien
Eingeordnet in Lehre und Ausbildung
Geschrieben am in Deutsch mit einer Größe von 6,34 KB
Jean-Jacques Rousseau: Intuition statt Auswendiglernen
Rousseau kritisiert das frühzeitige Auswendiglernen vorgefertigter Texte und etablierter Prozesse, die Kinder in eine Welt vorgefertigter Meinungen einsperren. Er argumentiert, dass wahres Wissen nicht durch bloßes Auswendiglernen, sondern durch Intuition und eigene Erkenntnis erworben wird.
John Dewey: Denken als Instrument der Anpassung
John Dewey beschreibt in seiner pragmatischen oder instrumentalistischen Philosophie das Denken als Intelligenz in Bewegung – ein Instrument, das Menschen nutzen, um sich an verschiedene Lebenssituationen anzupassen. Das Leben stellt problematische Situationen dar, die gelöst werden müssen, um sich anzupassen und zu überleben. Für Dewey ist Denken nicht nur ein Mechanismus zum Wissenserwerb, sondern ein Werkzeug zur Veränderung und Anpassung der Realität, um menschliche Interessen, Schwierigkeiten und Probleme zu lösen.
Anton Makarenko: Disziplin im Dienste der Gemeinschaft
Anton Semjonowitsch Makarenko lehnt abstrakte Disziplin ab. Für ihn muss Disziplin an ein spezifisches, von der Gemeinschaft abgeleitetes Ziel gebunden sein. Die Gemeinschaft muss produktive Zwecke vorgeben, und in einer Gesellschaft, die sich dem Kommunismus verschrieben hat, können diese Bedürfnisse nur kollektiv erfüllt werden. Disziplin, Arbeitsbereitschaft und Arbeitsfähigkeit sind in Makarenkos Denken untrennbar miteinander verbunden.
Francesc Ferrer i Guàrdia: Anarchismus & Neue Bildung
Für Francesc Ferrer i Guàrdia war Anarchismus der einzige Weg, einen Staat zu erhalten, der weder totalitär noch autoritär ist und sich nicht über den Willen des Volkes erhebt. Dies erforderte eine neue Form der Bildung. Ferrer i Guàrdia glaubte, dass Bildung einen anderen Menschen hervorbringen könnte, der fähig ist, umfassend mit seinen Mitmenschen zusammenzuarbeiten. Die neue Bildung sollte sich primär auf Vernunft und Wissenschaft stützen und den Glauben vollständig ablehnen.
Marshall McLuhan: Medien & Wandel des Denkens
Für Marshall McLuhan schuf die Erfindung des Buchdrucks ein lineares, sequenzielles, mechanisches, logisches und eigenständiges Denken. Mit dem Aufkommen neuer Medien änderte sich diese Position jedoch grundlegend. Wichtiger als der übertragene Inhalt sind die durch die Medien selbst (als Artefakte oder Botschaften) eingeführten Veränderungen in der Denkweise, Wahrnehmung und im Handeln von Individuen und sozialen Gruppen. Während Schriftsprache und Druckmaschine die Dominanz der linken Gehirnhälfte stärkten, würde das Konzept des „globalen Dorfes“ die Dominanz des Bildes über das Wort, die simultane, weltweite Beschallung und damit die Fähigkeiten der rechten Gehirnhälfte fördern.
Paulo Freire: Befreiende Praxis & Bewusstsein
Für Paulo Freire ist es unerlässlich, dass Menschen die befreiende Praxis entwickeln. Je mehr die Massen die objektive Realität entdecken, auf die ihre transformierende Aktion wirken muss – das heißt, je bewusster sie sich ihrer unterdrückten Situation werden –, desto kritischer sind sie in die soziale Realität eingebunden. Die Gewalt der Unterdrücker soll die Unterdrückten zu Objekten machen; ihre Antwort auf diese Gewalt ist der Wunsch, nach dem Richtigen zu streben. Die Unterdrückten müssen als Menschen und nicht als Objekte kämpfen, um die von den Unterdrückern auferlegten Strukturen zu überwinden.
Rousseau: Selbsterkenntnis durch Erfahrung
Für Rousseau ist es notwendig, dem Kind die Mittel zur Selbsterkenntnis zu geben. Schüler sollten vom Konkreten und Intuitiven zum Allgemeinen und Abstrakten übergehen, indem sie intuitive Erfahrungen machen und die Dinge der natürlichen und sozialen Welt selbst erleben. Konzepte und Abstraktionen sind das Endergebnis dieses gesamten Prozesses.
Dewey: Gültigkeit von Ideen & Pädagogische Erfahrung
Für Dewey basiert die Gültigkeit einer Idee auf dem Nutzen, den sie bietet. Es gibt zwei Kriterien, die den Erfolg pädagogischer Erfahrungen anzeigen:
- die zeitliche Kontinuität dieser Erfahrungen
- die Interaktivität des einzelnen Lernenden mit anderen Lernenden
Dieser gesamte Prozess erfolgt unter der Aufsicht und Leitung des Lehrers, stets den sequenziellen Schritten der wissenschaftlichen und experimentellen Methode folgend.
Makarenko: Kollektive Arbeit & Disziplin
Für Makarenko müssen kommunistische Menschen produktiv im Interesse der Gemeinschaft arbeiten, nicht aus Eigeninteresse. Disziplin ist kollektiv bedingt. Eine Gruppe funktioniert im Rahmen demokratischer Prinzipien mit einer klaren Arbeitsteilung: Einige sind als Führungskräfte organisiert, andere sind bereit, geplante Aufgaben und Kontrollen auszuführen. Einige müssen lernen zu gehorchen, andere zu führen. Nur die kollektive Organisation der sozialen Beziehungen kann den Bedarf an kollektiven Disziplinarkriterien freisetzen.
Francesc Ferrer i Guàrdia: Bildung für freie Menschen
Für Ferrer i Guàrdia sollte jede erzieherische Tätigkeit konsequent der Gesellschaft dienen und in Gemeinschaft und Zusammenarbeit durch direkte Beteiligung von Schülern und Lehrern auf völlig gleichberechtigter Basis erfolgen. Das Ziel der neuen Bildung sollte die Ausbildung freier Männer und Frauen sein, die die Freiheit anderer lieben und respektieren. Es ging darum, eine neue, brüderliche Welt aufzubauen.
Marshall McLuhan: Medien als Erweiterung menschlicher Sinne
McLuhan geht von einer Grundidee aus: Die Medien sind Erweiterungen der menschlichen Sinne. Dies bedeutet, dass jeder technische Fortschritt auch eine neue Form der Realitätswahrnehmung mit sich bringt. Die Medien bedingen, wie Menschen die Realität wahrnehmen.
Paulo Freire: Kritik am Bankiers-Konzept der Bildung
Nach Paulo Freire prägt das „Bankiers-Konzept“ der Bildung den Charakter der Lernenden. Aus dieser Perspektive werden Lernende zu einer Art Container, in dem Wissen deponiert wird. Der Lehrer kommuniziert nicht, sondern führt die Schüler dazu, Wissen demütig zu akzeptieren. Der einzige Handlungsspielraum für die Schüler besteht darin, dieses Wissen abzulegen und auswendig zu lernen.