Semiotik, Denken, Sprache und Wirklichkeit erklärt

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Semiotik: Die Lehre von den Zeichen

Die Semiotik ist die Wissenschaft, die sich mit Zeichen und Zeichensystemen beschäftigt. Sie lässt sich in drei Hauptbereiche unterteilen:

  • Syntax: Untersucht die formalen Beziehungen der Zeichen untereinander, unabhängig von ihrer Bedeutung (z. B. Grammatikregeln).
  • Semantik: Behandelt die Beziehung zwischen den Zeichen und der Wirklichkeit, also ihre Bedeutung.
  • Pragmatik: Analysiert die Verwendung von Zeichen im Kontext unter Berücksichtigung außersprachlicher Faktoren, die die Kommunikation beeinflussen.

Obwohl die Semiotik in diese drei Dimensionen unterteilt wird, sind Syntax, Semantik und Pragmatik in der tatsächlichen Zeichenverwendung nicht getrennt, sondern wirken stets gleichzeitig.

Denken und Sprache: Eine enge Beziehung

Es gibt verschiedene Ansichten über das Verhältnis von Denken und Sprache:

  1. Das Denken basiert auf der Sprache und ist von ihr abhängig: Diesen Standpunkt vertraten unter anderem der amerikanische Linguist Edward Sapir und der Soziolinguist Basil Bernstein. Nach dieser Auffassung ermöglicht Sprache das Denken, indem sie ihm Form und Grenzen gibt. Es ist einfacher, über etwas Konkretes nachzudenken (z. B. ein Buch auszuwählen), als „im luftleeren Raum“ zu denken, ohne sprachliche Ankerpunkte. Sprache begünstigt die Entwicklung des Denkens, aber das Denken hängt nicht ausschließlich von ihr ab – ähnlich wie starker Wind die Ausbreitung eines Feuers begünstigt, das Feuer aber nicht vom Wind abhängt.
  2. Das Denken ist Sprache: Eine radikalere These, die unter anderem von Friedrich Max Müller im späten 19. Jahrhundert und, mit Varianten, von Ludwig Wittgenstein vertreten wurde. Ein Einwand könnte sein: „Denken Tauben nicht auch?“ Aber Sprache ist ein System von Zeichen, das nicht notwendigerweise gesprochen oder geschrieben sein muss (z. B. Gebärdensprache, innere Sprache).

Sprache und Wirklichkeit: Korrespondenz

Worte beziehen sich auf Dinge in der Wirklichkeit. Wir können jedoch nicht das „Wesen“ der Dinge erkennen, sondern nur ihr Verhalten und ihre Beziehungen zu anderen Dingen. Wir wissen, was mit den Dingen geschieht, nicht, was sie an sich sind. Ich weiß nicht, was ein Mensch „an sich“ ist, aber ich weiß zum Beispiel, dass ein Mensch Basketball spielen oder weinen kann. Etwas existiert und wird definiert durch seine Beziehungen zu anderen Dingen. Die Welt besteht aus Tatsachen (Sachverhalten), nicht aus isolierten Objekten.

Wir können sinnvoll über die Welt sprechen (z. B. über eine Person wie Laura, die sich ständig wandelt und durch Eigenschaften wie „hübsch“, „fröhlich“, „freundlich“ beschrieben wird), weil Sprache und Welt eine gemeinsame logische Struktur aufweisen.

Sprache und Wirklichkeit: Merkmale

Konventionell und Symbolisch

Die menschliche Sprache ist konventionell. Die Wörter entspringen nicht „natürlich“ den Dingen, sondern sind, wie Jean-Jacques Rousseau sagte, „Kunstwerke“. Selbst Lautmalereien (Onomatopoetika) haben keine eindeutige Beziehung zur Wirklichkeit: Der Hahn macht im Spanischen „kikiriki“, im Englischen „cock-a-doodle-doo“ und im Französischen „cocorico“.

Die menschliche Sprache ist symbolisch, da sie Zeichen anstelle der bezeichneten Dinge verwendet. Stellen Sie sich eine Welt ohne Worte vor, in der wir jedes Mal auf das Objekt zeigen müssten, über das wir sprechen wollen, um verstanden zu werden.

Subjektivität der Sprache

Sprache ist auch subjektiv. Wörter drücken Realitäten gemäß allgemein akzeptierter Konventionen aus, aber sie werden immer von einem Individuum gesprochen. Sie schweben nicht unabhängig im Raum, sondern werden von einer Person geäußert, basierend auf deren Wahrnehmung und Kenntnis der Realität. Don Quijote rief „Gefährliche Feinde!“, als er Windmühlen sah – ein Ausdruck seiner fehlerhaften Wahrnehmung der Realität.

Sprache drückt nicht nur reine Ideen im Geist aus, sondern bezieht sich auf Fakten und die Wirklichkeit (auch wenn dabei Irrtümer oder Verwechslungen auftreten können). Wäre Sprache nur Ausdruck unserer inneren Ideen, wäre die Koordination unserer Handlungen in der Welt unmöglich.

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