Sensation, Wahrnehmung & Motorisches Lernen: Ein Leitfaden
Eingeordnet in Leibesübungen
Geschrieben am in Deutsch mit einer Größe von 6 KB
Sensation: Definition und Bedeutung
Sensation ist eng mit einfachen, grundlegenden Erfahrungen verbunden. Aus physiologischer Sicht ist sie die Aktivität der sensorischen Rezeptoren, die es uns ermöglichen, Reize sowohl aus dem inneren als auch aus dem äußeren Umfeld zu erfassen (Goldstein, 1988). Sensation befasst sich daher ausschließlich mit der Aufnahme von Informationen oder Erfahrungen, die wir benötigen, um auf einen Reiz zu reagieren (Goldstein, 1988).
Arten von Empfindungen
- Exterozeptive Empfindlichkeit: Reize aus der Außenwelt und äußere Eigenschaften des Körpers.
- Interozeptive Empfindlichkeit: Informationen aus dem inneren Milieu des Körpers, z.B. Zustand der Organe und Körperfunktionen (Hunger, Durst, physiologische Bedürfnisse).
- Propriozeptive Empfindlichkeit: Informationen zu Muskeldehnung, Körperposition im Raum, motorischer Aktivität, Gleichgewicht etc.
- Kinästhetische Empfindungen: Körperhaltung und die Position seiner Segmente.
- Vestibuläre Empfindungen (Gleichgewichtssinn): Informationen zu Gleichgewicht und Orientierung im Raum.
Wahrnehmung: Verarbeitung sensorischer Daten
Wahrnehmung ist das Ergebnis von Prozessen höherer Ordnung. Sie basiert auf sensorischen Daten (Interaktion oder Prozess der Empfindung), beinhaltet aber eine geistige Aktivität der Analyse und Synthese. Diese ermöglicht die Erkennung und Interpretation der erhaltenen Empfindungen, basierend auf gespeicherten früheren Erfahrungen, Aufmerksamkeit und Motivation. Das gesamte Wissen über die äußere und innere Umgebung stammt aus der Dekodierung und Interpretation sensorischer Nachrichten. Diese bilden das Bewusstsein und die Grundlage für das Lernen.
Empfindung & Wahrnehmung im motorischen Lernen
Komponenten des Informationsflusses
- Reize: Elemente, Dinge, Ereignisse oder Handlungen, die von den Sinnen wahrgenommen werden (z.B. geringes Gewicht, Kälte).
- Rezeptoren: Körperstrukturen, die Reize während des gesamten Prozesses aufnehmen.
- Afferente Bahnen: Die Nervenbahnen, die die Rezeptoren mit dem zentralen Nervensystem verbinden und die erfassten Informationen senden.
- Zentrales Nervensystem (ZNS): Hier werden Informationen interpretiert (Wahrnehmung) und Befehle für die Bewegung gesendet.
- Efferente Bahnen: Die neuronalen Bahnen, die das Nervenzentrum mit dem Effektororgan verbinden. Sie leiten den resultierenden Befehl zur motorischen Antwort weiter.
- Effektor: Körperteil, das die Bewegung ausführt.
Informationsverarbeitung im motorischen Lernen
Die Sicht der Informationsverarbeitung erklärt das Lernverhalten und die Ausführung einer motorischen Aufgabe, indem sie die Umwandlung von Informationen betrachtet: Sobald Informationen erfasst (Input), verarbeitet (Entscheidungsfindung) und die Antwort ausgeführt (Output) wird. Um eine Aufgabe richtig zu lernen, sollten Lernende in der Lage sein:
- Relevante Reize aus der Umwelt wahrnehmen (Wahrnehmungsmechanismus: Was ist das?).
- Eine motorische Reaktion auswählen oder planen, die mit der Umgebung kompatibel ist (Entscheidungsmechanismus: Was tun?).
- Die Bewegung korrekt ausführen (Ausführungsmechanismus: Wie soll ich es tun?).
- Die erhaltenen Informationen nutzen, um die Antwort zu bewerten und gegebenenfalls anzupassen.
Die Entwicklung der Sinne: Pädagogische Leitlinien
Pädagogische Interventionen sollten folgende Leitlinien berücksichtigen:
- Sensorische Fähigkeiten umfassend fördern, um ihre motorische Entwicklung zu unterstützen.
- Die sensorischen Möglichkeiten des Körpers entdecken, die Sinnesorgane erkennen und die Reize verstehen, die an die Rezeptoren gelangen.
- Eine reizreiche Umgebung für das Kind schaffen, die jeden einzelnen Sinn anspricht. Die Vielfalt der täglichen Stimuli maximieren und alle sensorischen Bahnen anregen, insbesondere jene, die weniger beachtet werden.
- Die sensorische Abstimmung verfeinern, um sensorische Schwellenwerte zu verbessern und neue Empfindungen sowie sinnliche Nuancen zu erschließen.
- Sensorische Interaktion fördern, um die Koordination und intermodale Verknüpfung für ein besseres Verständnis des Selbst und der Außenwelt zu ermöglichen.
- Die Aufmerksamkeit auf für das Kind interessante Reize lenken, damit diese in den Vordergrund seines Bewusstseins treten.
- Eigene Gefühle und die von Objekten in der Umgebung erzeugten Empfindungen immer differenzierter erkennen und die Ursachen dieser Empfindungen identifizieren.
- Antworten und Bewegungen schrittweise auf der Grundlage der empfangenen Daten planen und anpassen.
- Empfindungen klassifizieren und verwalten, isoliert oder nach Ähnlichkeiten und Unterschieden zusammengefasst.
- Den Ausdruck und die Kommunikation aller Sinne und Wahrnehmungen beeinflussen.
- Eigene Gefühle und Wahrnehmungen differenzierter zum Ausdruck bringen.
- Die Ausdrucksmöglichkeiten des Körpers nutzen, um sich zu manifestieren.
Entwicklungsbereiche von Empfindungen & Wahrnehmungen
1. Empfindungen und Wahrnehmungen des eigenen Körpers
- Interozeptive Empfindungen
- Propriozeptive Empfindungen
2. Empfindungen und Wahrnehmungen in Beziehung zu sich selbst und anderen
- Sensorische Erforschung des eigenen Körpers und des Körpers anderer (Merkmale, Geschlecht, Größe, Gewicht, Haarfarbe, Augenfarbe etc.).
3. Empfindungen und Wahrnehmungen von Raum und Zeit
- Räumliche Lage und Beziehungen
- Perspektiven
- Rhythmen
- Geschwindigkeit
- Bewegungsbahnen
4. Empfindungen und Wahrnehmungen in Beziehung zu Objekten
- Einsatz der Sinne zur Objekterkundung.