Siedlungen: Typen, Entwicklung und Morphologie
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Einführung in menschliche Siedlungen
Siedlungen sind Formen menschlicher Ansiedlungen im Raum. Es gibt zwei Haupttypen von Siedlungen: ländliche und urbane.
Ländliche Siedlungen, zu denen Dörfer und Kleinstädte gehören, sind durch die Dominanz primärer Wirtschaftssektoren (z. B. Landwirtschaft, Forstwirtschaft) gekennzeichnet. Im Gegensatz dazu bestehen urbane Siedlungen aus größeren Ansiedlungen, Städten, deren Bevölkerung hauptsächlich in sekundären (Industrie) und tertiären (Dienstleistungen) Sektoren beschäftigt ist.
Ländliche Siedlungen
Faktoren und Typen ländlicher Siedlungen
Die ländliche Siedlungsstruktur wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst:
- Physische Faktoren: Dazu gehören die Topografie, die Verfügbarkeit von Wasser und die Bodenfruchtbarkeit.
- Menschliche Faktoren: Hierzu zählen historische Gegebenheiten oder die Art der Ressourcennutzung.
Es gibt zwei Haupttypen ländlicher Siedlungen: die Streusiedlung und die konzentrierte Siedlung.
Streusiedlung
Bei der Streusiedlung sind die einzelnen Gehöfte von Ackerland, Wiesen und Wäldern umgeben und liegen voneinander getrennt.
Konzentrierte Siedlung
Bei der konzentrierten Siedlung sind die Häuser vom Ackerland getrennt und liegen dicht beieinander, wodurch Dörfer oder Kleinstädte entstehen. Hinsichtlich ihrer Anordnung können diese Siedlungen linear sein, wenn sie sich entlang eines Weges wie eines Flusses oder einer Straße erstrecken, oder gruppiert, wenn die Häuser um einen Kern angeordnet sind. In beiden Fällen kann der Grundriss regelmäßig oder unregelmäßig sein.
Urbane Siedlungen: Das Stadtkonzept
Definition und Kriterien
Urbane Siedlungen bestehen aus Städten. Das Konzept der Stadt ist komplex und ergibt sich aus einer Kombination mehrerer Kriterien.
Quantitative Kriterien
Quantitative oder statistische Kriterien basieren auf Zahlen. Eine Siedlung wird als Stadt betrachtet, wenn sie eine bestimmte Einwohnerzahl überschreitet.
Qualitative Kriterien
Qualitative Kriterien definieren Städte durch bestimmte Merkmale. Dazu gehören das Erscheinungsbild, das durch eine hohe Bevölkerungsdichte, dichte Bebauung, kollektive Wohnformen und vertikale Bauweise gekennzeichnet ist, sowie die Dominanz industrieller und dienstleistungsbezogener Wirtschaftsaktivitäten.
Historische Entwicklung der Städte
Vorindustrielle Städte
Die ersten Städte entstanden vor etwa 7500 Jahren in Mesopotamien an den Ufern von Tigris und Euphrat. Kurz darauf entstanden weitere Städte an den Ufern des Nils und des Indus. Fast alle hatten einen unregelmäßigen Grundriss und waren um große Tempel und Paläste organisiert.
Antike und Mittelalter
In der klassischen Antike, während des ersten Jahrtausends v. Chr., verbreiteten sich Städte durch die griechische Kolonisation und das Römische Reich über den Mittelmeerraum. Griechen und Römer gründeten neue Städte mit regelmäßigen, gitterförmigen Grundrissen und statteten sie mit wichtigen Gebäuden und öffentlichen Plätzen aus. Die Krise des Römischen Reiches ab dem 3. Jahrhundert markierte den Niedergang der europäischen Städte.
Im Mittelalter erlebten die europäischen Städte ab dem 11. Jahrhundert dank des aufblühenden Handels einen erneuten Aufschwung. Auch muslimische Städte erreichten eine bemerkenswerte Entwicklung. Beide waren von Mauern umgeben, hatten meist einen unregelmäßigen Grundriss und widmeten neben religiösen Bauten auch Raum für handwerkliche und gewerbliche Tätigkeiten.
Frühe Neuzeit
In der Frühen Neuzeit, im 15. und 16. Jahrhundert, verbreiteten die geografischen Entdeckungen die Urbanisierung in Afrika und Amerika. Im 17. Jahrhundert ließen absolutistische Könige, um ihre Macht zu demonstrieren, Städte, insbesondere Hauptstädte, verschönern, indem sie breite Straßen, Plätze und Gärten anlegten. Im 18. Jahrhundert verbesserten die Monarchien die städtische Infrastruktur durch Abwasserentsorgung, Kanalisationssysteme und Pflasterung und errichteten viele öffentliche Gebäude.
Die Industriestadt
Wachstum und neue Stadtstrukturen
Mit der Einführung der modernen Industrie wuchsen die Städte schnell. Eine große ländliche Bevölkerung zog in sie, die alten Stadtmauern wurden abgerissen und die Stadtfläche erweitert.
Es entstanden neue städtische Räume:
- Bürgerliche Viertel: Gut geplant, mit großen Häusern und hochwertigen städtischen Dienstleistungen.
- Arbeiterklasse-Viertel: Unorganisiert, mit kleinen Wohnungen aus minderwertigen Materialien und mangelnder öffentlicher Versorgung.
Veränderung des Stadtbildes
Das Stadtbild änderte sich durch die Einführung von Fabriken, Eisenbahnen, Straßenbahnen und später durch Gas- und elektrische Straßenbeleuchtung.
Die moderne Stadt
Städtisches Wachstum in entwickelten Ländern
In den entwickelten Ländern Europas und Nordamerikas nahm das städtische Wachstum seit dem späten 18. Jahrhundert zu, bis zur Krise von 1975. Die Landflucht wurde durch die Entwicklung der Industrie und des Dienstleistungssektors in den Städten motiviert.
Städtisches Wachstum in Entwicklungsländern
In Entwicklungsländern Lateinamerikas, Asiens und Afrikas begann das städtische Wachstum im frühen bis mittleren 20. Jahrhundert, hat aber seither eine solche Dynamik entwickelt, dass man von einer „urbanen Explosion“ sprechen kann. Die Ursache dieses Wachstums war die Abwanderung aus ländlichen Gebieten, motiviert durch Armut und hohes Bevölkerungswachstum auf dem Land.
Urbane Morphologie
Definition der urbanen Morphologie
Die urbane Morphologie beschreibt die Form, die eine Stadt annimmt. Sie ergibt sich aus der Kombination mehrerer Faktoren: dem Standort und der Lage der Stadt, ihrem Grundriss, der Bebauung und der Landnutzung.
Standort und Lage
- Der Standort ist das konkrete Gebiet, auf dem die Stadt liegt.
- Die Lage beschreibt die Position der Stadt im Hinblick auf ihr geografisches Umfeld.
Der Grundriss
Der Grundriss ist eine Einheit, die aus bebauten und unbebauten Flächen der Stadt besteht.