Sozialer und wirtschaftlicher Wandel in Europa im 18. Jahrhundert

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Bevölkerungswachstum

Die Bevölkerung Europas wuchs im späten 18. Jahrhundert auf etwa 188 Millionen Einwohner an. Begünstigt durch eine Ära des Friedens und des gewerblichen und kommerziellen Fortschritts, verzeichnete die Bevölkerung einen deutlichen Anstieg. Besonders die westeuropäischen Nationen profitierten von dieser demografischen Dynamik. Die Entwicklung der industriellen Landwirtschaft führte zu einer Konzentration der Arbeitskräfte in den aufstrebenden Industriestädten und einer massiven Landflucht, wodurch die städtische Bevölkerung in ungekanntem Ausmaß wuchs.

Aufstieg des Bürgertums und Krise des Adels

Die Krise des Ancien Régime brachte dem Adel harte Zeiten. Durch die Verstaatlichung ihres Eigentums verarmten viele Adlige. Im 18. Jahrhundert etablierte sich das Bürgertum als treibende Kraft in Politik, Wirtschaft und Kultur. Die nationale Bourgeoisie kontrollierte den Handel und das Finanzwesen der Hauptstadt. Während die Großbourgeoisie an Einfluss gewann und sich dem Adel annäherte, blieb die bürgerliche Masse rechtlos. In ihr verbreiteten sich neue ideologische Konzepte und die Forderung nach sozialem und politischem Wandel. Der Adel behielt die politischen und kirchlichen Ämter, die mittlere Bourgeoisie engagierte sich in Industrieberufen oder liberalen Bewegungen, und die unteren Klassen arbeiteten in der Landwirtschaft oder in Fabriken.

Das städtische Proletariat

Das Proletariat lebte unter harten Bedingungen. Neben den Arbeitern in Kooperativen und jenen, die ihre Tätigkeit zwischen Landwirtschaft und Industrie aufteilten, waren die Arbeiter in industriellen Anlagen einer strengen Disziplin und einem 16-Stunden-Tag unterworfen. Ihre Löhne reichten oft nicht aus, um mit dem allgemeinen Preisanstieg Schritt zu halten. Dies führte zu zunehmenden Wutausbrüchen und Streiks im Laufe des Jahrhunderts. Kinder wurden von der Industrie als billige Arbeitskräfte ausgebeutet und litten unter besonders schlechten Bedingungen.

Spannungen auf dem Land

Die sich verschlechternden Lebensbedingungen der Armen führten zu Konflikten auf dem Land und zum Wiederaufflammen alter feudaler Privilegien. In Osteuropa, beginnend mit der Türkei im frühen 16. Jahrhundert, festigte sich die Leibeigenschaft. In Russland führte das Streben der Gutsbesitzer nach Sklavenarbeit zu heftigen Aufständen, wie dem von Pugatschow. In Polen, Preußen, Österreich und Ungarn war die Situation der Leibeigenen kaum besser. Deutschland stellte eine Übergangszone zwischen dieser Art der Leibeigenschaft und den landwirtschaftlichen Bedingungen Westeuropas dar.

Spanien: Klerus und Adel im Wandel

Unter Karl III. und seinem Minister, dem Marquis de Esquilache, stieß die Europäisierung Spaniens und die Einführung des aufgeklärten Geistes auf heftigen Widerstand. Trotz des Rücktritts des Marquis wurden die Reformen fortgesetzt. Die Minister Karls III. schränkten die Macht des Klerus und die Jurisdiktion der Inquisition ein.

Städte, Bauernschaft und Minderheiten

Die Reformen von Orry und Amelot wurden unter Karl III. von Campomanes und Jovellanos weiterentwickelt, um das Wohl der arbeitenden Klassen zu fördern. Die Gründung von Wirtschaftsgesellschaften förderte den Wohlstand und die Kultur in den Provinzen. Die Entwicklung des Freihandels führte zur Öffnung spanischer Häfen für den Handel mit Indien und steigerte den Reichtum. Der wirtschaftliche Wandel hatte soziale Auswirkungen, da er die Bildung und andere soziale Schichten begünstigte. Das Bürgertum wurde wohlhabender, und Finanziers und Fachleute erlangten leichteren Zugang zu Reichtum und Kontakt zu den oberen Klassen. Der Fortschritt trug zur Entstehung des proletarischen Klassenkampfes bei.

Wachstum in der Landwirtschaft

Das Bevölkerungswachstum in Europa steigerte den Konsum von Produkten wie Fleisch, Weizen und Gewürzen. Kaffee, Zucker, Kakao und Tabak erfreuten sich zunehmender Beliebtheit. Das Bevölkerungswachstum führte auch zu einer Steigerung der Nahrungsmittelproduktion, die sich in höheren Erträgen und größeren Erntemengen manifestierte. Neue Pflüge und Dreschmaschinen aus Eisen ersetzten die alten Holzgeräte. Die Society of Arts in England förderte neue Erfindungen und Entdeckungen wie die Fruchtfolge und den Anbau von Weizen anstelle von Gerste und Hafer. Es entstanden regionale Spezialisierungen, wie der Anbau von Gräsern und Futterpflanzen im Osten und Süden Englands. Eine verbesserte Ernährung mit Weizen, Kartoffeln und Fleisch war die unmittelbare Folge der technischen Fortschritte in der Landwirtschaft.

Grundbesitz und seine Struktur

In England trugen die Einfriedungen zur Modernisierung der Landwirtschaft bei. Die Konzentration des Landbesitzes führte zum Ruin vieler kleiner Landbesitzer, während die großen Landbesitzer ihre Besitztümer erweiterten und neue Methoden einführten. In England bildete sich eine Hierarchie in der Landwirtschaft. In Westeuropa gab es verschiedene Formen der Landnutzung und Pachtverträge. In Osteuropa herrschte die direkte Nutzung durch den Eigentümer mittels Sklavenarbeit vor.

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